Mehr ist mehr: Weil Shop Apotheke das Sortiment unermüdlich erweiterte, wurde die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) endlich für alle Apotheken angepasst. Ab sofort zählt alles, was sich irgendwie als gesund deklarieren lässt, als apothekenübliche Ware. Die kleine Vorstadtapotheke von Therese Willenbach rettet das vor einem Genickbruch; die durch Engpässe verwaisten Regale füllt sie nun mit allem – von Trockenfleisch bis Kletterausrüstung.
Es ist offiziell: Shop Apotheke hat das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. § 1a Absatz 10 der ApBetrO wurde geändert – ein Triumph des Versandriesen, der sich auf unermüdlichen Einsatz zurückführen lässt. Durch den Verkauf von Reitbedarf, Kriminalliteratur und Fleischersatzprodukten wurde der Begriff „apothekenübliche Waren“ endlich neu vom Gesetzgeber definiert: Wo früher nur Medizinprodukte, Körperpflegeartikel oder Insektenschutzmittel erlaubt waren, zählt nun alles dazu, was auch nur irgendwie der Gesundheit zuträglich ist.
Apothekerin Willenbach ist mehr als nur erleichtert: „Ich bin den Verantwortlichen von Shop Apotheke unendlich dankbar. Diese Änderung wird uns vor dem Ruin bewahren!“
Durch Lieferengpässe und steigende Kosten schrieb ihre kleine Vorstadtapotheke schon lange rote Zahlen – und hätte das Jahr 2025 vielleicht nicht überlebt. Dank der Gesetzesanpassung sieht das jetzt grundlegend anders aus: Wo früher das Sortiment durch Engpässe oft gefährlich knapp war, herrscht jetzt Platznot in Alphabet und Sichtwahl.
Immerhin lassen sich lebensnotwendige Arzneimittel leicht durch ganz andere Präparate ersetzen: „Unter Amoxicillin oder Cefuroxim findet man bei uns jetzt Trockenfleisch – da sind ja auch genug Antibiotika drin“, erklärt sie. Bei Atomoxetin liegen nun Bücher zu mentaler Gesundheit, und statt Ozempic bietet die Apotheke nun Springseile an.
Natürlich drängt sich die Frage auf, was Apotheken dann überhaupt noch vom regulären Einzelhandel unterscheidet. „Die Dokumentationspflicht“, erklärt Willenbach. „Jeder Verkauf muss künftig in der elektronischen Patientenakte dokumentiert werden. Hat ja schließlich alles irgendwie Auswirkungen auf die Gesundheit.“
Die Apothekerin zeigt auf ein neues Regal neben der medizinischen Körperpflege, in dem – noch etwas zusammenhanglos – eine Yogamatte, Sojagranulat und ein Küchensieb präsentiert werden. „Das Sieb ist für Smoothies“, erklärt sie. „Und Smoothies sind gesund.“ Willenbach lacht. „Alles lässt sich irgendwie begründen.“
Im Hintergrund bimmelt die Eingangstür. Die Apothekerin bedient den Kunden umgehend. Leider ist seine Notfallmedikation bei Panikattacken – Oxazepam – seit Monaten nicht lieferbar. Aber die Apothekerin hat kein Problem, den Mann zu versorgen: Sie reicht ihm eine Kletterausrüstung. „Für die mentale Balance!“, erklärt sie dem verstörten Kunden fröhlich. Willenbach nickt professionell und scannt die Artikel. Schließlich muss man Chancen nutzen, wenn sie einem in die Sichtwahl gelegt werden.
Ganz ähnlich hielt es Philipp Amthor (CDU) in der vergangenen Woche. Der drehte seine Wahlkampfclips für Instagram zwar in einem Kiosk – stilecht mit Brausepackung und Bier – doch das hinderte ihn nicht daran, die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken als seine Lieblingsforderung im laufenden Wahlkampf zu erklären.
Das Thema Wahlkampf ist für die Abda jetzt erstmal Geschichte: Thomas Preis ist der neue Kopf der Standesvertretung, flankiert von seiner Stellvertreterin Dr. Ina Lucas sowie Silke Laubscher. Direkt nach der Wahl legte der neue Abda-Präsident seinen Fünf-Punkte-Plan allerdings ganz allein vor. Dabei vergaß er gleich auch noch die Honorarforderung. Wenigstens Lucas zollte Gabriele Regina Overwiening noch einmal Respekt, die nach dem zweiten Anlauf endgültig aufgeben musste.
Allein fühlte sich zum Start der elektronischen Patientenakte (ePA) am 15. Januar auch Kai-Peter Siemsen. Der Inhaber der Neuen Eilbeker Apotheke in Hamburg ist als Teil der TI-Modellregion ePA-ready – nur kam niemand vorbei. Auch deutschlandweit verzögert sich die Einführung, da Krankenkassen erst Mitte Januar mit der Aktenvergabe begannen, was den bundesweiten Start auf März oder April verschieben könnte.
Engagement bewies in dieser Woche auch eine Inhaberin, die die E-Rezepte in ihrer Apotheke manuell in einer Excel-Tabelle erfasst. So möchte sie verlorene Rezepte in der Abrechnung nachverfolgen und teure Schäden, besonders bei hochpreisigen Arzneimitteln, vermeiden – trotz des hohen Aufwands. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!
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