Nachwuchssorgen

Kammer will Apotheken-Aussteiger zurückholen

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Berlin -

Die Apotheken in Baden-Württemberg suchen händeringend nach Personal. Teilweise müssen Apotheken sogar schließen, da sie nicht genügend Personal finden. Deshalb ruft die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAK) mit einer ungewöhnlichen Brief-Aktion nicht berufstätige Apotheker dazu auf, sich Gedanken über einen möglichen Wiedereinstieg zu machen.

Kurz vor Ostern hat die LAK alle 800 Apotheker im Ländle angeschrieben, die derzeit nicht berufstätig sind. Allerdings will die LAK keine Rentner aus dem wohlverdienten Ruhestand zurückrufen. Es wurde eine Altersgrenze von 56 Jahren gezogen. Ältere Jahrgänge wurden nicht angeschrieben.

„Es gibt viele berechtigte Gründe für Apothekerinnen oder Apotheker, nicht berufstätig zu sein“, so Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. „Ob Elternzeit, Krankheit oder Pflege von Angehörigen. Dennoch gibt es sicherlich auch viele Apothekerinnen und Apotheker, die wieder einige Stunden im gelernten Beruf tätig werden könnten. An diese Kolleginnen und Kollegen richtet sich diese Aktion.“ Auf ihrer Homepage hat die Kammer einen Apothekenfinder eingerichtet, über den Wiedereinsteiger eine geeignete Apotheke suchen können.

Denn mehr als 600 Apotheken in Baden-Württemberg haben sich in einer Abfrage der Kammer ausdrücklich bereit erklärt, möglichen Wiedereinsteigern einen Einblick in den derzeitigen Apothekenalltag zu geben. Hanke: „Wer lange aus dem Beruf raus ist, weiß nicht immer was auf ihn aktuell zukommt. Deshalb wagen viele den Wiedereinstieg nicht. Durch ein unverbindliches Hineinschnuppern in den Apothekenalltag wollen wir die Ängste vor dem Wiedereinstieg nehmen.“

Außerdem weist die LAK darauf hin, dass sich der Apothekerberuf „wie kaum ein anderer akademischer Beruf mit der Familie vereinbaren lässt“. Teilzeitarbeit und Wohnortnähe seien meist ohne Probleme möglich. Allerdings kennt die LAK auch die Hemmnisse für die Rückkehrer. Hanke: „Uns ist bewusst, dass die Bezahlung des Personals meist nicht so ist, wie sie für diese akademische Ausbildung sein sollte. Deshalb fordern wir die Politik dringend auf, endlich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Apotheken zu verbessern. Nur so können wir den Mitarbeitern in den Apotheken auch angemessene Gehälter bezahlen.“

Bis zu 20 Stellenanzeigen täglich werden laut LAK in den Stellenmarkt auf ihrer Homepage eingestellt. Zwar sei die Zahl der Pharmaziestudienplätze an den Hochschulen in Baden-Württemberg zuletzt ebenso deutlich gestiegen ist wie die Zahl der ausländischen Apotheker, die in Baden-Württemberg arbeiten wollten. Dennoch fänden viele Apotheken nicht ausreichend Personal. Gründe hierfür sind lau LAK neben den nicht-berufstätigen Apothekern auch andere attraktive Arbeitsplätze, etwa in der pharmazeutischen Industrie. In den 2570 Apotheken in Baden-Württemberg arbeiten neben den Inhabern weitere 4900 angestellte Apotheker.

Kürzlich hatte auch der Landesapothekerverband Sachsen Nachwuchs-Alarm geschlagen: „Es werden in Sachsen ständig Apotheker gesucht, wobei sich die Suche im ländlichen Raum nochmal schwieriger gestaltet als in den Ballungsräumen Dresden, Chemnitz und Leipzig.“ Nach Angaben des LAV Sachsen sind etwas über 15 Prozent der Apothekeninhaber über 60 Jahre alt und werden in absehbarer Zeit nach einem Nachfolger Ausschau halten. Probleme drohen für die Apotheken in ländlichen Gebieten in Zukunft neben der demographischen Welle auch durch verstärkte Abwanderung der Bevölkerung vom Land in die Städte, weil die Lücken in der ambulanten ärztlichen Versorgung immer größer werden könnten.

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