Apothekerschaft äußert sich negativ

Abda-Protestkarten ernten viel Kritik

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Berlin -

Die Bundesregierung sowie der Bundestag sträuben sich bislang anzuerkennen, dass eine finanzielle Entlastung der Apotheken endlich nötig ist. Mit einer Postkarten-Aktion will die Abda die nächste Eskalationsstufe zünden und Kundinnen und Kunden mit ins Boot holen. Diese sollen auf Postkarten unterschreiben, warum ihnen die Apotheken wichtig ist. An der Basis kommt die Aktion nicht besonders gut an. Und Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, hat eine ganz andere Idee.

Viele Apotheker:innen halten das „Postkarten-Lotto“ – die Protestkarten sollen eingesammelt und nur stichprobenartig durch die beauftragte Agentur gesichtet werden – für alles andere als angemessen: „Also ob eine nächste Postkarte den Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Einlenken bringt. Das ist in meinen Augen Wunschdenken“, heißt es etwa in den sozialen Medien.

Auch Hänel hat eine andere Vorstellung zur Nutzung der Postkarten. „Wir sollten die Karten nutzen, um den Frust abzubauen, der sich durch solche Aktionen angestaut hat. Ich habe einige Punkte, die man auf die Postkarten schreiben könnte, anstatt sie den Kund:innen zu überreichen.“ Zum Aufruf „Wir lieben Apotheke weil...“ fallen der Apothekerin beispielsweise ein:

  • seit 20 Jahren kein Inflationsausgleich erfolgt ist
  • aufgrund der überbordenden Bürokratie
  • wegen der 39.000 Rabattverträge
  • weil wir gerne Quoten erfüllen, für Importe oder Teststreifen
  • wir am Freitag immer sehnsüchtig auf die Retaxbriefe der KK zum Start ins Wochenende warten
  • wir gerne Einsprüche gegen ungerechtfertigte Retaxationen schreiben
  • Notdienste mega geil sind, insbesondere wenn man eigene kranke Kinder oder selber Geburtstag hat
  • Bescherung am Heiligen Abend hier am schönsten ist
  • die Zwischenaudits aus Langeweile aller 20 Monate freiwillig und mit mehrfachen Varianten bestehen wollen
  • Überraschungsbesuche vom Pharmazierat einfach toll sind

Auf der Website der Freien Apothekerschaft heißt es zur Aktion: „Ein völlig realitätsfernes Prozedere mit Vertragsunterzeichnung zu Beginn und symbolischer Kartenübergabe zum Aktionsende kann nicht zum Gelingen der Aktion beitragen. Geschweige denn werden Fotos von ausgefüllten Karten im Bundesgesundheitsministerium Eindruck schinden. Echte Eskalation sieht anders aus!“

Alle Kolleginnen und Kollegen seien bereit, Aktionen, die eine echte Eskalation bedeuten und die Realisierung unserer Forderungen näher bringen, zu unterstützen. Aber mit der geplanten Maßnahme sei keines dieser Kriterien erfüllt. „Die Freie Apothekerschaft fordert somit von der Abda, dass sie die Beitragsgelder nicht für solch aussichtslose Aktionen verschwendet, sondern für kreativen und zielgerichteten Protest einsetzt!“

Außerdem gibt es eine Briefvorlage mit der Aufforderung an die Abda, von einer Übersendung der Karten abzusehen. Da man schon seit Monaten Postkarten der IG Med verteile, die auch an die Bundesregierung verschickt würden, werde man eine derartige Form der „Eskalation“ nicht unterstützen. „Bereits Ihre vorherige Aktion mit Pop-up-Karten hatte nichts mit Eskalation oder Protest zu tun. Weiterhin möchte ich meine Kunden nicht mit einer gleichgelagerten Unterschriften-Aktion überfordern und verunsichern. Sollten Sie ernstzunehmende Maßnahmen planen, bitte ich um Informationen.“

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