Schülerpraktikant:innen in der Apotheke sind nach wie vor ein Streitthema: Hat man überhaupt die Zeit, sich um sie zu kümmern – und wie beschäftigt man sie sinnvoll? Wie gut das insbesondere durch Social Media funktionierten kann und welchen Mehrwert Schülerpraktikant:innen mit sich bringen, berichtet das Team der Laurentius-Apotheke in Elmpt.
„Wir nehmen regelmäßig Schülerpraktikanten auf“, betont die Approbierte Sonja Weidmann. Es gibt verschiedene Modelle: Jüngere Schüler:innen können an drei Tagen unterschiedliche Betriebe oder Fachrichtungen kennenlernen. Dieses Angebot stammt von Gesamtschulen der Region. In höheren Jahrgängen der Sekundarstufe I – meist in Klasse acht oder neun – ist ein dreiwöchiges Praktikum vorgesehen. Mit ihrer aktuellen Praktikantin Sophia ist genau so eine Schülerin Teil des Teams.
Das Team der Laurentius-Apotheke kombiniert konventionelle und mediale Aufgaben, „weil viele junge Menschen so Social-Media-affin sind. Wir binden sie auch da mit ein, wenn sie das möchten“, erläutert Weidmann. Am Anfang sei Sophia noch schüchtern gewesen. „Ich habe sie zu Beginn gefragt, wie es so in der Schule ist“, erinnert sich Weidmann. „Da kam nicht so viel. Beim Thema Social Media blühte sie dann so richtig auf.“
Ein aktuelles Reel, in dem die Schülerin von ihrem Praktikumsalltag berichtet, sei spontan entstanden: „Normalerweise bereiten wir viel vor, hier habe ich gedacht: Ich filme einfach mal drauf los“, berichtet Weidmann. Im Clip zeigt die Schülerin, wie sie den Kommissionierer befüllt. „Sie zeigt, was sie gelernt hat – und zwar den den Leuten, die vielleicht auch mal ein Praktikum bei uns machen wollen.“
Sophia habe viele eigene Ideen, „was andere vielleicht gar nicht kennen könnten aus der Apotheke. Wir sind ständig im Betrieb, da kann man dann auch ein bisschen betriebsblind für das werden, was Außenstehende spannend finden könnten.“ Eigentlich sollte die engagierte Schülerpraktikantin drei Wochen bleiben. „Leider ist es so, dass sie sich kürzlich bei einem Unfall den Arm gebrochen hat und derzeit im Krankenhaus liegt. Sie ist zwar weiterhin begeistert vom Erlebten und verfolgt auch die Reaktionen auf das Video, aber weitere Drehs oder Interviews sind momentan leider nicht möglich“, bedauert die Approbierte.
Dass die Betreuung von Schülerpraktikant:innen sehr aufwändig ist, weiß die Apothekerin. „Das sehen wir auch so, es ist schwierig. Aber wenn man die Schüler bei den Themen packt, die sie interessieren, dann kann man sie auch mitreißen und begeistern.“
Mit dem Reel will das Apothekenteam zeigen, „wie sich Schülerpraktika im Apothekenbereich gewandelt haben. Neben dem klassischen Kennenlernen der pharmazeutischen Abläufe gewinnen auch Themen wie Kommunikation, digitale Sichtbarkeit und Social Media immer mehr an Bedeutung – gerade für die jüngere Generation.“ Sophia habe das mit viel Offenheit und Energie vermittelt und war in ihrer Rolle vor der Kamera ein echtes Talent, betont Weidmann. „Dass wir damit auch andere Jugendliche erreicht und möglicherweise für den Beruf begeistert haben, ist für uns ein großer Erfolg und auch ein Signal an die Branche.“
Pro Jahr betreut das Team drei bis vier Schülerpraktikant:innen, dazu kommen Auszubildende und Apotheker unter Aufsicht. „Wir wollen, dass alle etwas mitnehmen und die Tätigkeiten in der Apotheke positiv vermitteln.“ Für typische Tätigkeiten gibt es einen internen Leitfaden, der mit den Schüler:innen durchgegangen wird.
Bei längerfristigen Schüler:innen wie Sophia soll etabliert werden, dass sie nach wenigen Tagen wissen, was bei einer Lieferung vom Großhandel zu tun ist und wo die Präparate eingelagert werden. Vieles muss vorgezeigt werden – dennoch steht die Förderung von Selbstständigkeit im Fokus.
Auch wenn die Betreuung aufwändig ist, wird das Team mit dem Modell im Filialverbund weitermachen. „Es ist manchmal belastend, natürlich, aber wir sind ja im Filialverbund von vier Apotheken.“ Gute Beispiele, warum es sich lohnt, gebe es viele: „Wir haben in den anderen Apotheken eine Schülerpraktikantin, die ich während des Aufbaus der Social-Media-Kanäle mit ins Boot geholt habe. Sie ist jeden Freitagnachmittag bei uns und unterstützt.“ Auch ein junger Mann ist dem Team der Partnerapotheke nach dem Schülerpraktikum erhalten geblieben. „Er ist Freitagnachmittags da und macht jetzt seine PKA-Ausbildung. Das sind so Entwicklungen, die da auch möglich sind.“
Die Apothekerin stellt klar, dass sich nicht jede:r Praktikant:in begeistern lasse. „Es gibt natürlich auch manche, die haben absolut kein Interesse. Das ist dann schwierig, wenn sie einfach nur dasitzen und man sagen kann, was man will.“ Dabei sei es legitim, wenn Schüler:innen für sich erkennen: „Apotheke ist vielleicht doch nichts für mich. Aber das kann man sich ja gegenseitig als Feedback geben und am Ende des Tages ist jeder ein bisschen schlauer. Das will man bei einem Praktikum erreichen.“