Gesundheitsamt sucht schwarze Schafe

Symptomatische Patienten weggeschickt: Apotheken sollen Praxen anschwärzen

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Berlin -

Apotheken mit Teststellen werden mitunter streng geprüft, was die Abrechnung der Bürgertests angeht. Nicht erlaubt ist beispielsweise die Testung von Bürger:innen mit Symptomen. In Recklinghausen stellte das Gesundheitsamt fest, dass symptomatische Patient:innen von den Hausärzt:innen zu Apotheken geschickt werden. Die Behörde forderte die Apotheken auf, die Kundschaft an die Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu verweisen, um die Fälle zu melden.

Apotheken dürfen im Rahmen der Bürgertestungen nur asymptomatische Bürger:innen auf eine Infektion mit Covid-19 testen. Darauf macht der Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung Stabsstelle der Kreisverwaltung Recklinghausen in einem Schreiben an Apotheken aufmerksam. „Immer wieder erreicht mich die Nachricht, dass symptomatische Patienten von den Hausärzten in die Teststellen geschickt werden, um sich vorab dort testen zu lassen“, teilt eine Mitarbeiterin mit. Das sei jedoch unzulässig. Zudem hätten die Praxen eine Behandlungsverpflichtung.

Die Behörde informierte Apotheken, dass betroffene Bürger:innen sich deshalb bei der KV über das konkrete Vorgehen beschweren sollten. Die Kontaktdaten der KVWL wurden angehängt. Ein Apotheker aus Castrop-Rauxel stellte in den vergangenen Wochen ebenfalls fest, dass Kund:innen mit Symptomen in sein Testzentrum kamen, die zuvor von der Praxis abgewiesen wurden. „Mein Testteam erklärt dann, dass wir sie nicht testen dürfen“, sagt der Inhaber.

Kunden reagieren verständnisvoll

80 Prozent der Betroffenen reagierten verständnisvoll. Der Rest sei verärgert. „Ich kann das verstehen, wenn man überall weggeschickt wird“, sagt der Apotheker. Er selbst unterstützt das Vorgehen des Gesundheitsamtes nicht. „Durch die Pandemie kommen wir nur, in dem wir an einem Strang ziehen und uns nicht gegenseitig anschwärzen.“

Gleichzeitig sei fraglich, wie sinnvoll ein Schnelltest bei einer Kund:in mit Symptomen und oft positivem Selbsttest sei. „Was bringt mir der offizielle Test?“ Wichtig sei, sich dann in Isolation zu begeben und einen PCR-Test zu machen. Er testet rund 100 bis 150 Personen pro Tag. Die Positivrate sei vor zwei Wochen noch hoch gewesen und habe bei 20 Prozent gelegen. Aktuell sei die Zahl auf etwa 5 Prozent zurückgegangen. „Die Lage hat sich etwas beruhigt, das hat vielleicht mit der Aufklärung zu tun.“

Auch in anderen Kreisen schaut das Gesundheitsamt genau hin, wenn es um die Abrechnung der Bürgertests geht. Eine Apothekerin aus dem Kreis Mettmann wurde bereits mehrfach kontrolliert. Einmal fragten die Prüfer der Behörde gezielt bei der Testkundschaft, ob Symptome bestehen und ob das Personal abgeklärt habe, dass keine vorlägen.

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