Relafalk: Gezielte Antibiotika-Wirkung im Dickdarm Alexandra Negt, 31.10.2019 08:43 Uhr
-
Relafalk ist als lokal wirksames Antibiotikum zur Therapie von Reisedurchfällen bei Erwachsenen indiziert. Foto: Dr. Falk Pharma
Berlin - Auf Reisen kommt es häufig zu bakteriell bedingten Durchfällen. Mittel innerhalb der Selbstmedikation lindern nur die Symptome. Relafalk enthält den Wirkstoff Rifamycin und kann somit gegen die Ursache wirken. Das Besondere: Durch eine spezielle Galenik wirkt das Antibiotikum ausschließlich lokal im Dickdarm.
Relafalk enthält das Antibiotikum Rifamycin und wird in einer Packungsgröße von 12 Tabletten ab Dezember verschreibungspflichtig auf den Markt kommen. Um Dosierungsfehler zu vermeiden, ist eine Markteinführung größerer Packungen vom Unternehmen nicht angedacht. Da es sich um eine prophylaktische Verschreibung handelt, wird die Verordnung auf Privatrezept erfolgen. Die Haltbarkeit liegt bei über 24 Monaten. Relafalk ist zugelassen zur Behandlung von Reisediarrhoen bei Erwachsenen. Es werden zweimal täglich zwei Tabletten über drei Tage eingenommen. Eine Tablette enthält 200 mg Rifamycin.
Das Nebenwirkungsprofil ist aufgrund der speziellen Galenik gering. Auch mit typischen Antibiotika-Komplikationen wie einer Störung der körpereigenen Bakterienkulturen im Darm sei nicht zu rechnen. Die Kontraindikationen beschränken sich momentan auf Schwangerschaft und Stillzeit. Eine Anwendung sollte erst ab dem 18. Lebensjahr erfolgen. Bei Verdacht auf eine Enteritis (hohes Fieber, Blutbeimengungen im Stuhl) sollte ein Arzt konsultiert werden. Die vorläufige Indikation ist ausschließlich Reisediarrhoe. Eine Zulassungserweiterung für die Indikationen Reizdarm und Divertikulitis ist angedacht.
Rifamycin gehört zu den ältesten Antibiotika. Der Arzneistoff hemmt die Proteinsynthese durch Unterdrückung der RNA-Transkription und wirkt somit bakterizid. Oral eingenommen kann der Arzneistoff nicht resorbiert werden. Bei Relofalk handelt es sich um Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung. Die sogenannte MMX-Technologie kombiniert eine pH-abhängige und verzögerte Freisetzung, sodass der Wirkstoff selektiv im Dickdarm freigesetzt wird. MMX steht für Multimatrix: Innerhalb der Tablette liegt eine lipophile Matrix verteilt in einer hydrophilen Struktur vor. Ummantelt ist die Darreichungsform zusätzlich mit einer säurestabilen Befilmung. Diese Art der verzögerten Wirkstofffreisetzung wird ebenfalls bei Medikamenten zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen genutzt. Die Resorptionsquote aus dem Darm liegt bei unter 1 Prozent.
- 1
- 2
Lesen Sie auch
-
Magen-Darm-Beschwerden Urlaubskiller Reisediarrhoe »
-
FDA-Zulassung Aemcolo: Rifamycin gegen Reisediarrhö »
-
Magen-Darm-Erkrankungen Fresh-up: Reisedurchfälle »
-
Antidiarrhoika Loperamid: FDA fordert Einzeldosen »
-
Magen-Darm-Beschwerden Lebensmittelvergiftung: Salmonellen & Co. »
Neuere Artikel zum Thema
-
Mammakarzinom Brustkrebs: Nerlynx senkt Rezidivrisiko »
-
Pfefferminzöl löst Darmkrämpfe Buscomint: Pflanzlich gegen Reizdarm »
- Influenza Zanamivir-Infusion: Wenn die Grippe lebensbedrohlich wird »
- Morbus Crohn Tabuthema Fisteln – Heilung durch Stammzellen »
- Blutgerinnungsstörungen Caplacizumab: Zielgerichtet gegen Mikrothromben »
Mehr aus Ressort
- BfArM gibt Entwarnung NDMA in Metformin: EU-Arzneimittel nicht betroffen »
- Infektionskrankheiten Erneut Affenpocken-Infektion in England »
- Akute myeloische Leukämie Xospata erhält EU-Zulassung »
APOTHEKE ADHOC Debatte