Presseschau zum Apothekenprotest

Stern: Besserverdiener wollen noch besser verdienen

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Der gestrige Protest der Apothekerschaft wurde in vielen Medien aufgegriffen.Foto: Mark Keppler
Berlin -

Rund um den Protesttag wurde viel über die Apotheken und Apotheker:innen berichtet: Sowohl in der Lokal- als auch Regionalpresse, aber auch in der Tagesschau, FAZ und Bild war darüber zu lesen. Die Berichterstattung war dabei sehr gemischt, es gab auch kritische Kommentare.

Unter der Überschrift „Die armen Apotheker? Diese Botschaft der Lobby ist unglaubwürdig“ kommentierte unter anderem ein Welt-Autor den gestrigen Protest. „Das Gesundheitssystem weist dringendere Baustellen auf als die Lohnforderungen der ohnehin gut betuchten Apotheker“, so seine Einschätzung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe recht, wenn er diesen Forderungen eine Abfuhr erteile.

Auch im Stern gab es einen ausführlichen kritischen Kommentar, „der Streik der Apotheker ist übertrieben“, so der Autor. „Nach den Beschäftigten bei den Fluggesellschaften und der Bahn sind auch die Damen und Herren sauer, die uns die Pillen verkaufen“, heißt es. Das Apothekensterben ist laut Kommentator nicht so ausgeprägt wie das Sterben im Einzelhandel: Dort sei die Zahl der Geschäfte in den letzten acht Jahren um 16 Prozent geschrumpft, bei den Apotheken waren es innerhalb von 10 Jahren 12,5 Prozent. „Was die Apotheker spüren, erleben sie nicht exklusiv. Es nennt sich Strukturwandel.“ Das Netz, „das uns mit Pillen versorgt“, sei aber im europäischen Vergleich nicht schlecht.

Pandemie & pDL als Goldgrube

Corona sei zudem „ein Geldregen für Apotheke“ gewesen, aber die pharmazeutischen Dienstleistungen sind in den Augen des Kommentators ebenso eine Goldgrube: „Eine Beratungsgebühr fließt dann, wobei Krebs- und Transplantationspatienten besonders lukrativ sind. Für die Erst-Hilfe werden 90 Euro fällig, für Folge-Tipps weitere 17,55 Euro, die man nach zwei bis sechs Monaten erneut kassieren kann.“

Sondergebühren gebe es auch, „wenn die Pharmazeuten Arzneien selbst mixen, Betäubungsmittel abgeben oder nachts ihren Laden offenhalten“, so der Autor weiter. Für die Forderungen nach Honorarerhöhungen zeigt er daher kein Verständnis, dann würden „die Krankenkassenbeiträge noch mehr steigen, damit einige Besserverdiener noch besser verdienen.“

 

Vergangene Woche hatte auch ein solcher Kommentar in der FAZ für Aufsehen gesorgt. Die Apotheken würden „auf hohem Niveau klagen“, das Verständnis für die Arbeitsniederlegung sei daher gering. „Man müsste die Gewinne transparent machen, um zu sehen, wie gut oder schlecht es den Apotheken wirklich geht“, so der Lösungsvorschlag.

Apotheker offenbaren ihre Finanzen

Der Einkommensfrage ging dann die Bild nach: Dort kamen die Apotheker Dr. Björn Schittenhelm, Inhaber der Alamannen-Apotheke in Holzgerlingen, und Mobin Tawakkul, Inhaber der Kronen-Apotheke in Cadenberge bei Cuxhaven, zu Wort und rechneten ihre Finanzen vor. Beide können demnach aktuell nicht wirtschaftlich arbeiten.

Auch ein SWR-Reporter hatte Ende Mai einen kritischen Kommentar zum Apothekenprotest geschrieben, Murat Baskur, Inhaber der Apotheke im Seerheincenter in Konstanz, reagierte darauf und setzte sich mit dem Journalisten direkt in Verbindung, um ihn über einige Missverständnisse aufzuklären.

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