Pharmakonzerne

Pfizer streicht Hospira-Zytostatika

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Berlin -

Pfizer räumt wieder einmal sein Portfolio auf: Der Konzern trennt sich von Elcrit, Edronax 4 mg zu 50 Tabletten und Zytostatika von Hospira.

Pfizer streicht bei seinem Antideprssivum Edronax 4 mg (Reboxetin) die Packungsgröße 50 Tabletten. Die anderen Einheiten zu 20 und 100 Stück sind weiterhin erhältlich. Erste Schlagzeilen machte das Medikament 2009, als das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) dem Konzern Irreführung vorwarf: Pfizer soll Informationen zur Wirkung des Arzneimittels zurückgehalten haben. Das Antidepressivum soll in mindestens 16 Studien getestet worden sein, den Wissenschaftlern fehlten allerdings von neun Untersuchungen die Ergebnisse. Pfizer wies alle Vorwürfe zurück.

Das IQWiG urteilte entsprechend und bescheinigte der Behandlung mit Reboxetin keinen zusätzlichen Nutzen, weder in der Akuttherapie noch für die Rückfallprävention. Das Urteil des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) war absehbar – Reboxetin wurde 2011 aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen. Mitstreiter ist Merz, das Unternehmen hat mit Solvex ebenfalls ein Reboxetin-haltiges Medikament auf dem Markt. Der Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer ist ist allen Packungsgrößen weiterhin gelistet.

Edronax geriet 2010 ein zweites Mal in die Schlagzeilen. Eine im „British Medical Journal“ veröffentlichte Studie kam zu dem vernichtenden Urteil, das Mittel sei „ineffektiv und potenziell schädlich“. Zahlreiche Patienten hätten Reboxetin in Studien wegen seiner unerwünschten Nebenwirkungen abgesetzt. Die Autoren äußerten ebenfalls erneut Kritik daran, dass der Konzern zahlreiche Studien lange Zeit nicht veröffentlicht hatte.

Das Neuroleptikum Elcrit (Clozapin) wird ganz eingestellt. Die 100 Tabletten zu 25 und 100 mg sind ab Januar nicht mehr erhältlich. Gegenüber PHARMA ADHOC äußerte sich der US-Konzern zu seiner Entscheidung: „Es existierten viele generische Alternativen, sodass der Bedarf auch weiterhin gut gedeckt ist.“ Bei der Entscheidung, Produkte vom Markt zu nehmen, spielten die Versorgungsrelevanz und ökonomische Aspekte eine wichtige Rolle.

Clozapin kann zur Behandlung therapieresistenter Schizophrenien eingesetzt werden, wenn bei den Betroffenen andere Neuroleptika kontraindiziert sind oder nicht ausreichend wirken. Die Behandlung ist von einem Facharzt zu überwachen. Besondere Vorsicht ist geboten, da der Wirkstoff eine Agranulozytose hervorrufen kann. Während der Therapie sollten daher regelmäßige Blutbildkontrollen durchgeführt werden.

Der Wirkstoff verursacht eine schnelle Sedierung der Patienten und besitzt antipsychotische Effekte bei Schizophrenie. Clozapin wirkt sowohl auf die positiv als auch negativ Symptome. Die Substanz blockiert mit großer Affinität den Dopamin-4-Rezeptor und besitzt zusätzlich anticholinerge, antihistaminerge, antiserotonerge und anti-alpha-adrenerge Eigenschaften.

Außerdem nimmt der Konzern nahezu alle generischen Zytostatika des Hospira-Portfolios außer Vertrieb. Viele Wettbewerber in dieser Wirkstoffgruppe würden den Markt auch weiterhin bestens versorgen. Überlebt hat nur Docetaxel von Hospira. Zuletzt eingestellt wurden Carboplatin, Gemcitabin und Paclitaxel.

Pfizer hatte Hospira 2015 für 17 Milliarden US-Dollar übernommen. Die Biosimiliars und injizierbaren Medikamente wurden mit den eigenen Originalpräparaten von Pfizer Deutschland in der Tochtergesellschaft Pfizer Pharma PFE gebündelt.

Das Portfolio dieser Gesellschaft umfasst mehr als 100 Arzneimittel, darunter drei Biosimilars und vier weitere in der Entwicklung. Erst im vergangenen Jahr kursierten Gerüchte, Pfizer wolle sich von der OTC-Sparte trennen.

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