In Deutschland sind jährlich etwa 27 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Von rund 17 Millionen Erkrankten suchen aber nur 18 Prozent professionelle Hilfe. Viele Menschen hoffen, zunächst in der Apotheke das passende Mittel zu finden. Aber wie erfolgt der achtsame Umgang in der Beratung?
In Deutschland gehören Angststörungen und affektive Erkrankungen wie Depressionen sowie Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Alkohol- oder Medikamentenkonsum zu den häufigsten psychischen Störungen. Wie ernst das Thema ist, zeigen Erhebungen aus dem Jahr 2022: Rund 10.000 Menschen nahmen sich das Leben; Schätzungen zufolge lassen sich zwischen 50 und 90 Prozent der Suizide auf eine psychische Erkrankung zurückführen.
Apotheker:innen und PTA genießen in der Bevölkerung ein großes Vertrauen und können einen niedrigschwelligen Zugang für die Beratung zum Thema psychische Erkrankungen bieten.
Folgende Warnzeichen können Hinweise auf eine psychische Erkrankung geben:
Die Störungsbilder einer psychischen Erkrankung können grob eingeteilt werden in:
Im Speziellen kann eine Depression einhergehen mit Antriebslosigkeit, Interessenverlust und Schlafstörungen, ebenso treten häufiger ein Appetitverlust und eine grundlegende Freudlosigkeit auf. Kommen Betroffene mit dieser Symptombeschreibung in die Apotheke, sollte man hellhörig werden.
Helfen können neben dem Rat, sich ärztliche Hilfe zu suchen, auch Hinweise zur Tagesstruktur, der Aufbau positiver Aktivitäten, Rückhalt im eigenen sozialen Netzwerk zu suchen und Hinweise zur Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. In besonders schweren Fällen kann eine Krisenhilfe vermittelt werden oder auch ein Rettungswagen gerufen werden, insbesondere bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung.
Menschen, die angeben, unter einer Panikattacke zu leiden, können auf folgende Symptome abgefragt werden:
Die Dauer einer Panikattacke variiert, meist hält sie in der Akutphase zwischen 10 und 30 Minuten an, kann jedoch auch wenige Stunden andauern. Für Betroffene fühlt es sich häufig so an, als würden sie einen Herzinfarkt erleiden, sie können Sehschwierigkeiten oder das Gefühl haben, kurz vor dem Tod zu stehen. Im Nachhinein fühlen sich die Betroffenen erschöpft und können über Brustschmerzen klagen.
Wichtig: Die Situation soll nicht katastrophisiert werden; Ruhe bewahren und die Person in der Situation ablenken, ist essenziell. Helfen können Atemübungen, in denen sich Betroffene vor allem auf ein längeres Ausatmen konzentrieren. Das Ausatmen sollte idealerweise doppelt so lang sein wie die Einatmung. Ebenso kann eine bewusste, langsame und tiefe Bauchatmung helfen, Atemnot und Erstickungsgefühl zu lindern, die oft bei Panikattacken auftreten. Sollte das nicht helfen, müssen stärkere Reize eingesetzt werden. Dafür stehen Stachelbälle, saure Tropfen oder Kaugummis sowie Riechstäbchen, zum Beispiel mit Ammoniak, zur Verfügung.
Da die Ursachen überwiegend psychisch begründet sind, sollten Betroffene nicht nur mit einem gesunden Lebensstil entgegenwirken, sondern sich bei wiederholtem Auftreten professionelle Hilfe suchen. Erste Anlaufstellen können die 116117 oder die Hausärztin oder der Hausarzt sein.
Personen, die unter einer Psychose leiden, können unter Wahnvorstellungen leiden, eine zusammenhanglose Sprache aufweisen und von Halluzinationen berichten. Zudem kann auch ein gesteigertes Misstrauen oder das Beziehen von neutralen Inhalten auf die eigene Person ein Warnzeichen sein.
Menschen in der Manie weisen häufig ein euphorisches, aufgekratztes und impulsives Verhalten auf, das sich meist gepaart mit einem gesteigerten Redefluss ausdrückt. Manische Episoden gehen – wie landläufig angenommen – nicht immer mit Größenwahn einher, wie dem Glauben an besondere Kräfte oder Berühmtheit, sondern zeigen sich häufiger durch ein verringertes Schlafbedürfnis, riskante und unreflektierte Entscheidungen oder eine unrealistische Selbsteinschätzung.
Kommen Betroffene in die Apotheke, sollte man ruhig bleiben und die Menschen ernst nehmen. Diskussionen sollten vermieden werden, aber die Besorgnis über die Veränderung im Fühlen und Denken kann geäußert werden. Sollte sich ein aggressives Verhalten zeigen, kann auch die Polizei gerufen werden. Wichtig: Betroffene sollten sich schnellstmöglich von Fachpersonal untersuchen lassen.
Vor allem mit suizidgefährdeten Personen, die in der Apotheke um Rat bitten, sollte sensibel umgegangen werden. Folgende Warnzeichen können auf Selbstmordgedanken hinweisen:
In der Apotheke kann eine Krisenintervention sein, die Einweisung in eine Klinik als Option zu nennen. Zudem gibt es Kriseneinrichtungen, wie die TelefonSeelsorge, die rund um die Uhr erreichbar ist. Auch der ärztliche Notdienst kann helfen.
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