Die Checkliste bei einer Apothekenübernahme ist lang – und der Prozess zeitraubend. Das stellte Florian Sedlmeier beim Kauf seiner ersten Filiale fest. Doch er ließ sich nicht beirren – weder von falschen Informationen seitens der Behörden, noch von dem Risiko, eine kleine Landapotheke zu übernehmen.
Bereits vor zwei Jahren stand die Johannes-Apotheke im bayrischen Bodenkirchen zum Verkauf. Inhaberin Andrea Ecker wollte nach 30 Jahren als selbstständige Apothekerin einen Schlussstrich ziehen. Schon damals hörte Sedlmeier von dem Verkaufsangebot der Apotheke, die rund 20 Kilometer von seiner erst 2020 übernommenen St. Martins-Apotheke in Ampfing entfernt lag.
Doch aus familiären Gründen sei es nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, zu expandieren, sagt er. Sein zweiter Sohn war gerade geboren. Letztlich stellte sich heraus, dass auch sonst kein erfolgreiches Kaufangebot abgeben worden war. Mitte 2024 wurde Sedlmeier erneut auf die Johannes-Apotheke hingewiesen. „Die Apotheke wollte keiner übernehmen“, sagt er. Ein Grund sei der niedrige Ertrag gewesen.
Sedlmeier nahm Kontakt mit der Inhaberin auf. „Ich habe dort ein super Team kennengelernt“, sagt er. Schnell stellte sich heraus, dass die Chemie passte. Dass der Betrieb einen Investitionsstau aufwies, konnte er wegen des Kaufangebots hinnehmen. „Die Inhaberin wollte nichts für die Apotheke haben und ich habe das Potenzial ausgerechnet.“ Der 35-Jährige bezahlte das Warenlager und nahm Geld für kleinere Investitionen in die Hand.
Auch das Personal mit zwölf Angestellten inklusive Filialleitung ging an ihn über. Eigentlich lief alles gut, doch eine Fehlinformation seitens des Landratsamts Landshut habe ihn wertvolle Zeit gekostet. „Dort hat man mir gesagt, dass sie zuständig sind. Drei Wochen hat man mich in dem Glauben gelassen, doch das war ein Fehler.“ Letztlich habe ein Pharmazierat, den er ebenfalls angeschrieben hatte, die richtige Zuständigkeit benannt und von da an lief es besser.
Das Landratsamt Mühldorf am Inn übernahm. „Dort war man sehr kooperativ und hat sich bestens gekümmert“, freut er sich. Einen Tag vor Heiligabend bekam er seine Betriebserlaubnis und konnte damit auch seine Bank zufrieden stellen. Besonders zeitaufwendig sei die Registrierung zur Teilnahme am N-Ident-Verfahren für Securpharm gewesen. Auch die Telekom mache Ärger, da fälschlicherweise E-Mails der Website der Filialapotheke gelöscht worden seien.
Die Apotheke in der rund 5300 Einwohner zählenden Gemeinde habe zwar „keine berauschenden Zahlen“ vorweisen können, doch der Apotheker wollte die Einwohnerinnen und Einwohner nicht ohne pharmazeutische Betreuung vor Ort zurücklassen. „Da regte sich das Soziale in mir“, sagt er. Seit Anfang Januar führt er jetzt seine erste Filiale. „Ich rechne damit, dass die Apotheke bei plus minus Null liegt. Später will ich die Zahlen wieder hochkriegen.“
Dafür stellte er unter anderem einen neuen Cannabis-Online-Shop auf und will die Bevölkerung vor Ort besser für diese Versorgungsform sensibilisieren. „Ich will innovativ sein. Das Potenzial ist da und mit dem Willen des Teams, schaffen wir das.“