Covid-19 & Diabetes

Senkt Metformin die Sterblichkeit?

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Berlin -

Typ-2-Diabetes gilt als Risikofaktor für schwere Covid-Verläufe – vor allem, bei schlechter Einstellung und mangelnder Überwachung. Einige Diabetiker könnten im Falle einer Erkrankung jedoch deutlich bessere Überlebenschancen haben: Metformin scheint die Sterblichkeit von Typ-2-Diabetikern mit Covid-19 zu senken, wie Forscher im Fachjournal „Frontiers in Endocrinology“ erläutern. Es ist nicht die erste Untersuchung, die Hinweise liefert.

Dass Diabetes Einfluss auf den Verlauf von Covid-19 nimmt zeigt auch die aktuelle Analyse elektronischer Krankenakten der Univer­sitätsklinik in Birmingham im US-Staat Alabama: Insgesamt wurden die Daten von 604 Patienten aus der ersten Coronawelle begutachtet – knapp 40 Prozent litten unter einem Diabetes. Damit war der Anteil mehr als doppelt so hoch wie bei den übrigen Patienten der Klinik.

Weniger Todesfälle unter Metformin

Bei den 67 Corona-Toten handelte es sich in knapp 70 Prozent um Diabetiker. Das Risiko an Covid-19 zu sterben war bei ihnen somit mehr als 3-Mal so hoch wie bei Nichtdiabetikern. Allerdings machten die Wissenschaftler bei ihrer Analyse eine Entdeckung: Patienten, die mit Metformin behandelt wurden, starben weniger häufig an der Erkrankung – hier kam es nur zu 8 Todesfällen und damit zu einer um etwa 2/3 reduzierten Sterblichkeit.

Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, wurden keine Beweise dafür geliefert, dass Metformin tatsächlich für die niedrigere Sterberate bei Diabetikern verantwortlich ist. Hinweise gibt die Untersuchung jedoch allemal. Dennoch bleiben weitere Faktoren als Ursache möglich, beispielsweise eine bessere Versorgungsqualität oder ein früheres Erkrankungsstadium der Patienten.

Es ist jedoch nicht die erste Studie die Daten für einen positiven Effekt von Metformin liefert: Die „Coronado-Studie“ aus Frankreich konnte bereits ähnliche Hinweise darlegen: Das Sterberisiko für Diabetiker, die vor der Covid-Erkrankung mit dem Wirkstoff behandelt wurden, war um 41 Prozent reduziert. In einer Untersuchung aus China konnte sogar ein mehr als vierfach vermindertes Sterberisiko ermittelt werden. In den USA zeigte sich bei Diabetikerinnen mit Metformin-Therapie eine Reduktion der Sterblichkeit um 20 Prozent.

Unklar bleibt bislang jedoch, worauf dieser Effekt beruht: Wissenschaftler vermuten, dass die antientzündliche und antithrombotische Wirkung zum Tragen kommen könnte. Metformin reduziert bei Diabetikern den Blutzuckerspiegel. Zugrunde liegt eine Hemmung der Glycogenolyse und Gluconeogenese in der Leber.

Blutzucker-Einstellung ausschlaggebend

In Deutschland gibt es mindestens sieben Millionen Menschen mit Diabetes und jeden Tag kommen rund 1300 hinzu. Bis 2040 wird mit zwölf Millionen Erkrankten gerechnet. Das Schlimme: Typ-2-Diabetes verursacht zunächst meist kaum Beschwerden. Daher wird er häufig erst spät erkannt – in der Zwischenzeit kann er jedoch bereits Schaden anrichten. Eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckers ist daher besonders wichtig: Denn nur so können Neuerkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Eine optimale Einstellung der Krankheit ist das A und O.

Neben dem Glukose-Wert spielen auch die Ketone eine große Rolle beim Diabetes und dem damit verbundenen Risiko für schwere Covid-Verläufe: Denn bei einer Ketoazidose kommt es zu einer massiven Stoffwechsel-Entgleisung, die lebensgefährlich werden kann. Im Zusammenspiel mit einer Covid-Erkrankung steigt das Risiko noch weiter an.

 

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