Die Abschied-Macher Silvia Meixner, 16.09.2018 10:59 Uhr
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Geschäft mit dem Abschied: Firmengründer Bernd Schuffenhauer (4.v.l.) und der neue Geschäftsführer Heiko Schmidt (2.v.l.). Schuffenhauer ist mittlerweile im Ruhestand und hat das Unternehmen verkauft. Aktuellere Fotos gibt es nicht, die Mitarbeiter sind aus Diskretionsgründen recht fotoscheu. Foto: Schuffenhauer
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Alles muss raus: In der Crailsheimer Schiller-Apotheke lief im vergangenen Jahr ein Offizin-Sale. Von der Teedose bis zum Erlenmeyerkolben reicht das Angebot der pharmazeutischen Schnäppchenjagd. Foto: Christian Hepner
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„Ich verkaufe alles, von der Teedose bis zu Laborgegenständen“, sagte Apotheker Hepner. Für den Schlussverkauf hatte er die Firma Bernd Schuffenhauer engagiert. Foto: Christian Hepner
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Adieu nach 456 Jahren: Ende Oktober 2017 wurde die Schiller-Apotheke im baden-württembergischen Crailsheim geschlossen. Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Foto: Christian Hepner
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„Ich mache seit 1980 Apotheke“, sagt der 62-Jährige Christian Hepner. „Da kommt man langsam in ein Alter, in dem man an die Rente denken darf.“ Foto: Christian Hepner
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Am 30. Oktober 2017 war die Löwen-Apotheke zum letzten Mal geöffnet. „Bis dahin räumen wir alles. Die Einrichtung stammt noch aus den 50er-Jahren“, erzählt der Crailsheimer Apotheker. Foto: Christian Hepner
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Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Sein neuer Arbeitsplatz befindet sich nur 80 Meter von seiner bisherigen Wirkungsstätte entfernt. Seit November ist er im Team der Rats-Apotheke am Marktplatz. Foto: Christian Hepner
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Auch andere Apotheken müssen schließen. Aus nach fünf Jahren Probe: Susanne Wiesner verlängerte den Mietvertrag für die Mohren-Apotheke in Schwäbisch-Hall nicht. Foto: Tilman2007/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0
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Wüstner ist auch Besitzerin der 200 Meter entfernten Dreikönig-Apotheke. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Mit der Übernahme wollte sie einer möglichen Konkurrenz in der Nachbarschaft vorbeugen. Foto: Tilman2007/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0
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Doch die miserablen Umsätze rechtfertigten auf Dauer nicht mehr den verstärkten Verwaltungsaufwand und die doppelten Notdienste. Foto: Mohren-Apotheke
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Stattdessen konzentriert sich Wüstner voll und ganz auf die Dreikönig-Apotheke. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Hier sei die Rendite ordentlich, was ihr das nötige finanzielle Polster für eine spätere Familiengründung gebe. Foto: Dreikönig-Apotheke
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Innerhalb weniger Wochen musste Monika Pöpel ihre Marktkauf-Apotheke in Görlitz auflösen. Ihr Mietvertrag wurde nicht verlängert. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - Wenn ein Schuffenhauer-Auto vor der Tür steht, ist das Schicksal einer Apotheke längst besiegelt. Dann heißt es Abschiednehmen für den Apotheker. Zum ersten Besichtigungstermin erscheinen die Mitarbeiter im Auto ohne Logo. Damit die Mitarbeiter nicht verunsichert werden und keine Gerüchte aufkommen.
Ein bisschen ist es wie in der Begräbnis-Branche. Niemand sieht gern einen Leichenwagen, weil er uns an die eigene Endlichkeit erinnert. Diskretion ist in der Branche der Apothekenräumung oberstes Gebot. Die Geschäfte liefen immer gut, aber seit sieben Jahren boomt die Branche. „Wir haben jede Woche eine Schließung“, sagt Geschäftsführer Heiko Schmidt.
Das Unternehmen ist klein, aber effizient und residiert im unterfränkischen Sulzheim. Firmengründer Bernd Schuffenhauer eröffnete es im Jahr 1982 und hat es vor einigen Jahren verkauft. Der Name wurde beibehalten. Weil er für Qualität steht. „Ich habe ihn übernommen, weil er in der Branche eine Institution ist“, erklärt Schmidt. Seine fünf Mitarbeiter und er wissen, wie man eine Apotheke schnell in ihre Einzelteile zerlegt, Verwertbares von Sperrmüll unterscheidet und den verkaufbaren Rest veräußert. Alte Tresore nimmt Schuffenhauer mittlerweile nicht mehr an: „Niemand möchte sie kaufen, weil sie keine Brandschutzklasse vorweisen können.“
Für viele Apotheker ist das erste Gespräch mit dem Spezialunternehmen eine ernüchternde Stunde der Wahrheit. Die meist vor Jahrzehnten teuer gekaufte Einrichtung soll plötzlich nur noch ein paar hundert Euro wert sein? Und potenzielle Abnehmer stehen eher nicht Schlange, obwohl doch alles so schön ist? Manchmal sind die Gegenstände auch gar nichts mehr wert, weil sich der Einrichtungsgeschmack geändert hat oder alles abgenutzt ist. „Viele Apotheker sind erstaunt, wenn sie am Ende noch etwas bezahlen müssen“, sagt Schmidt. Mehr als 2000 Euro seien das aber nie.
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