Welt-Alzheimertag

Demenzerkrankte nicht isolieren

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Berlin -

Die Bundesregierung hat dazu aufgerufen, Demenzerkrankte und ihre Angehörigen nicht zu isolieren. „In Familien, Nachbarschaft und Quartier werden künftig immer mehr Menschen mit Demenz leben“, erklärte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) anlässlich des heutigen Welt-Alzheimertags. Diese Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen „sollen so lange wie möglich am sozialen Leben teilnehmen und in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können“.

Rund 1,6 Millionen Menschen haben den Angaben zufolge heute in Deutschland eine Demenz. Jährlich erkranken 300.000 Menschen neu. Die Gesamtzahl an Menschen mit Demenz nimmt damit jährlich um rund 40.000 zu (Differenz Neuerkrankungen zu Sterbefällen), erläuterte Schwesig.

Zur Unterstützung der Betroffenen hat die Bundesregierung die „Allianz für Menschen mit Demenz“ als eine der Arbeitsgruppen der Demografiestrategie ins Leben gerufen. Sie legte jetzt einen Zwischenbericht vor. Die Allianz sei ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Nationalen Demenzstrategie in Deutschland, erklärte Schwesig.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wies darauf hin, dass pflegebedürftige Menschen mit Demenz vom 1. Januar 2017 an endlich gleichberechtigten Zugang zu allen Leistungen der Pflegeversicherung erhalten. Zugleich profitieren sie und ihre Angehörigen von der Ausweitung der Leistungen um 20 Prozent und einer besseren Beratung. Gleichwohl bleibe die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz für Angehörige und Pflegekräfte eine große Herausforderung.

Die Bundesärztekammer (BÄK) begrüßte, dass mit der Pflegereform auch Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen mehr Unterstützung bekommen können. Aber: „Wir brauchen mehr Personal in den stationären Einrichtungen und wir müssen die ambulante Pflege, teilstationäre Angebote und betreute Wohngruppen massiv ausbauen“, erklärte BÄK-Vize-Präsident Max Kaplan.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) ist eine Demenzerkrankung eines Angehörigen auch eine große Belastung für Kinder und Jugendliche.

Immerhin 29 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland geben an, einen Familienangehörigen mit einer Demenz zu haben. 58 Prozent von ihnen macht traurig, wie sich der Erkrankte aus ihrer Sicht verändert. 30 Prozent sind sich unsicher, wie sie mit ihm umgehen sollen. Jeder Vierte äußert Angst, dem Verwandten könne etwas zustoßen. Das ZQP kommt zu dem Ergebnis: „Kinder und Jugendliche dürften im Kontext der Krankheit nicht vergessen werden.“

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