„Apotheken enorm wichtig für Compliance“

Nach Todesfall: Apotheke erbt ungenutzte Medikamente

, Uhr
Berlin -

Welche enorm wichtige Rolle die Apotheken vor Ort für die Compliance der Patienten und Patientinnen spielen, stellte Susanne Bormann, Inhaberin der Apotheke im Nordharz Center in Blankenburg kürzlich wieder einmal fest. „Eine Verstorbene hinterließ enorm viele Medikamente, teilweise waren die Packungen gar nicht geöffnet worden“, erklärt sie. „Anhand solcher Fälle sieht man eindrücklich, dass wir das wichtigste Bindeglied zwischen Arztverschreibung und Therapietreue sind.“

Angehörige einer ehemaligen Stammkundin brachten eine große Menge an Arzneimitteln zurück in die Apotheke im Nordharz Center. Als Bormann und ihr Team die Schachteln auseinzeln, um die Medikamente fachgerecht zu entsorgen, wird das ganze Ausmaß deutlich: „Teilweise waren die verschriebenen Mittel gar nicht aufgemacht worden“, beschreibt sie. „Mehrere Prednislolon-Packungen waren noch zu, auch MTX-Präparate sowie starke Schmerzmittel wurden nicht eingenommen.“

Als Bormann in die Kundenkartei der Stammkundin schaut, fällt ihr auf, dass die Patientin über ein Jahr nicht mehr in ihrer Apotheke war. „Wenn Menschen pflegebedürftig werden und nicht mehr zu uns kommen können, wird die Zuständigkeit oft auch verschoben“, so die Inhaberin. „Pflegedienste oder auch andere Apotheken übernehmen dann häufig die Belieferung der Patienten, wichtige Daten sind aber auf den jeweiligen Kundenkarten gespeichert. Darunter kann die Compliance leiden“, erklärt sie.

„In dem aktuellen Fall haben wir Medikamente mit einem hohen finanziellen Gesamtwert entsorgen müssen. Das passiert, wenn Patienten kein Vertrauen in die Einnahme der verschriebenen Mittel haben.“

„Patienten sind häufig skeptisch“

Die Rolle der Apotheke vor Ort sei deswegen bezüglich der Compliance enorm wichtig. „Man muss die Menschen an die Hand nehmen, ihnen mit einfachen Worten erklären, welcher Nutzen von den jeweils verschriebenen Arzneimittteln ausgeht“, so Bormann. In der Praxis werde sie häufiger gefragt: „Sieht der Arzt das, wenn ich die Tabletten nicht nehme?“

Ein gutes Beispiel seien Cholesterinsenker: „Patienten kommen in die Apotheke und sind skeptisch, da ihre Werte doch gar nicht so hoch seien. Viele versuchen zunächst mit sogenannten Hausmitteln den Cholesterinspiegel zu senken. Hier sind wir in der Beratung stark gefragt“, so Bormann. „Um die Compliance zu erhöhen.“

Deswegen begrüße sie grundsätzlich auch die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). „Das ist an sich eine super Sache, wenn die Zeit und das Personal dafür da ist.“ Denn oftmals kämen Menschen mit mehr als zehn Medikamenten zur Analyse. „Der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen, aber im Endeffekt haben die Patienten einen absoluten Benefit davon und im Endeffekt werden Kosten für das Gesundheitssystem gespart.“

„Keine Frage ist zu doof“

Im Falle der Verstorbenen und den vielen ungenutzten Medikamenten hätte man so vielleicht schon früher eingreifen können. Bormann betont: „Wir sind immer für die Patienten da, keine Frage ist zu doof, wir erklären den Menschen gerne warum sie etwas verschrieben bekommen haben. Wir Apotheken sind das Bindeglied zwischen der Arztverschreibung und der Therapietreue.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte