Nach der Einführung des E-Rezepts hat Irmgard Levenhagen keine Nerven mehr für eine Software-Umstellung. Die Inhaberin der See-Apotheke in Immenstaad am Bodensee sucht eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, weil Mitte des Jahres ihre Warenwirtschaft Jump (Noventi) abgeschaltet wird. Findet sich niemanden, wird sie schließen.
In Immenstaad ist man „mittendrin in der Urlaubsregion Bodensee“, wie die Gemeinde für die Lage wirbt. Auch Levenhagen sagt stolz, sie habe die schönste Apotheke am Bodensee. Seit 20 Jahren ist sie hier tätig, seit zwölf Jahren als Inhaberin. Doch die Sache hat einen Haken: Die Belastung sei zuletzt auch wegen eines personellen Engpasses zu groß geworden.
Im Team gibt es keine Apothekervertretung mehr. Die Pharmazieingenieurin sei seit Langem krankgeschrieben. Alle drei Wochen ist Levenhagen mit Notdienst an der Reihe. Im vergangenen Jahr habe sie lediglich eine Woche Urlaub nehmen können. „Das Maß ist voll. Das Durchschnittsalter im Team ist 50.“ Mit Blick auf den Sommer sieht sie die vorhandenen Kapazitäten überschritten.
Denn Ende Juni soll die Software Jump eingestellt werden. „Ich bin Apothekerin und kein IT-Experte“, sagt Levenhagen. Für ein neues Warenwirtschaftssystem fehle die Unterstützung im Team. „Jetzt wieder ein Wechsel mit allem drum und dran, da habe ich keine Kraft mehr.“ Die Apotheke steht deshalb zum Verkauf – ab Ende Februar will sie sie abgeben.
Doch bisher hat sich keine Nachfolgerin und kein Nachfolger gefunden – seit einem halben Jahr sucht die Apothekerin eine Lösung. Der Standort sei gut, wirbt die Inhaberin. Die Apotheke erwirtschafte rund zwei Millionen Euro Umsatz. „Über Miete und Preis würde ich gerne dann persönlich mit einem Interessenten sprechen. Es fallen keine Maklergebühren an.“
Immenstaad am Bodensee beschreibt Levenhagen als „aufstrebend“. Der Urlaubsort werde weiter verdichtet, es gebe einen Supermarkt, eine Post sowie mehrere Arztpraxen.
Personell werde sicherlich eine PTA bleiben. Sie selbst möchte als Approbierte weiterarbeiten, optional auch in Leitungsfunktion. „Aber nicht mehr mit der Verantwortung“, betont sie. „Es ist alles da, nur eine Apotheke könnte bald fehlen.“ Denn finde sich keine Interessentin oder kein Interessent für eine Übernahme, wird der Betrieb voraussichtlich Ende März geschlossen.