Kapazitätsengpass

MSD schränkt Vertrieb von Januvia und Janumet ein

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Berlin -

Apotheker kämpfen mit Lieferengpässen bei Ibuprofen, Valsartan, Notfallpens, Prednisolon oder auch Pankreasenzymen. Die Liste scheint täglich länger zu werden. Nun hat MSD Sharp & Dohme den Direktvertrieb für die Antidiabetika Janumet (Metformin/Sitagliptin) und Januvia (Sitagliptin) vorübergehend eingestellt.

Mit einer Mail informierte MSD am Mittwoch die Apotheken über die Lage zu Janumet und Januvia. „Aufgrund eines akuten Kapazitätsengpasses sehen wir uns gezwungen, den Direktverkauf von Janumet und Januvia am Mittwoch, den 1. August deutlich zu reduzieren“, schreibt das Unternehmen. Ab Donnerstag würde der Direktverkauf für einige Tage ganz eingestellt. MSD hat vorgesorgt und verweist für Bestellungen auf die Großhandelsniederlassungen: „Parallel dazu haben wir selbstverständlich den pharmazeutischen Großhandel mit Januvia und Janumet bestückt.“

„Die Tatsache, dass die Lieferungen von Januvia und Janumet eingestellt werden, ist ein Unding. Der Großhandel hat kein Januvia vorrätig“, ärgert sich ein Apotheker. Auch andere Kollegen erhalten lediglich eine Defektmeldung von ihren Niederlassungen und können die Antidiabetika nur zur Nachlieferung aufgeben.

MSD liefert eine Erklärung. Man habe in den vergangenen Tagen etwa ein Drittel des monatlichen Patientenbedarfs an die Großhändler versandt. „Wir gehen davon aus, dass noch nicht alle unsere Sendungen vom Großhandel zugebucht sind“, teilt das Unternehmen mit. Die Frage, wann die Antidiabetika wieder voll lieferfähig sein werden, wird abgeschmettert. „Januvia und Janumet sind lieferbar. Wir glauben, dass noch nicht alle unsere Sendungen vom Großhandel zugebucht wurden. Sobald dies passiert ist, werden Januvia und Janumet über den Großhandel beziehbar sein.“

Der Direktvertrieb werde temporär aufgrund eines Kapazitätsengpasses ausgesetzt. Dies beziehe sich nicht auf die Produktverfügbarkeit, so MSD, „sondern auf den hohen Anstieg an Direktbestellungen von Januvia und Janumet, den wir die letzten Wochen zu verzeichnen haben. Dies in Kombination mit den durch den Produktionsengpass bei Celestamine N Lösung ebenfalls stark gestiegenen Direktlieferungen von Celestamine N Lösung führte zu einem temporären Engpass bei den vorhandenen Ressourcen“.

MSD hatte bereits im März die Auslieferung für Celestamine N 0,5 liquidum (Betamethason) beschränkt. Das Unternehmen forderte Ärzte auf, per Fax zu bestätigen, dass das Notfallarzneimittel ausschließlich für die Indikation: Akutbehandlung nach Bienen- und Wespenstichen bei Insektengiftallergie oder als Bestandteil des Notfallsets zur Soforthilfe bei anaphylaktischen Reaktionen verordnet wird. Im Juli änderte der Hersteller seine Verordnungsvorgaben. Um die Versorgung der Notfallpatienten sicherzustellen, wurden Ärzte „ausnahmsweise gebeten, die Indikation ,Insektengiftallergie‘ beziehungsweise ,Bestandteil des Notfallsets zur Soforthilfe bei anaphylaktischen Reaktionen‘ auf dem Rezept zu vermerken“.

Bei entsprechendem Vermerk können Apotheker das Arzneimittel dann direkt bestellen und das Rezept – nach Schwärzung der sensiblen Daten – an den Hersteller übermitteln. Bis September soll Celestamine N 0,5 liquidum nur eingeschränkt lieferbar sein. „Die Nachschubmengen aus unserer Produktion decken derzeit nicht die im Markt benötigten Mengen“, ist auf der Seite des BfArM zu lesen. Ursache sei eine weltweite Cyberattacke im vergangenen Jahr, die bislang noch nicht gänzlich behoben werden konnte. Von dieser war auch die Produktionsstätte der Betamethason-haltigen Lösung betroffen.

Für Apotheker scheint die derzeitige Lage bei Januvia wie ein Déjà-vu. Denn im August 2017 konnte das Antidiabetikum nur über Pharma-Mall geordert werden. MSD lieferte gleich zwei Begründungen für den Engpass: Zum einen verschwinde Ware auf unerklärliche Weise vom deutschen Markt. Vermutet wird, dass Großhändler oder Apotheker Ware in erheblichem Ausmaß in andere europäische Länder exportieren. Eine Kontingentierung soll dem entgegenwirken. Zum anderen begründete MSD „den temporären Engpass beim Großhandel“ mit einem Hacker-Angriff Ende Juni. Weltweit wurde das System von MSD angegriffen; „die komplette Infrastruktur war betroffen“.

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