Viele schaffen die Ausbildung nicht

PTA-Lehrer: Das Niveau hat sich deutlich verschlechtert

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Berlin -

Apotheken suchen händeringend nach Personal, insbesondere PTA werden dringend benötigt. Demgegenüber stehen die sinkenden Zahlen beim Nachwuchs. Lediglich ein Drittel der angemeldeten PTA-Schüler:innen absolvieren später erfolgreich die staatliche Prüfung. Lehrer:innen klagen über ein sich verschlechterndes Niveau.

Die Ausbildung zur PTA verspricht eigentlich einen abwechslungsreichen und spannenden Beruf, zumal PTA in HV und Rezeptur genauso eingesetzt werden wie im Backoffice. Sie sind daher die größte Berufsgruppe in der öffentlichen Apotheke. Doch Schulen in ganz Deutschland verzeichnen einen Negativtrend. In der Bernd-Blindow-Schule Leipzig etwa melden sich 50 bis 60 Schüler:innen zur Ausbildung an. Im letzten Jahrgang schlossen aber nur zwölf Absolvent:innen erfolgreich die Ausbildung ab.

Wie kommt das? Bereits im ersten Halbjahr der Ausbildung springen viele Schüler:innen wieder ab, weil sie merken, dass die Anforderungen zu hoch sind. Viele Interessenten kommen offenbar mit einer falschen Erwartungshaltung an die Schule, was das Niveau der Ausbildung angeht.

Falsche Vorstellungen

Auch an anderen Schulen beobachtet man diesen Trend. Ein Ausbilder, der anonym bleiben will, beklagt die schlechte Vorbereitung auf den Unterricht: Viele junge Schüler:innen wüssten nicht, was auf sie zukomme. Das Arbeitsamt müsse deutlich mehr Beratungsarbeit leisten bei der Berufsauswahl, fordert er. Denn allzu oft verstünden auch die Eltern nicht, warum ihr Kind plötzlich so schlecht dastehe. Oft müsse er in solchen Fällen unangenehme Gespräche führen, mitunter drohten Eltern mit dem Anwalt.

Auch sprachliche Barrieren seien ein ernst zunehmendes Hindernis: Fachliche Begriffe seien deutlich schwerer zu lernen, wenn Deutsch nicht die Muttersprache sei. Ein Vorkurs könnte Abhilfe schaffen und Klarheit bringen, Enttäuschungen würden reduziert. Prekär sei, dass mittlerweile auch Schüler:innen mit der Note 5, in einem der Prüfungsfächer, zugelassen werden. Das habe sich in letzter Zeit verändert – und das Niveau leide zusehends darunter, so der Lehrer, der selbst Apotheker ist.

Schwierig sei auch die Vermittlung von schlecht abschneidenden Schüler:innen. Inhaber:innen von Apotheken müssen deutliche Abstriche bei der Personalwahl machen, um überhaupt Mitarbeiter:innen zu finden. Mitunter habe er ein schlechtes Gefühl, wenn er Schüler:innen an Apotheken vermitteln müsse.

Bundesweit gehen die Zahlen zurück

In vielen PTA-Schulen macht man ähnliche Erfahrungen: Es herrsche ein Mangel an kompetenten und gut ausgebildeten PTA, heißt es von der Bernd-Blindow Schule in München. Es habe in letzter Zeit keine Probleme gegeben, angehende Absolvent:innen im Praktikum unterzubekommen. Die Apotheken vor Ort hätten großes Interesse an PTA für das Praktikum.

In den Apotheken herrscht Fachkräftemangel, doch den Schulen fehlen die Schüler:innen. Denn weder Ausbildung noch das Gehalt locken an. Die aktuelle PTA-Reform fördert die Attraktivität des Berufes nur bedingt. Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule Osnabrück, bestätigt die Einschätzung: „Die Zahl hinreichend qualifizierter Bewerber:innen ist bundesweit und auch an der Völker-Schule in Osnabrück zurückgegangen. Die Zahl der PTA-Klassen an unserer Schule ist in den letzten Jahren von zehn auf aktuell sieben zurückgegangen. Rückläufige Schülerzahlen sind ein gravierendes Problem für die Apotheken, um auf Dauer den Versorgungsauftrag der Bevölkerung in der Fläche aufrecht zu erhalten.“

Reform des Praktikums

Ab kommendem März soll es 19 neue Arbeitsbögen mit verschiedenen Aufgabenstellungen für das Praktikum geben. Dabei geht es unter anderem um Haltbarkeit, Lagerung und Entsorgung der Fertigarzneimittel, um Recherchen mit der Abda-Datenbank, um das Qualitätsmanagementsystem, um Arzneimittel- oder Impfberatung. Die Praxisanleitung erfolgt laut Richtlinie auf Grundlage des Ausbildungsplans, in dem die Lernziele festgehalten werden.

Silke Dittmar, Leiterin der Bernd-Blindow-Schulen Heilbronn und Mannheim, befürchtet mit der Reform des Praktikums eine erschwerte Vermittlung der PTA in das Apothekenpraktikum. Die Bögen an sich seien gut, aber ob die Apotheken vor Ort die Vorgaben zeitlich umsetzen können, sei fraglich: „Aus Sicht der PTA sind solche Arbeitsbögen ganz toll. Vor allem wird eine einheitliche Linie geschaffen. In der Umsetzung des Praktikums ist der Anspruch doch noch sehr unterschiedlich. Während manche PTA schon vorne in der Offizin mit bedienen, räumen andere nur die Ware ein. Ich sehe aber Schwierigkeiten für die Apotheken, die immer mehr Arbeit im Gegensatz zu immer weniger Personal haben“, sorgt sich Dittmar.

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