TV-Tipp

Glaeske: Kämpfer gegen bittere Pillen

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Berlin -

Sinnvoll, sinnlos oder gefährlich – wie steht es um Arzneimittel und ihre Wirkungen? Dieser Frage geht heute Abend ARD alpha in der Sendung Planet Wissen nach. Das Thema „Bittere Pillen“ wird von Pharmakritiker Professor Dr. Gerd Glaeske begleitet. Unter die Lupe genommen werden unlautere Pharmawerbung, die Unterwanderung von Selbsthilfegruppen sowie vermeintlich überflüssige Medikamente in der Selbstmedikation. Und was macht für Glaeske eine gute Apotheke aus?

Glaeske erklärt um 11 Uhr, 15 Uhr und 22 Uhr, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland verbessert werden kann und was eine Beratung in der Apotheke ausmacht. Dem einen oder anderen könnte das bekannt vorkommen, denn es handelt sich bei der Sendung um eine Wiederholung von 2015. Planet Wissen zeigt die Laufbahn von Glaeske, die 1981 begann und bereits 1983 ihren ersten Höhepunkt hatte. Der Pharmakritiker recherchierte zum Buch „Bittere Pillen“, das 2300 Medikamente wissenschaftlich bewertete.

Die kritische Revision des Arzneimittelmarktes stieß auf eine harte Gegenwehr, denn nur 25 Prozent der Medikamente wurden mit „gut“ bewertet, 75 Prozent wurden abgewertet oder nur als eingeschränkt eingestuft. Nur drei Jahre später nahm sich die Stiftung Warentest dem Thema an. Im Jahr 2000 erschien das Handbuch Medikamente. Glaeske musste sich vor Gericht verantworten. Es gab 85 Klagedokumente und 14 Prozesse.

Der Pharmakritiker bewertet in der Sendung die Kontrazeptiva der vierten Generation. Die laut Bericht „ein sehr großes Problem“ darstellen, weil sie mehr Thrombosen verursachten als die älteren Präparate. Die neuen Produkte mit Drosperinon sollten laut Glaeske nur noch eingeschränkt verordnet oder vom Markt genommen werden.

Aber wie sieht es beim OTC-Sortiment aus? Auch hier nimmt der Pharmakritiker kein Blatt vor den Mund. Kombinationspräparate sind aus seiner Sicht nicht zu empfehlen, weder gegen Schmerzen noch bei Erkältungen. Sie haben einen erheblichen Nachteil: mehr unerwünschte Wirkungen, zudem seien Monopräparate ausreichend. Glaeske spricht bei Wick Medinait & Co. von „Schrotschuss-Kombinationen“. Bei einer Grippe müsse man sich entscheiden, was am Schlimmsten ist. Ohnehin gelte der Satz: „Ein grippaler Infekt dauert ohne Arzneimittel sieben Tage und mit eine Woche“. Mehr Schlaf, frisches Obst und Gemüse sowie Inhalation und Hühnersuppe seien bei einem normalen Infekt ausreichend.

An Halsschmerztabletten mit antibiotischen Inhaltsstoffen oder Desinfektionsmitteln lässt er kein gutes Haar – zu viele unerwünschte Wirkungen, Antibiotika kämen nicht so tief in den Hals und förderten lediglich die Resistenzen. Gurgeln und Salbeibonbons lautet seine Empfehlung.

Im Test waren zehn Apotheken im Norden zum Thema Erkältung. Für Glaeske ist das Ergebnis eine Negativauswahl, 30 bis 50 Prozent würden umsatzorientiert beraten und den „Spagat zwischen Ethik und Monetik“ nicht schaffen. Der Rest wisse, was sinnvollerweise beraten werden sollte. Für Glaeske ist angesichts des Ergebnisses „vieles verbesserungsbedürftig“. Apotheker müssten erkennen, dass die Apotheke „ein Gesundheitszentrum ist und kein Verkaufsladen“. In ihrer Empfehlung sollten sich die Pharmazeuten an Studien halten und nicht dem folgen, was die Pharmaindustrie in der Werbung vorgibt.

Eine gute Apotheke erkennen Kunden an den ihnen gestellten W-Fragen und dem Angebot eines preisgünstigen Produktes. Das A und O: „Die Kommunikation muss stimmen“.

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