Retaxfirma

GfS: Hedgefonds jagt Apotheken

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Berlin -

Finanzinvestoren haben die Abrechnungsprüfung im Gesundheitswesen als lohnendes Geschäft entdeckt. Während der Retaxriese Davaso seit einem Jahr zu Iqvia gehört, wurde der Konkurrent GfS von einem Hedgefonds aus München übernommen.

Mit rund 140 Mitarbeitern und einem Umsatz im niedrigen zweistelligen Millionenbereich ist GfS deutlich kleiner als der Konkurrent Davaso, der es auf 1500 Köpfe und 100 Millionen Euro Umsatz bringt, von denen die Hälfte auf die Abrechnungsprüfung entfällt. Doch traditionell ist GfS bei den großen Ersatzkassen wie Barmer und DAK (seit 2018) gut im Geschäft, sodass der Marktanteil auf Basis der Versichertenzahlen entsprechend hoch ist. Anders als Davaso ist GfS auch auf den Arzneimittelbereich spezialisiert.

Gegründet wurde das Unternehmen 1991 in Halle an der Saale; vier Jahre später wurde ein Standort in Dresden eröffnet. 2014 wurde der Firmensitz ins benachbarte Radebeul verlegt; hier bezog das Unternehmen einen schicken Neubau. Die Hauptniederlassung befindet sich aber in Unterschleißheim bei München.

Lange gehörte GfS zur VSA, heute Noventi. Aus politischen Gründen übernahmen später mehrere Steuerberater die Anteile treuhänderisch; verschiedene Vermögenswerte tauchten aber weiterhin in der Bilanz des Rechenzentrums auf.

Finanzinvestor greift zu

Vor zwei Jahren kam es dann tatsächlich zum Verkauf. Der Münchener Finanzinvestor Marondo Small Cap Growth Fund I übernahm die Retaxfirma für einen unbekannten Kaufpreis. Ziel war es, „strategische Entwicklungsmöglichkeiten zu verwirklichen und den geplanten Wachstumskurs mit zusätzlichem Kapital zu beschleunigen“.

„Mit Marondo haben wir einen erfahrenen Investor gefunden, der unser Geschäft schnell verstanden hat und auf Kontinuität und eine Fortführung unserer sehr erfolgreichen Strategie setzt“, gab der langjährige Firmenchef Dr. Jamshid Javdani zu Protokoll. „Gemeinsam werden wir unseren Kurs weiter vorantreiben und wo es sich anbietet neue Wachstumsgelegenheiten wahrnehmen.“

Vor allem die geplante Einführung des E-Rezepts stellt GfS vor Herausforderungen, denn mit dem Austausch des Papierrezepts droht auch ein großer Teil des bisherigen Geschäftsmodells – Scannen, Prüfen, Einlagern – wegzufallen. GfS hat ein Konzept erarbeitet, dass die Rezeptprüfung in Echtzeit ermöglichen soll.

Wachstum durch E-Rezept?

Bei Marondo setzt man genau darauf: „Wir sehen in der GfS zum einen ein sehr gut geführtes, stabiles Unternehmen, zum anderen aber auch attraktives Wachstumspotenzial durch eine fortschreitende Digitalisierung und Beschleunigung der Prozesse“, kommentierte Dr. Christopher Höfener, Partner und Mitgründer von Marondo Capital, die Übernahme. Man freue sich, mit Javdani einen Partner zu haben, der „mit seinem exzellenten Verständnis der Branche die GfS künftig noch erfolgreicher machen wird“. Der Apotheker ist selbst mit 15 Prozent beteiligt, muss aber seine Anteile im Falle eines Exits ebenfalls abgeben.

Von C&A zu Iqvia

Konkurrent Davaso hat den Eigentümerwechsel schon hinter sich. 2015/2016 hatte der Brenninkmeijer-Clan (C&A) die beiden Abrechnungsdienstleister Inter-Forum und Syntela übernommen und fusioniert. Ende 2017 kaufte der britische Finanzinvestor Montagu über eine Holding in Luxemburg die Firmengruppe. Im Oktober 2021 übernahm schließlich der US-Konzern Iqvia, der eigentlich auf Marktforschung und Beratung spezialisiert ist.

Der Einstieg ins Abrechnungsgeschäft öffnet Iqvia auch den Zugnag zu den Kassen. „Die Kombination von Iqvias fortschrittlichen Technologien, dem Know-how im Bereich DataScience sowie der umfassenden Expertise im Gesundheitswesen mit Davasos tiefgreifendem Verständnis des Gesundheitssystems wird die Entwicklung fortschrittlicher Digitalisierungslösungen ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise Methoden zur Erkennung von Abrechnungsbetrug und andere prädiktive Lösungen, die Davaso-Kunden helfen werden, die Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung zu verbessern.“

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