Kratom wird im Internet nach wie vor als Mittel gegen Schmerzen, Entzündungen, Depressionen oder zur Verbesserung der Schlafqualität angepriesen. Von Nebenwirkungen wie Leberschäden, Nierenschäden und Krampfanfällen wird berichtet – in Deutschland kam es nachweislich sogar zu einem Todesfall.
Die Europäische Lebensmittelbehörde stuft das Risiko des Kratom‑Konsums aktuell als nicht abschätzbar ein, da Pharmakokinetik und pharmakologische Daten unzureichend untersucht sind. Aussagen zu gesundheitlichem Nutzen oder Langzeitsicherheit sind derzeit nicht möglich; weitere klinische Studien seien erforderlich.
In einem Aufsatz von Dr. Tobias Huter und Kollegen am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg‑Eppendorf aus dem Jahr 2024 wurde der erste deutsche Fall einer tödlichen Monointoxikation beschrieben. Ein 30‑jähriger Mann mit einer Vorgeschichte von Kokain‑, Amphetamin‑ und Cannabisgebrauch war 18 Monate zuvor nach einer Überdosierung mit Krämpfen behandelt worden und nahm das Präparat weiterhin ein. Im Zimmer fanden sich drei Packungen Kratom‑Pulver.
Die Obduktion ergab Hirn‑ und Lungenödeme, Aspirationsherde sowie Nachweise von Mitragynin und Metaboliten im Blut und Urin. Ohne Hinweise auf weitere Substanzen bestimmten die Rechtsmediziner die Kratom‑Monointoxikation als Todesursache.
Kratom ist ein in Südostasien heimischer Baum, dessen Blätter in verschiedenen Formen wie frisch, getrocknet oder fermentiert verwendet werden. Sie finden Anwendung in der traditionellen Medizin zur Behandlung von Durchfall, Fieber und Schmerzen sowie als Stimulans. In niedrigen Dosen wirkt Kratom stimulierend, in höheren Dosen schmerzlindernd und beruhigend. In sehr hohen Dosen zeigt es psychoaktive Effekte.
Die Hauptalkaloide Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin haben opioidähnliche Wirkungen, wobei auch entzündungshemmende Effekte nachgewiesen wurden. In Tierversuchen zeigte Kratom schmerzlindernde Eigenschaften und eine reduzierte Defäkationsreaktion. Der Nutzen für den Menschen ist jedoch noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Die Verbraucherzentrale NRW hat wiederholt vor Kratom gewarnt, da es ein erhebliches Nebenwirkungsprofil und ein hohes Suchtpotenzial aufweist. Tödliche Intoxikationen traten insbesondere in Kombination mit Opioiden wie Fentanyl oder Benzodiazepinen auf. Kratom-Produkte, die oft über unregulierte Internetquellen bezogen werden, sind häufig mit gefährlichen Verunreinigungen wie Schwermetallen und Salmonellen belastet. In Europa werden Kratom-Produkte oft als „nicht für den Konsum“ deklariert, jedoch findet man häufig Websites, die den Verzehr trotzdem empfehlen.
Besondere Gefahren gehen laut Verbraucherzentrale von Kratom in Kombination mit anderen Substanzen wie Koffein und Alkohol aus. Die Kombination kann die Nebenwirkungen verstärken und zu einer Atemdepression oder einem stark erhöhten Blutdruck führen. Die möglichen unerwünschten Wirkungen von Kratom umfassen unter anderem Verstopfung, Appetitlosigkeit, Leberschäden, Krampfanfälle, Halluzinationen und grippeähnliche Symptome. Ein Abhängigkeitsrisiko sei ebenfalls gegeben, und der Entzug kann mit schweren Symptomen wie Angstzuständen, Schlaflosigkeit und starkem Verlangen verbunden sein.
Auch die US-amerikanische Food and Drug Administration warnt weiterhin vor der Nutzung von Kratom, da seine Wirkung unkontrollierbar sein könne. Zudem würden häufig schädliche Verunreinigungen in den Produkten festgestellt, was die Risiken für die Gesundheit noch weiter erhöhe. Trotz weit verbreiteter Behauptungen über mögliche gesundheitliche Vorteile, wie schmerzlindernde oder beruhigende Effekte, gebe es bislang keine wissenschaftlich fundierten Belege für diese Aussagen.
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