Pneumokokken, Pertussis & Co. nicht vergessen!

Wegen Corona: Senioren sollen Impfstatus checken lassen

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Berlin -

Wenn es um Impfungen geht, ist derzeit die Corona-Vakzine massiv in den Fokus gerückt. Diese dient vor allem einem Schutz vor schweren Erkrankungsverläufen. Doch auch andere Impfungen sollten besonders in der Risikogruppe der Senioren nicht in Vergessenheit geraten – denn auch sie können schützen.

„Während der Corona-Impfstoff deutschlandweit verabreicht wird, dürfen andere Schutzmaßnahmen nicht vernachlässigt werden“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in einer Pressemeldung. Denn auch der Schutz vor anderen Erkrankungen bleibt wichtig und kann ebenfalls Einfluss auf eine Covid-Erkrankung haben. Für Menschen über 60 Jahren werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) verschiedene Impfungen empfohlen.

„Vor allem Grippe, Pneumokokken, Keuchhusten und Gürtelrose können für Senioren gefährlich werden und auch eine mögliche Corona-Infektion verschlimmern“, erklärt die DGG. „Corona zeigt uns eindrücklich, wie wichtig Impfungen sind – vor allem für ältere Menschen. Denn ein höheres Lebensalter führt zu einer höheren Infektanfälligkeit mit oft komplizierteren Verläufen“, erklärt Professor Hans Jürgen Heppner, Präsident der DGG, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Schwelm und Lehrstuhlinhaber für Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke.

Influenza nicht vergessen!

Auch wenn die Grippewelle in dieser Saison weitestgehend ausblieb, stellt die Schutzimpfung für Senioren dennoch einen wesentlichen Baustein dar. „Sie war – bis Corona kam – unter den Infektionskrankheiten die Erkrankung mit der höchsten bevölkerungsbezogenen Mortalität – rund 90 Prozent der Todesfälle sind Patienten über 60 Jahre. Die große Herausforderung für die Grippesaison wird zukünftig die Abgrenzung zu Covid-19 sein“, meint Heppner. Die Grippeschutzimpfung wird von der Stiko im Herbst für Menschen ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. Für die kommende Saison 2021/2022 steht dann sogar ein Hochdosis-Impfstoff zur Verfügung, wie kürzlich vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beschlossen wurde. „Dieser verstärkt zum Beispiel die Immunwirkung noch weiter und sorgt für eine breitere Immunantwort unter Pflegeheimbewohnern“, erklärt Heppner.

Pneumokokken und Pertussis auffrischen

Wichtig ist zudem ein Schutz vor Pneumokokken, denn der Erreger ist für die meisten ambulant erworbenen Lungenentzündungen verantwortlich. Ähnlich wie bei der Influenza besteht auch bei einer Covid-Infektion das Risiko für bakterielle Superinfektionen. Daher wird auch hier für Menschen ab 60 Jahren von der Stiko eine Schutzimpfung empfohlen. „Ob dann eine Wiederholungsimpfung nach frühestens sechs Jahren Sinn macht, ist je nach gesundheitlicher Situation des Patienten, etwa bei Vorerkrankungen, eine individuelle Indikationsentscheidung des Arztes bzw. der Ärztin“, erklärt Dr. Anja Kwetkat, Direktorin der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena und Leiterin der DGG-Arbeitsgruppe Impfen. Aufgrund der derzeitigen Lieferengpässe empfiehlt sie einen engen Kontakt zwischen Ärzten, Patienten und Apotheken zu pflegen, um über Verfügbarkeiten rechtzeitig informiert zu werden.

Kwetkat weist zudem auf die Wichtigkeit der Pertussis-Impfung hin. Diese wird von der Stiko einmalig mit der nächsten fälligen Tetanus-/Diphtherie-Impfung empfohlen. Denn Keuchhusten kann nur in der Dreier-Kombination geimpft werden – eine entsprechende Auffrischung wird alle zehn Jahre empfohlen. „Wenn sich ein Achtzigjähriger mit Pertussis ansteckt, dann ist das besonders heftig für ihn. Durch die Beeinträchtigung kann eine Negativspirale in Gang gesetzt werden, die bis hin zur Mangelernährung reicht“, erläutert die Ärztin.

Herpes zoster ebenfalls bedenken

Doch die Schutzimpfungen sollten über Atemwegsinfekte hinausgehen: Auch die empfohlene einmalige Standardimpfung gegen Herpes zoster (Gürtelrose) ab dem 60. Lebensjahr stelle einen wichtigen Schutz dar. „Wenn wir uns alle gut vor Corona schützen, gehen logischerweise auch andere Atemwegsinfektionen zurück. Die Gürtelrose fällt da raus, denn sie ist die Reaktivierung einer Kinderkrankheit – den Windpocken. Die Infektionszahlen für Herpes zoster werden erwartungsgemäß also genauso hoch bleiben. Schützen kann man sich dagegen nur mit dieser Impfung“, erklärt Kwetkat.

Die DGG appelliert daher an die Senioren ihren Impfstatus checken zu lassen. „Dafür eignet sich gut der nächste Hausarztbesuch: Einfach den Impfpass mitbringen, auf Lücken überprüfen lassen und fehlende Impfungen möglichst nachholen“, rät DGG-Präsident Heppner. Dabei sollte gezielt auf die genannten Impfungen angesprochen werden. „Wer sich dies nicht mehr eigenständig zutraut: Einfach eine Begleitperson bitten, den Arztbesuch zu unterstützen und dort die Gesprächsführung zu übernehmen.“

 

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