Aufruf von Apothekerverband

Protestaktion: Apotheker schreiben an Lauterbach

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Berlin -

Nicht nur die Ärzt:innen machen mobil gegen die Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sondern auch die Apotheken: Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) ruft seine Mitglieder auf, einen Protestbrief an Lauterbach zu unterschreiben.

Um die Finanzierungslücken in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu stopfen, plane Lauterbach unter anderem eine Anhebung des Kassenabschlags auf 2 Euro. „Wir wissen, dass eine solche Kürzung der Vergütung angesichts der zugleich explodierenden Energie- und Sachkosten wie auch der steigenden Personalkosten für viele von uns nicht tragbar wäre“, heißt es im AVWL-Rundschreiben, unterzeichnet vom Vorsitzenden Thomas Rochell und Geschäftsführer Bernd Rademacher.

Deshalb hat die AVWL-Spitze einen offenen Brief an Lauterbach verfasst. Sie weisen darauf hin, dass die Apotheken seit neun Jahren keinerlei Vergütungsanpassung erhalten hätten. „Bei steigenden Sach-, Personal- und Energiekosten ist die Vergütung der Apotheken daher real deutlich gesunken. In dieser Ausgangslage werden die aktuell explodierenden Kosten auf dem Energiemarkt sowie die hohe Inflation viele Apotheken finanziell überfordern. Dies wird zu weiteren Apothekenschließungen und einer Verschlechterung in der flächendeckenden Versorgung der Patienten führen.“

„Während die Gasversorger durch eine Umlage der Verbraucher (auch der Apotheken!) gestützt werden, graben Sie den Apotheken und damit der sicheren Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung die letzten Fundamentreste ab“, heißt es weiter. Dabei seien die Apotheken vor Ort keine Kostentreiber im Gesundheitswesen. Verwiesen wird auch auf die jüngsten Tarifanpassungen als „wesentlicher Beitrag, die Attraktivität der Apothekenberufe zu steigern und den die Versorgung gefährdenden Fachkräftemangel im
Gesundheitswesen zu bekämpfen“.

Zukunft abgeschnitten

„Statt den Apotheken die Möglichkeit zu geben, die Mittel dafür zu erwirtschaften, kürzen Sie nun die Honorare. Sie verweigern den Apothekenberufen damit nicht nur die nötige und in jeder Hinsicht angemessene Wertschätzung und unterspülen alle Versuche, Fachkräfte für die Apotheke zu begeistern beziehungsweise als selbstständiger Inhaber Verantwortung zu übernehmen. Sie schneiden der Apotheke auch ganz generell die Zukunft ab, denn diese wird die Apotheken – unter anderem auf dem Gebiet der Digitalisierung – vor große Herausforderungen stellen.“

Die in der Pandemie mit Sonderaufgaben erwirtschafteten Einnahmen könnten nicht als Argument für diese Kürzungspläne ins Feld geführt werden. „Denn hier handelt es sich um Einmaleffekte, die das Apothekennetz nicht auf Dauer tragen und die auch nicht allen Apotheken gleichermaßen zugutegekommen sind. Zudem sind diese Einnahmen hart erarbeitet worden – durch zusätzlich eingestellte Mitarbeiter, die für ihre Leistungen angemessen bezahlt worden sind.“ Lauterbach wird aufgefordert, „die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger des Landes nicht zu gefährden und die Apotheken betreffenden Kürzungen in diesem Gesetzesentwurf ersatzlos zu streichen“.

Apothekenteams sollen unterschreiben

Die Apothekenleiter werden gebeten, den Brief möglichst umgehend zu unterschreiben und auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterzeichnen zu lassen. „Wir werden die Protestschreiben gebündelt an den Bundesgesundheitsminister weiterleiten und auch die westfälisch-lippischen Bundestagsabgeordneten darüber informieren. Je größer die Resonanz, je mehr von Ihnen sich beteiligen, desto größer unsere Chance auf Gehör. Deshalb: Beteiligen Sie sich möglichst zahlreich!“

Der AVWL hatte bereits gemeinsam mit dem Schwesterverband in Nordrhein sowie den beiden Kammern in NRW eine Stellungnahme zu den Sparplänen veröffentlicht. Mehrfach habe man zudem den Landesgesundheitsminister und die westfälisch-lippischen Mitglieder des Gesundheitsausschusses auf die Probleme aufmerksam gemacht. Auch die Bezirksgruppenvorsitzenden des AVWL hätten ihre Wahlkreiskontakte genutzt, um Bundestagsabgeordnete auf die fatalen Auswirkungen hinzuweisen. „Mit all diesen Maßnahmen flankieren wir die Bemühungen von Abda und DAV, in Berlin Einfluss auf die Bundespolitik zu nehmen.“

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