Desinfektionsmittel: Kammer stiftet Verwirrung APOTHEKE ADHOC, 14.04.2020 07:54 Uhr
-
Vermisst klare Ansagen: Inhaberin Theresia Weigel kritisiert die Vorgehensweise der Apothekerkammer Brandenburg bei der Beschaffung von Desinfektionsmitteln. Foto: Theresia Apotheke
Berlin - Die Beschaffung von Desinfektionsmitteln und des für deren Herstellung notwendigen Alkohols war in den vergangenen Wochen ein zentrales Problem für viele Apotheken. In Brandenburg wollte die Apothekerkammer den Kollegen dabei unter die Arme greifen – hat dabei aber auch Verwirrung gestiftet. Zumindest beklagt das Theresia Weigel, Inhaberin der Theresia-Apotheke in Schwielowsee.
Eigentlich war es ein sinnvolles Unterfangen: Die Apothekerkammer Brandenburg hatte über das Innenministerium eine zentrale Beschaffung von Händedesinfektionsmitteln vom Biokraftstoffhersteller Verbio eingeleitet, welche dann an die Apotheken im Land verteilt werden sollten. Die Apotheken wiederum waren aufgefordert, bis zum vorvergangenen Freitag ihre Bestellungen abzugeben. So auch Weigel: Da sie als heimversorgende Apotheke einen hohen Bedarf hat, orderte sie 220 Liter unvergällten Alkohol mit Glycerol. Zwei bis drei Wochen sollte es bis zur Lieferung dauern.
Lange währte die Vorfreude allerdings nicht. Vergangenen Donnerstag verkündete die Kammer, dass der Deal geplatzt sei. „Aufgrund der noch immer ungewissen Liefertermine und -mengen und den Schwierigkeiten beim Transport und der Rechnungslegung an die Apotheken haben wir die Beschaffung von Händedesinfektionsmitteln über das Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg (MIK) gestoppt“, teilte die Kammer dort mit. „Ihre Bestellungen vom letzten Freitag sind storniert! Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Entscheidung.“
Dennoch sollten die Apotheken nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben. Die Kammer habe die Information erhalten, dass die Großhändler in Brandenburg inzwischen mit Desinfektionsmitteln lieferfähig seien. Es handele sich dabei allerdings nicht um die den Apothekern bekannten regulären Produkte oder Pharmazentralnummern – diese seien deshalb in der Apothekensoftware gegebenenfalls nur schwer auffindbar. „Bitte berücksichtigen Sie die Informationen der Großhändler (per Fax) oder rufen Sie an und bestellen Sie die benötigten Desinfektionsmittel auf dem regulären Vertriebsweg“, so die Kammer.
Lesen Sie auch
-
Corona-Folgen Wucher oder Betrug: Schutzmasken-Angebot für Apotheken »
-
Corona-Profiteure Wucher: Apotheke verkauft Sterillium für 32 Euro »
-
Alkohol für Desinfektionsmittel Phytohersteller teilen mit Apotheken »
-
Natriumhypochlorit und Chloramin-T zur Flächendesinfektion Desinfektionsmittel: Drei neue Rezepturen erlaubt »
-
„Wie ein Manufakturbetrieb“ 550 Liter Desinfektionsmittel am Tag »
-
Kunden bringen Gefäße mit Apotheker zapft Desinfektionsmittel »
-
Ethanol in der Milchkanne Desinfektionsmittel herstellen: Tipps vom Pharmazierat »
Neuere Artikel zum Thema
-
Frist verlängert Steuerfreier Alkohol für Desinfektionsmittel bis Jahresende »
-
Prüfungen nur unter Hygieneauflagen PTA-Schulen öffnen ab Mai »
-
Projekt von Kammer, Behörden und Industrie Österreich: „Covid-19-Apotheken“ sollen Versorgung koordinieren »
-
Falscher Gebrauch von Desinfektionsmitteln Unfälle wegen Verwechslungsgefahr »
-
Brandbrief nach gescheiterter Zentralbestellung Dobbert teilt aus: Ärzte und Politik hauen die Apotheker übers Ohr »
-
Unwirksam gegen Corona Falsch deklariertes Desinfektionsmittel im Umlauf »
- Schwerte Stromausfall: Apotheke rettet Medikamente im Mitarbeiterkühlschrank »
- Shoppen, Ausflüge, Sport Lockern trotz steigender Zahlen? »
- Dopinghandel und Waffenbesitz Verurteilter Bodybuilder reißt Apotheker mit rein »
Mehr aus Ressort
- ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick Spahns nächster Coup: Impfung bei Aldi »
- adhoc24 Nur noch ein Defektbeleg / Verbockter Coupon-Versand / Verfahren zu AvP »
- Neue exklusive E-Learning-Plattform für Apothekenteams VISION.A Webinar: Apotheke als Testcenter »
APOTHEKE ADHOC Debatte