Androgenetische Alopezie

Haarausfall: Nahrungsergänzung hilft nicht

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Berlin -

Erblich bedingter Haarausfall betrifft viele Männer und Frauen, vor allem im höheren Alter. Häufig wird versucht, mit Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) entgegenzuwirken. Doch laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fehlt dafür jede wissenschaftliche Grundlage.

Das BfR hat sich mit der Frage befasst, ob eine besondere Ernährung oder die Einnahme von NEM dem erblich bedingten Haarausfall – der androgenetischen Alopezie – entgegenwirken kann. Diese Form des Haarausfalls ist die weltweit häufigste und betrifft bis zu 80 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen, insbesondere mit zunehmendem Alter.

Ausgelöst wird sie durch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron (DHT), was zu einer schrittweisen Miniaturisierung der Haarfollikel führt. Die Erkrankung zeigt sich bei Männern typischerweise durch zurückweichende Haarlinien und Lichtung der Tonsur, während bei Frauen maßgeblich ein diffuser Haarausfall im Bereich des Mittelscheitels beobachtet wird.

NEM: Vorteile nicht nachgewiesen

Das BfR konnte nach Sichtung der wissenschaftlichen Literatur keine Hinweise auf einen besonderen medizinisch bedingten Nährstoffbedarf bei Betroffenen feststellen. Eine Supplementierung über eine ausgewogene Ernährung hinaus sei laut der Expert:innen nicht erforderlich. Zwar könne ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen oder Proteinen die Haargesundheit negativ beeinflussen, jedoch reiche bei Menschen ohne diagnostizierten Mangel eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung aus, um dem entgegenzuwirken.

Einzelne Studien deuten zwar auf mögliche Zusammenhänge zwischen ernährungsbedingten Faktoren – wie einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel – und dem Auftreten der Alopezie hin, doch diese Beobachtungen lassen keine Kausalität erkennen, meint das BfR. Auch der Nutzen von Supplementen wie Eisen, Biotin oder anderen Mikronährstoffen bei nicht nachgewiesenem Mangel ist wissenschaftlich nicht belegt.

Hormonelle und genetische Ursachen dominieren

In experimentellen Studien an Haarfollikeln von betroffenen Frauen zeigten sich laut BfR Hinweise auf Veränderungen im Stoffwechsel, die eine verminderte Nährstoffversorgung nahelegen könnten. Daraus lässt sich jedoch keine Aussage über die Wirksamkeit oraler Supplemente im Krankheitsverlauf ableiten.

Die Pathogenese der androgenetischen Alopezie ist vielmehr auf komplexe hormonelle und genetische Mechanismen zurückzuführen, die durch Nährstoffe allein nicht beeinflusst werden können. Das BfR kommt daher zu dem Schluss, dass für Personen mit androgenetischer Alopezie keine speziellen Ernährungsanforderungen bestehen und keine besonderen Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel medizinisch indiziert sind.

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