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Kassen: Kein Mehrwert durch IGeL

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Berlin -

Selbstzahler-Angebote in den Praxen bringen dem Arzt zwar Umsatz, den Patienten nach Ansicht der Krankenkassen aber meist keinen klaren Mehrwert. Gerade bei den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL), die am häufigsten verkauft werden, sei praktisch nichts mit deutlich erwiesenem Nutzen dabei, teilte der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDS) mit.

Das gelte im Großen und Ganzen etwa für Ultraschalluntersuchungen der Brust zur Krebsvorsorge, der Früherkennung von Grünem Star (Glaukom) und Prostatakrebs oder der professionellen Zahnreinigung bei Erwachsenen ohne Paradontitis. „Die Mehrzahl der IGeL-Leistungen schneidet nicht gut ab, einige sogar sehr schlecht“, sagte MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick.

Dabei wächst der Markt laut einer neuen Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) immer weiter: binnen zwei Jahren um 5,3 auf 26,2 Millionen Angebote 2012. In zwei von drei Fällen komme es auch zu der Untersuchung oder Behandlung.

Die Ärzte verdienen damit laut WidO geschätzt 1,3 Milliarden Euro im Jahr. Trotz Aufklärungspflicht der Mediziner seien 39 Prozent der Patienten gar nicht auf die Zuverlässigkeit der Methode angesprochen worden. Oft würden Patienten auch unter Druck gesetzt, kritisierte Pick.

Entsprechend groß sei der Bedarf unabhängiger Information. Rund 900.000 Interessierte hätten den IGeL-Monitor mit den MDS-Bewertungen seit dessen Start vor einem Jahr besucht. Inzwischen wurden dort 30 Leistungen bewertet, von denen lediglich vier mit „tendenziell positiv“ bewertet wurde.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, kritisierte die Bewertungen als wissenschaftlich teils fragwürdig. Er rief die Ärzte zugleich auf, Patienten Informationen und Bedenkzeit zu geben.

Die Bundesregierung hatte bereits im November bessere Informationen in der Praxis zu IGeL angemahnt. Als sinnvoll gelten etwa Untersuchungen vor einem Tauchlehrgang oder Reiseschutzimpfungen.

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