Bild analysiert Apothekengewinne

Lauterbach: Kein Raum für höhere Honorare

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Berlin -

Mit dem bundesweiten Protest am kommenden Mittwoch soll der Forderung nach einer Honorarerhöhung für die Apotheken mehr Nachdruck verliehen werden. Für höhere Honorare sei im Moment aber kein Raum, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gegenüber der Bild am Sonntag (BamS).

Gegenüber der BamS erteilte Lauterbach der Forderung der Apothekerinnen und Apotheker nach mehr Geld rundheraus eine Absage: „Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum“, so der Bundesgesundheitsminister.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erwarte für 2024 ein Defizit von 3,5 bis 7 Milliarden Euro. „Legt man die 602 Millionen Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente zugrunde, die 2022 ausgegeben wurden, entstünden für gesetzlich Versicherte zusätzliche Kosten von 2,2 Milliarden Euro im Jahr“, rechnet die BamS zur Forderung nach der Honorarerhöhung vor.

Und führt auch das Corona-Argument an: „Fakt ist: Die Vergütung der Apotheker steigt langfristig. Und durch Corona haben sie zuletzt extrem gut verdient, mit Masken, Tests und Impfungen. Pandemiebedingte Umsätze laut Gesundheitsministerium: circa 3,5 Milliarden Euro. Klare Profiteure der Pandemie!“

Apotheken verdienen mehr als ihre Kunden

„Für das wirtschaftliche Überleben vieler Apotheken ist eine Erhöhung des Grundhonorars notwendig“, wird Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), zitiert. Für den Artikel wurde daher die finanzielle Lage der Apotheken nachgeschlagen, der durchschnittliche Gewinn pro Apotheke vor Steuern habe im letzten Jahr bei 163.000 Euro brutto gelegen. 2021 waren es „sogar“ 211.000 Euro. Die Abda habe betont, dass Apothekeninhaber:innen davon auch Investitionen tätigen müssten – laut BamS ist das trotzdem „ein Vielfaches dessen“, was die Apothekenkunden im Schnitt verdienen (49.260 Euro brutto pro Jahr).

Hauptgrund für das Apothekensterben seien: verödende Innenstädte, schließende Geschäfte und Online-Bestellungen. „Noch schlimmer ist es auf dem Land: Für Hausarztpraxen findet sich oft kein Nachfolger. Und die benachbarte Apotheke verliert ihre Kundschaft“, so die Bild. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening warnte, dass die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln gefährdet sein könnte, „wenn die Apothekenzahl weiter ungebremst sinkt.“

Weitere Demos nicht ausgeschlossen

„Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren“, hatte Overwiening zuvor dem „Focus“ gesagt. Die Menschen würden merken, was es bedeute, dass die Apotheke vor Ort da sei – oder nicht. „Heute werden wir mit 8,35 Euro je Medikament honoriert, seit 20 Jahren ohne relevante Anpassung. Angesichts der Kostenentwicklung brauchen wir 12 Euro, sonst rechnet es sich nicht“, sagte Overwiening. Daran führe kein Weg vorbei. In den vergangenen 20 Jahren seien die Tariflöhne um 52 Prozent und die Einnahmen der GKV um 105 Prozent gestiegen.

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