Berlin - Ein niederländischer Apotheker will das Mukoviszidose-Medikament Orkambi (Ivacaftor/Lumacaftor) künftig selbst herstellen. Damit würde er gegen das Patentrecht verstoßen, dafür aber die Kosten drastisch senken. Der Hersteller Vertex hat auf den Vorstoß noch nicht reagiert.
Er könne alle 750 unter der Stoffwechselerkrankung leidenden Patienten im Land versorgen, für die das Arzneimittel geeignet sei, sagte Paul Lebbink, Chef der Transvaal Apotheek in Den Haag, dem Sender NOS. Eine Tablette kostet in den Niederlanden 100 Euro pro Stück noch ohne Mehrwertsteuer, der Apotheker glaubt, sie für 20 Euro produzieren zu können. Das würde den Krankenkassen jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag ersparen. Lebbink hat bereits andere Präparate Marke Eigenbau im Sortiment. „Wir stellen sie in der selben Qualität her, und wir machen sie ein gutes Stück preiswerter“, berichtete er der Omroep West. Dafür investierte er in modernes Equipment, zuletzt in eine Tablettenpresse.
Die Ankündigung des Apothekers kommt zum passenden Zeitpunkt. Derzeit berät das niederländische Parlament mögliche Kursänderungen in der Arzneimittelpolitik. Dabei kommen auch das Patentrecht der pharmazeutischen Industrie und die sich daraus ergebenden Beschränkungen für die Apotheker auf den Prüfstand. Der neue rechtsliberale Gesundheitsminister Bruno Bruins lässt noch untersuchen, welche Möglichkeiten es für Apotheker gibt, eigentlich patentgeschützte Medikamente selbst herzustellen.
Orkambi wurde 2015 von der EU-Kommission für die Vermarktung in Europa zugelassen
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