Extremsommer

Arzneidrogen: Trockenheit lässt Preise steigen

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Berlin -

In Europa herrscht gebietsweise extreme Dürre. Auf die Hersteller von Tee und pflanzlichen Arzneimitteln könnten Beschaffungsprobleme zukommen. Denn die Ernte fällt aufgrund des ausbleibenden Regens knapper aus – ein Problem, dass sich aufgrund des Klimawandels verschärfen dürfte. Der Rohstofflieferant Klenk etwa registriert Einbußen, kann aufgrund der Lagerhaltung aber noch ausgleichen. Bei Wala und Weleda sind die Zisternen so gut wie leer.

Dieser Sommer ist extrem. Die Trockenheit trifft vor allem vor allem den Westen, Norden und Ostdeutschland. In einzelnen Gebieten kam es laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) „zu einer extremen Dürre mit Ertragseinbußen in der Landwirtschaft sowie zu häufigen Wald- und Wiesenbränden“. Auch die Hersteller von Arzneidrogen sind betroffen.

Bei Klenk in Schwebheim ist man alarmiert: „Das Thema Hitze und Trockenheit beschäftigt uns sehr“, sagt Geschäftsführer Stefan Oehler, der für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist. Die Ernte falle bei vielen Artikeln deutlich knapper aus als in den vergangenen Jahren. „Erst im Juni haben wir beispielsweise Malvenfelder in Polen besichtigt, die mittlerweile komplett vertrocknet sind.“

Bei knapper Ware im freien Markt würden die Preise sofort deutlich steigen, so Oehler. Der Familienbetrieb mit rund 100 Mitarbeitern und eigenem Labor erwirtschaftet den Großteil des Umsatzes mit Heilkräutern und pflanzlichen Rohstoffen für die Industrie wie Phytopharma-, Extrakt- und Futtermittelhersteller. Zudem werden rund 30 Arznei- und Lebensmitteltees für die Freiwahl angeboten.

Das Unternehmen bezieht seine Produkte bei Vertragsbauern aus der ganzen Welt. „In Deutschland und Osteuropa verzeichneten die Anbauer große Einbußen bei beispielsweise Thymian, Melisse, Pfefferminze, Fenchel, Kümmel“, so Oehler. Sorgen müssten sich die Apotheken aber nicht machen: „Durch den weltweiten Einkauf sind wir entsprechend eingedeckt.“ Doch der aktuelle trockene Sommer dürfte kein Einzelfall mehr sein. „In unserer Branche merkt man deutlich den Klimawandel und die Herausforderung dieses Wetters.“

Aufgrund des Wassermangels in Südafrika und die damit einhergehende Dürreperiode über viele Monate gab es laut Klenk fast ein Jahr lang kein Aloe. „Klenk kann durch die große Lagerhaltung und die Industrieproduktion, sowie den weltweiten Einkauf häufig eine Ernte mit knapper Ware ausgleichen“, so Oehler. Diese Extremtemperaturen stellten eine große Herausforderung in der Beschaffung dar. Einige ölhaltige Produkte ließen sich beispielsweise nicht über mehrere Jahre lagern. Sie könnten an Gehalt verlieren und anschließend eventuell nicht mehr den Vorschriften entsprechen.

Die anthroposophischen Hersteller Weleda und Wala sind ebenfalls von der Trockenheit betroffen. „Einigen der Heilpflanzenkulturen hat die Hitze der vergangenen Wochen sehr zu schaffen gemacht“, sagt ein Weleda-Sprecher. Das Unternehmen betreibt in Wetzgau in der Nähe des Firmensitzes in Schwäbisch Gmünd einen 23 Hektar großen Garten mit rund 800 Pflanzenarten. „Wir konnten hier allerdings gut gegensteuern. Wir bewässern täglich mit Wasser aus den Zisternen im Heilpflanzengarten.“

Aufgrund des ausbleibenden Regens sind die zwei großen Wasserbehälter mit insgesamt 2110 Kubikmeter Fassungsvermögen und einer mit 17 Kubikmetern jedoch nicht mehr ausreichend. Durch die große Hitze musste der Hersteller zuletzt auf Wasser der Landeswasserversorgung ausweichen. Die Pflanzen im Garten und auf den Feldern werden täglich von Hand und über Bewässerungsanlangen gegossen. „Rückblicken müssen wir sagen, dass wir in unserer Region im Vergleich zu anderen Gegenden in Deutschland mit einem blauen Auge davon gekommen sind“, so der Sprecher.

Auch Wala stößt mit dem in Zisternen gesammelten Regenwasser an Grenzen. „Die Dürre in Deutschland beeinflusst natürlich auch den Wala-Heilpflanzengarten“, sagt eine Sprecherin. Der Hersteller mit Sitz in Bad Boll verfügt über 2,3 Hektar Anbaufläche mit rund 150 Heilpflanzen. Regelmäßig werde gegossen. Dadurch werde der Ertrag und die Qualität der Heilpflanzen sichergestellt. „Dieses Jahr müssen wir teilweise auch Leitungswasser einsetzen.“ Durch die andauernde Hitze und Trockenheit hätten sich die Erntetermine um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben.

Apotheken bescherte die Hitze in diesem Jahr Verkaufsrekorde. Weil die Natur im Frühjahr regelrecht explodierte, fiel zunächst die Allergiesaison besonders stark aus. In Kalenderwoche 16 wurden Anfang April in den Apotheken laut Insight Health rund 1,5 Millionen Packungen im Wert von 12 Millionen Euro (Apothekenverkaufspreise, AVP) verkauft. Parallel schnellte die Nachfrage nach Sonnenschutz in die Höhe. Das Fünffache des Vorjahreswertes wurde an Packungen verkauft.

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