Neubukow - Das Medizinstudium gilt als stark verschult, Lernen geht über Multiple Choice und Patientenkontakte sind rar. Das soll sich mit dem Masterplan Medizinstudium 2020 ändern. Ärzte und Patienten sollen künftig partnerschaftlich und auf Augenhöhe miteinander umgehen.
„Blutdruck 150:100“, liest der 26 Jahre alte Medizinstudent Giuliano Bandiko an seinem Messgerät ab. Das löst bei seiner Patientin, der 76-jährigen Gerda Schmidt, eine ungläubige Reaktion aus: „Das stimmt bestimmt nicht.“ Ein Lächeln ist die Antwort – der Apparat lügt nicht. Schauplatz dieser Szene ist die Praxis für Allgemein- und Familienmedizin im kleinen Neubukow bei Rostock im Rahmen einer bundesweiten Premiere.
Bandiko ist der erste Testprüfling für die künftige Prüfung für Medizinstudenten in einer Hausarztpraxis im Rahmen des Masterplans Medizinstudium 2020. Die erste klinische Testprüfung war im Februar in Heidelberg. Unter den Augen von Praxischef Stefan Stutz und der Direktorin am Mainzer Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen, Jana Jünger, untersucht der Rostocker Student seine Patientin.
Sieben Seiten umfasst das Protokoll. In der gut 45-minütigen Sitzung erfragt Bandiko ausführlich die durchaus umfangreiche medizinische Vorgeschichte der rüstigen Seniorin, das Familienleben und auch, wie sie den Tag so verbringt. Der praxiserfahrene Stutz hat für seinen künftigen Kollegen gleich noch einen Tipp, wo er während des Erklärens mit seinen Händen hin soll: „Er soll die Merkel-Raute machen.“
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