Gerald Kaliwoda

Fesselsex-Roman vom Apotheker

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Berlin -

Als Kind wollte Dr. Gerald Kaliwoda eigentlich Architekt werden. Dass es dann ganz anders kam, überrascht den 71-Jährigen heute nicht besonders. Er hat bereits viel erlebt, arbeitete jahrzehntelang in der Pharmabranche und hatte bis 2009 eine eigene Apotheke am Niederrhein in Rees. All diese Erfahrungen helfen Kaliwoda – alias Bruno Woda – jetzt im Ruhestand beim Schreiben. Der Pharmazeut hat kürzlich seinen ersten Roman veröffentlicht: In „Unschuldig?“ geht es um freundschaftliche Beziehungen, Drogen, Sex, Recht und eben die Frage der Unschuld.

Bar-Szene: Eine Clique trifft sich dort regelmäßig. Die Gruppe verbindet eine oberflächliche Freundschaft. Einem der Freunde fällt auf, dass Mark seit einiger Zeit nicht mehr mit am Tisch sitzt. Es stellt sich heraus, dass Mark wegen Vergewaltigung im Gefängnis sitzt. Sieben Jahre hat er bekommen. Seine Ex-Freundin Helen und sein Kumpel Wolfgang glauben an seine Unschuld. Sie wollen ihn in Freiheit sehen und handeln. Janine, die Frau, die Mark vergewaltigt haben soll, verführte ihn zum Fesselsex – das glauben die zwei Freunde.

„Es stellt sich dann heraus, dass das Luder Janine und Mark Liquid Ecstasy genommen hatten“, sagt Woda. Er schreibt aus der Perspektive von Apotheker Wolfgang, Marks Freund. Wolfgang gelingt eine Wiederaufnahme des Falles. Die Grundidee für den Roman entwickelte sich aus einem Gespräch mit einem Bekannten, sagt Woda. Der schilderte dem Schriftsteller gewordenem Pharmazeuten eine ähnlich schicksalhafte Situation. Auch er soll von den Menschen, denen er meisten vertraute, im Stich gelassen worden sein. Wie die Story endet, verrät Woda selbstverständlich nicht.

Der Hobby-Autor hat ein Jahr an der fiktiven Geschichte geschrieben. Herausgekommen ist ein psychologischer Entwicklungs- und Beziehungsroman, 224 Seiten dick. Woda schreibt am liebsten in seinem Emmericher Büro an der Rheinpromenade oder im Café mit Macbook und einer Tasse Kaffee. „Unschuldig?“ erscheint in einem Düsseldorfer Verlag, so wie bereits seine Kurzgeschichten „Feste feiern, wohin sie fallen.“

Drogen und sadomasochistische Sexspiele interessieren den Schriftsteller: „Das sind zeitgenössische Themen, die heute viele Leser ansprechen“, sagt Woda. Die Fehlurteile der Justiz in Vergewaltigungsfällen, aber auch die weltweit aufgedeckten Skandale in der Katholischen Kirche zwischen Priestern und kleinen Jungen bilden zudem den Schreibstoff. Woda ist bekennender Christ und sieht die Kirche kritisch.

Sein Vater war Arzt und hatte ihm als junger Mann geraten, eine Apotheke zu kaufen. Es war Wodas Jugendtraum: Mit 40 Jahren wollte er Inhaber sein und bis zu seinem 80. Lebensjahr Patienten versorgen. Nach Studium und Promotion in Erlangen verschlug es ihn aber zunächst in die Pharmabranche. „Ich saß im Vorstand von Stada und Procter & Gamble“, sagt er. 1994 kaufte Kaliwoda die Millinger Apotheke in Rees, um sich niederzulassen – mit 50 Jahren. Er führte beispielsweise die Arzneimittelversorgung für das St. Joseph-Altenpflegeheim ein. 2009 verkaufte er seine Apotheke und fasste den Entschluss zu schreiben.

Wenn Woda nicht an Kurzgeschichten und Romanen arbeitet, verbringt er seine Zeit am Niederrhein. Mit dem gecharterten Boot fahren er und seine Lebensgefährtin zur Ostsee oder zum niederländischen Ijsselmeer. Ab und zu liest er mit anderen Autoren Grundschülern vor und verschenkt Bücher. „Lesen lernen, Leben lernen“ heißt die Aktion. Der Veröffentlichungstermin seines nächsten literarischen Werks steht bereits fest. „Darin geht es um Erpressung, Mord und um eine Familiengeschichte“, verrät Woda. Die nächsten Lesungen des Autors finden am 22. Juni in Emmerich am Rhein und am 28. Juni in Rees statt.

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