Neue Corona-Varianten

Folgen der Corona-Mutation für Deutschland

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Berlin -

Seit rund zwei Wochen wird eine Mutation von Sars-CoV-2 stark diskutiert. Die in Großbritannien aufgetretene Variante scheint um ein Vielfaches ansteckender zu sein als andere Varianten des Virus. Die Folgen davon könnten sein: mehr Infizierte, mehr Kranke, eine höhere Belastung des Gesundheitssystems, mehr Tote. Politiker in Deutschland fordern deshalb, mit einer harten Gangart auf diese Bedrohung zu reagieren. Wie genau auf die Mutation reagiert werden sollte, ist aktuell noch unklar.

Forscher betonen, dass die aktuell viel diskutierte neue Virus-Variante aus Großbritannien eine Eindämmung der Pandemie erschweren könnte. Es erscheine anhand der verfügbaren Daten wahrscheinlich, dass B.1.1.7 bald auch in Deutschland die dominierende Variante sein werde, meint etwa der Virologe Jörg Timm von der Uniklinik Düsseldorf. „Ich halte eine Senkung der Fallzahlen grundsätzlich für eine nachhaltige Infektionskontrolle für notwendig. Wenn die Daten zur erhöhten Ansteckungsfähigkeit der neuen Variante stimmen – und davon gehe ich aus – dann wird die Aufgabe sicherlich schwieriger.“

Dass Viren sich mit der Zeit verändern, ist normal. Die winzigen Modifizierungen im Erbgut können die Eigenschaften eines Virus beeinflussen, ihn also beispielsweise harmloser oder auch gefährlicher machen. Bei Sars-CoV-2 haben solche Mutationen das Virus offenbar leichter übertragbar gemacht. Die Variante B.1.1.7 wurde zunächst in Großbritannien nachgewiesen, ist aber mittlerweile in mehreren weiteren Ländern bestätigt – auch in Deutschland. Zudem meldete Südafrika Mitte Dezember eine weitere Variante, 501Y.V2. Die beiden Varianten ähneln sich zwar genetisch, sind laut Weltgesundheitsorganisation aber unabhängig voneinander entstanden.

Virus-Erbgut wird selten analysiert

Wie weit die Variante B.1.1.7 hierzulande bereits verbreitet ist, ist nicht ganz klar. Ein Grund dafür: In Deutschland wird bei Corona-Infizierten deutlich seltener das Virus-Erbgut entziffert als etwa in Großbritannien. Das ist aber wichtig, um frühzeitig neu entstandene Varianten zu entdecken. Bislang sind bei uns nur vereinzelt Fälle von B.1.1.7 bekannt geworden, etwa in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Das Robert Koch-Institut erwartet aber, dass weitere Fälle hinzukommen.

Experten gehen momentan nicht davon aus, dass die bislang zugelassenen Corona-Impfstoffe schlechter gegen die beiden Varianten wirken – allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass sich solche Erreger noch bilden können. Auch ein schwererer Krankheitsverlauf durch B.1.1.7 wird nicht angenommen. Mutationen stellen laut Biontech keine Probleme dar: Der Impfstoffhersteller wäre nach eigenen Angaben prinzipiell binnen sechs Wochen in der Lage, ein Präparat gegen neue Mutationen des Virus herzustellen.

Prinzipiell sei es möglich, an Mutationen angepasste Vakzine binnen kürzester Zeit zu produzieren. „Das ist aber eine rein technische Überlegung“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin am Dienstag. Es gehe dabei nicht nur um technische Fragen, sondern auch darum, wie etwa die Zulassungsbehörden dieses Präparat bewerten würden. Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass der bereits hergestellte Impfstoff auch gegen die neue Variante wirke.

Es verdichten sich die Hinweise, dass sich die in Großbritannien nachgewiesene Variante deutlich schneller verbreitet als frühere Formen. So kam ein britisches Forscherteam um Erik Volz vom Imperial College London zu dem Schluss, dass bei B.1.1.7 der sogenannte R-Wert unter den Bedingungen vor Ort um 0,4 bis 0,7 höher ist. Der R-Wert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. In Deutschland liegt der R-Wert laut RKI momentan um 1, wobei dabei nicht nach Varianten unterschieden wird.

 

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