Der Versandhandelsanteil im Non-Rx-Bereich wächst Jahr für Jahr – vor allem „lukrative OTC-Produkte“, wie Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag es zuletzt nannte, wandern ab. Mittlerweile gibt es sogar schon Kategorien, in denen die Versender vor den Apotheken vor Ort liegen, wie Zahlen von DatamedIQ zeigen.
Laut aktuellem Marktreport von DatamedIQ konnten die Versender ihren NonRx-Umsatz im vergangenen Jahr um 11,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro ausbauen (reale Apothekenverkaufspreise, rAVP). Die Zahl der abgegebenen Packungen legte um 9,8 Prozent auf 267 Millionen Einheiten zu. Da parallel ein Mengenrückgang in der Apotheke vor Ort zu verzeichnen war, wuchs der Versandhandelsanteil nach Absatz um 2 Prozentpunkte auf 23,4 Prozent. Nach Umsatz liegt der Anteil der Versender sogar schon bei 24,9 Prozent, 1,5 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor.
Während viele Marken nach wie vor ihren Schwerpunkt in den Apotheken vor Ort haben, gibt es Kategorien, die besonders herausstechen. Auf Ebene der sogenannten AT1-Klassen, also der zehn großen Indikationsgruppen, liegen die „systemischen Antiinfektiva“ sowie „kardiovaskuläres System“ mit 42 beziehungsweise 41 Prozent vorne. Auch Dermatologika (30 Prozent) und „Alimentäres System und Stoffwechsel“ (27 Prozent) liegen über dem Durchschnitt, der Rest darunter.
Auf der feiner aufgeschlüsselten Ebene der ATC3-Klassen gibt es bereits andere Produktgruppen, in denen der Versandanteil über 50 Prozent liegt, wo die Versender mehr Umsatz erzielen als die Vor-Ort-Apotheken.
Zwei weitere ATC3-Gruppen die Schwelle von 50 Prozent genommen:
Hier stieg der Marktanteil nach Umsatz laut DatamedIQ im vergangenen Jahr von 48,7 auf 54,7 Prozent. Das entspricht einem Volumen von rund 10 Millionen Euro alleine im Versandhandel (plus 6,1 Prozent). Zu den Produkten, die bei depressiven Verstimmungen, nervöser Unruhe oder nervös bedingten Einschlafstörungen eingesetzt werden, gehören etwa Laif 900 Balance (Bayer), Neurapas Balance (Pascoe), Sedariston (Aristo), Neuroplant aktiv (Dr. Willmar Schwabe) oder Johanniskraut Madaus.
Von 47,9 auf 52,4 Prozent ist der Versandhandelsanteil in dieser Gruppe mit Präparaten gewachsen, die zur Behandlung erhöhter Cholesterinwerte eingesetzt werden. Dazu gehören Armolipid (Cooper) sowie einige kleinere Marken. Das Volumen ist mit 2,5 Millionen Euro vergleichsweise gering.
Mindestens eine weitere ATC3-Klasse steht ebenfalls kurz davor, die Marke von 50 Prozent zu überwinden: die Raucherentwöhnungspräparate. Hier legte der Umsatz im Versandhandel im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent zu, der Marktanteil wuchs von 39,1 auf 45 Prozent.
Ebenfalls überdurchschnittliche Anteile unter den wachstumsstarken Kategorien weisen Multivitamine ohne Mineralstoffe (39,9 Prozent), medizinische Gesichtsreinigung (31,9 Prozent) sowie Insektizide und Repellenzien (30,1 Prozent) und Zahnersatzprodukte (30 Prozent) auf.
Innerhalb der Kategorien gibt es zahlreiche Marken, die im Versandhandel besonders erfolgreich sind, darunter hochpreisige Präparate wie Regaine oder Priorin, mit denen im vergangenen Jahr alleine die Versender 28 beziehungsweise 21 Millionen Euro umsetzten.
Auch Tebonin gehört dazu mit einem Online-Umsatz von 30 Millionen Euro im Jahr 2023 und damit einem Versandanteil von 39 Prozent. Orthomol liegt mit zuletzt 67 Millionen Euro sogar schon bei 41 Prozent im Versandhandel. Aber auch Kosmetikmarken wie Eucerin oder La Roche-Posay und sogar das Nasenspray von Ratiopharm laufen zu einem Drittel im Versandhandel.
Und bei einer der führenden Marken läuft sogar mehr Geschäft im Versandhandel als in den Vor-Ort-Apotheken: (Queisser) hat den Zahlen zufolge einen Versandanteil von 56 Prozent – der Abverkauf in Drogerien und Mass Market ist noch gar nicht mit gerechnet.
DatamedIQ ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Shop Apotheke und DocMorris; Datenlieferanten sind auch andere große Versender wie Apo.com. Die Zahlen aus den Vor-Ort-Apotheken erhebt Insight Health.