Sanacorp

„Rabatt muss wieder Dividende werden“

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München -

Die Sanacorp hat im vergangenen Jahr ihren Umsatz um 4,4 Prozent auf 3,82 Milliarden Euro gesteigert. Zugleich wuchs der Markt aber um 7,3 Prozent – die Münchener Genossenschaft hat also Marktanteile verloren. Auf der Ertragsseite steht trotzdem bloß eine schwarze Null. Um eine Dividende zahlen zu können, greift die Sanacorp wieder einmal in die Rücklage. Eine absolute Ausnahme, wie Vorstandschef Dr. Herbert Lang bei der Vertreterversammlung in München betonte.

Auch die Sanacorp habe vom Rückgang des Direktgeschäfts profitiert, so Lang. Im Wettbewerb habe man aber die Ertragsorientierung nicht ganz aus den Augen verloren und zurückhaltender reagiert als Mitbewerber, die Marktanteile zurückgewinnen mussten.

Am Ende habe die Sanacorp sogar ihre Marktposition ausgebaut, so Lang: Andere Firmen hätten Umsatzanteile vor allem im Bereich der Hochpreiser durch entsprechende Konditionen hinzugekauft, sodass man mit Blick auf die Zahl der ausgelieferten Packungen nicht traurig sein müsse. Der Marktanteil nach Absatz lieger höher als der Marktanteil nach Umsatz.

Generell sei der Markt maßgeblich durch eine erbitterte Rabattschlacht unter den Großhändlern gekennzeichnet gewesen, die laut Lang mehr oder weniger bis heute andauert. Zwar habe es auch in der Vergangenheit Phasen gegeben, in denen Wettbewerber gegen jede wirtschaftliche Vernunft agiert hätten. Aber nach einigen Monaten seien diese Zeiten auch wieder vorbei gewesen. „Was wir heute erleben, ist ein bisher noch nie da gewesener Verdrängungswettbewerb“, so Lang.

Hinzu komme die unwirtschaftliche Ausweitung der Kapazitäten im Großhandelsmarkt, der ohnehin schon seit Jahren von Überkapazitäten geprägt sei. Lang verwies auf den neuen Mitbewerber im Markt und die neuen Niederlassungen etablierter Anbieter.

Auf der Ertragsseite hinterlässt das Geschehen am Markt auch bei der Sanacorp Spuren: Das Ergebnis aus operativer Geschäftstätigkeit sank auf 2,74 Millionen Euro – „sehr unbefriedigend“, wie Lang sagte. Im Vorjahr hatte das Vorsteuerergebnis noch bei 32 Millionen Euro gelegen. Besonders ärgerlich findet der Sanacorp-Chef, dass die internen Anstrengungen durch den „irrationalen Wettbewerb“ aufgezehrt wurden.

Dazu kommt, dass die Sanacorp rund 15 Millionen Euro auf von der Linde abgeschrieben hat. Um künftig ein transparenteres Bild zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu ermöglichen, hätten sich Vorstand und Aufsichtsrat entschieden, die Belastungen auf einmal aus den Büchern zu nehmen, so Lang.

Im ersten Quartal 2014 sei die Sanacorp wieder mit dem Markt gewachsen auf einen Umsatz von knapp 1 Milliarde Euro; auf der Ertrsagsseite liegt die Genossenschaft aber nach wie vor mit einem Vorsteuerergebnis von 3 Millionen Euro deutlich unter dem Niveau vergangener Jahre. Ein nachhaltiges Wirtschaften sei auf Dauer so nicht möglich, so Lang.

Trotzdem soll es eine Ausschüttung geben, und zwar 3,5 Prozent Basisdividende und 17,5 Prozent Zusatzdividende für Mitglieder, die mehr als 400.000 Euro Umsatz gemacht haben. Man habe sich zu diesem Schritt entschieden, da die Dividende in ihrer Struktur neu und im Wettbewerb ein entscheidendes Argument gewesen sei, so Lang. Insofern sei die einmalige Finanzierung aus der Rücklage „akzeptabel“.

„Die Dividende ist eine unternehmenserfolgsabhängige Ausschüttung“, mahnte Lang aber. „Die Dividendenfähigkeit aus dem operativen Geschäft ist für die Zukunft Pflicht. Wir müssen also Teile des derzeit überschießenden Sofortrabatts wieder in operativ verdiente Dividende umwandeln.“ Lang will jetzt mit allen Kunden sprechen; eine Alternative gebe es nicht. Eine Zielgröße für die Dividende gab er auch schon aus: „14 Prozent wollen wir halten und damit besser als der zweite Mitbewerber mit einem solchen Modell bleiben.“

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