„Erforderliche Sachkunde des Verkaufspersonals“

Cannabis: Apotheken sollen sich auf Lizenzen bewerben

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Berlin -

Auf die kontrollierte Abgabe von Cannabis in Geschäften haben sich die Ampel-Koalitionäre geeinigt. Doch welche Voraussetzungen für eine Verkaufslizenz gelten sollen, ist noch offen. Auch, weil sich Lauterbach vorrangig um die Bekämpfung der Pandemie kümmern muss.

Apotheken finden sich im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP anders als zuvor nicht mehr explizit als Verkaufsstellen von Cannabis als Genussmittel. Stattdessen ist die Rede von „lizenzierten Geschäften“. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) zufolge sind die Apotheken damit aber keineswegs aus dem Rennen – im Gegenteil: Sie könnten gerade zu Beginn die häufigsten Cannabisverkäufer werden.

Denn wer Cannabis zu Genusszwecken verkaufen will, muss nach Buschmanns Vorstellungen Kenntnisse über die Droge und damit verbundene Risiken nachweisen. Das von den Ampel-Koalitionären vereinbarte Ziel sei klar: „Für erwachsene Menschen soll es legal möglich sein, in lizenzierten Geschäften Cannabis zu kaufen“, so der Minister. Das könnten beispielsweise Apotheken sein, „aber wir werden den Kreis möglicherweise auch weiter ziehen“. Eine Voraussetzung könnte eine „erforderliche Sachkunde des Verkaufspersonals sein“ – und hier könnten gerade Apotheken, die bereits Erfahrung mit medizinischem Cannabis haben, anderen Anbietern, die erst noch Personal schulen und zertifizieren lassen müssen, weit überlegen sein.

Dadurch würden die Verkäufer und Verkäuferinnen in die Lage versetzt, „Auskünfte über die Produkte zu erteilen und riskantem Cannabiskonsum, insbesondere bei erkennbar Suchtkranken, entgegenzuwirken“, so Buschmann. Für eine Schulung des Personals als Voraussetzung für eine Verkaufslizenz sprach sich auch der Geschäftsführer des noch jungen Branchenverbandes Cannabiswirtschaft, Jürgen Neumeyer, aus. Er sagte, wer den Schwarzmarkt nicht wolle, müsse dafür sorgen, dass der Weg bis zur nächsten lizenzierten Verkaufsstelle auch in ländlichen Gebieten nicht zu weit sei.

Auf die Frage, wann mit dem Beginn der kontrollierten Abgabe als Genussmittel zu rechnen sei, antwortete Buschmann: „Bei Änderungen im Betäubungsmittelgesetz ist das Bundesgesundheitsministerium federführend. Und für jeden ist im Moment erkennbar, dass das Ministerium und der neue Minister, Karl Lauterbach, jetzt mit der Pandemie-Bekämpfung alle Hände zu tun hat.“ Für ihn als Justizminister sei klar: „Wenn es Shops gibt, die Cannabis legal verkaufen dürfen, dann muss es auch Produzenten geben, die das legal anbauen und vertreiben dürfen“. Bis zu einer im Gesetz festzulegenden Höchstgrenze müsse dann für Erwachsene auch der Besitz legal sein. Und Cannabis werde „irgendeiner Form der Besteuerung unterliegen, wie andere Konsumprodukte auch“.

Einen Schwarzmarkt werde es sicher weiterhin geben, so wie es ihn beispielsweise für unversteuerte Zigaretten gebe. Das von Gegnern der Legalisierung gelegentlich vorgebrachte Argument, viele Konsumenten würden weiterhin beim Drogendealer kaufen, da er Cannabis unversteuert billiger anbieten könne, ließ der FDP-Politiker nicht gelten. Er gab zu bedenken, „dass in die Preiskalkulation des Dealers auf der Straße auch das Risiko der Strafverfolgung einbezogen werden dürfte“.

Dass die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel nicht allzu schnell kommen dürfte, hatte Buschmanns Fraktionskollegen Dr. Andrew Ullmann bereits vorvergangene Woche eingeräumt. Es gebe noch keinen Zeitplan zur Umsetzung. „Priorität hat der Kampf gegen die Pandemie“, so Ullmann zu den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler bestätigte das: „Aktuell ist es kein guter Zeitpunkt für einen Cannabis-Gesetzesentwurf.“ Aus der Union wiederum kommt bereits Kritik. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte die Bundesregierung kürzlich aufgefordert, ihre Pläne zur Legalisierung von Cannabis zu überdenken. Der Konsum von Cannabis dürfe nicht verharmlost werden. Zu den Risiken zählten neben der Gefahr der Abhängigkeit und psychischen Erkrankungen auch negative Auswirkungen auf das Gedächtnis sowie auf Lern- und Denkleistungen. Für medizinische Zwecke kann Cannabis heute schon genutzt werden.

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