Die Zahl der Pacht-Apotheken ist rückläufig. 441 Betriebe wurden 2024 gepachtet, im Vorjahr waren es noch 486. Einer unter ihnen ist Dr. Detlef Glaß. Nach dem Verkauf seiner Berliner Apotheken wurde er von der Familie um Knut Sabelus angesprochen, die zwei Apotheken der verstorbenen Mutter zu führen. „Das Pachten fehlte mir noch in meinem Portfolio“, sagt der 63-Jährige, der jetzt zwei Sabelus XXL-Apotheken führt. Für sich selbst sieht er klare Vorteile.
Die Anfrage zur Pachtübernahme kam für Glaß überraschend. Nach dem Tod der Mutter Adelheid Sabelus im vergangenen Jahr, musste eine Nachfolgerregelung gefunden werden. Ihr Sohn konnte nicht einspringen, da er bereits drei Filialen führt. Glaß war frei und Sabelus kam auf ihn zu. „Ich kenne Knut Sabelus seit den 1990er Jahren und das sehr erfolgreiche Konzept hat mir schon immer gefallen“, sagt er.
Pachtapotheken entstehen aus unterschiedlichen Gründen. Grundsätzlich sieht das Apothekengesetz (ApoG) drei Formen der Verpachtung vor: Stirbt ein Apothekenbesitzer und erbt sein Lebenspartner als Nicht-Apotheker das Geschäft, darf dieser es solange verpachten, bis er neu heiratet. Erben die Kinder die Apotheke, dürfen sie sie für eine begrenzte Zeit verpachten – bis das jüngste Kind das 23. Lebensjahr vollendet. Beginnt eines der Kinder das Pharmaziestudium, kann die Frist bis zu dessen Beendigung verlängert werden.
Glaß pachtet seit März vom Vater von Sabelus. Zuvor hatte er seine drei Apotheken in Berlin, zuletzt die Schildhorn-Apotheke verkauft und war bereit für etwas Neues. „Ich hatte das letzte Jahr dort als angestellter Apotheker eine ‚ausschleichende Arbeitstherapie‘ und habe aus gesundheitlichen Gründen immer weiter runtergeschaltet.“ Die Pacht von zwei Apotheken in Ludwigsfelde und Bohnsdorf sieht er als neue Herausforderung: „Ich habe eigentlich schon alles gemacht, ich habe einmal eine Apotheke gekauft, habe zwei gegründet, bin mit Apotheken umgezogen, mehrfach umgebaut und habe sie neu eingerichtet.“
Der Pharmazierat will seine Erfahrungen in das XXL-Konzept miteinbringen: „Ich werde die Apotheken ins 22. Jahrhundert führen.“ Dazu gehöre etwa ein größerer Umbau. Dabei gibt es einen Vorteil als Pächter, den ein Inhaber nicht habe: „Ich hatte jahrzehntelang das wirtschaftliche Investitionsrisiko als eingetragener Kaufmann. Das wollte ich nicht mehr, zumindest nicht jetzt in dieser Zeit. Als Pächter kann ich mich einbringen, ohne wirtschaftliches Risiko. Natürlich habe ich die Verantwortung, aber ich muss nicht selber für das hohe wirtschaftliche Risiko für Investitionen haften.“
Neu für ihn am Sabelus-Konzept ist zum einen die Verteilung der Kosten wie etwa Miete: „Die Kostenstruktur ist anders als sie bei uns in der Schildhorn-Apotheke war, die ich neidvoll betrachte“, so Glaß. Zudem gebe es neue Einblicke wie in den Versand. „Da war ich noch nicht involviert und hatte keine Berührungspunkte.“ Jetzt soll das XXL-Konzept für alle sechs Apotheken weiter optimiert werden. „Wenn das läuft, werde ich mich mittelfristig wieder zurückziehen.“
Finanziell steht er als Pächter gut da: „Die Pacht ist höher als die Miete. Eine verpachtete Apotheke muss zwei Familien ernähren. Das geben viele Apotheken kaum noch her. Aber es reicht für mich zum Leben allemal.“ Auch für die Angestellten sei die Pacht eine gute Nachricht gewesen. „Die Mitarbeiter sind froh, dass sie eine Perspektive haben.“