Sanierungsfall

Bad Homburgs älteste Apotheke zieht samt Fischen um

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Berlin -

Die Engel-Apotheke in Bad Homburg muss nach 270 Jahren umziehen. Da das denkmalgeschützte Haus, in dem sie residiert, ein Sanierungsfall ist, hat Apotheker Christoph Burggraf einen neuen Standort gesucht. Dort hat er jetzt gleich sechs Konkurrenten – und ist trotzdem zuversichtlich.

Auf der Louisenstraße, der 1,5 Kilometer langen Hauptgeschäftsstraße Bad Homburgs, werden ab Oktober sieben Apotheken um die Gunst der Kunden buhlen. Burggraf ist trotzdem optimistisch, dass es mit dem Standort in der Fußgängerzone klappen wird. Derzeit wird der neue Standort umgebaut, die Eröffnung in der Louisenstraße 32 ist für Ende Oktober geplant. Die neue Adresse befindet sich 150 Meter vom bisherigen entfernt in einem ehemaligen Teppichgeschäft neben der Buchhandlung Hugendubel.

Für den Apotheker und sein Team wird die neue Offizin geradezu paradiesisch groß: Der Platz steigt von bisher 30 Quadratmetern auf insgesamt 170 Quadratmeter. Damit will er unter anderem bei den Kunden punkten. Und es gilt, auch die Mitbewerber zu beeindrucken. „Wir bieten künftig eine größere Sortimentsauswahl, eine große Freiwahl und mehr Kosmetikwaren. Zudem schaffen wir mit Echtholz-Boden und einem großen Aquarium für Wohlfühlatmospähre.“ Darüber hinaus plant Burggraf eine Aufenthaltsecke mit Wasserspender, an dem die Kunden in Ruhe und bequem Medikamente einnehmen können.

„Das Aquarium ist bestellt“, erzählt er. Die Fische und Seeanemonen, die bislang in der Engel-Apotheke lebten, ziehen mit um. Dann müssen ideale Lebensbedingungen für die Tiere geschaffen werden, das perfekte Einrichten des Meerwassers übernimmt ein Fachmann.

Erst im vergangenen März hatte Burggraf, wenige Wochen nach seiner Approbation, die Engel-Apotheke übernommen. Es ist die älteste Apotheke der Stadt. Vom schlechten baulichen Zustand erfuhr der Pharmazeut allerdings erst nach seinem Einzug. Auch die Kundenzahl würde, so stellte er bald fest, nicht ausreichen, um das Überleben der Apotheke zu sichern.

Da half auch der schöne Schein nichts. Von außen sieht die Engel-Apotheke aus wie aus dem Bilderbuch. Sie hat ein Türmchen, reich verziertes Fachwerk und einen mehreckigen Erker. Über dem Eingang ruht die imposante goldene Figur eines Engels. Doch der erste Eindruck täuscht, hinter der Fassade ist das denkmalgeschützte Gebäude ein Sanierungsfall. Im Januar 2017 beschädigte eine von der Stadt beauftragte Firma beim Abnehmen der Weihnachtsbeleuchtung die Fassade. Wegen drohender herunterfallender Teile war der Bürgersteig monatelang gesperrt. Schnell stand fest, dass die Engel-Apotheke einen neuen Standort benötigt. Der Apotheker hatte sich spontan in die Immobilie verliebt: „Sie ist ein absolutes Liebhaberstück und einzigartig. Ich war wirklich begeistert, als ich sie gesehen habe.“

Die Apotheke wurde im Jahr 1684 unter Landgraf Friedrich II. gegründet und befindet sich seit 1749 unter der Adresse Am Schulberg 7-9. „In dem Haus sollen drei Wohnungen und eine Gewerbefläche entstehen“, sagt der Apotheker. „Der historische Teil des Gebäudes wird erhalten, er steht unter Denkmalschutz.“

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