Rettung in letzter Minute

Einzige Apotheke in Ostenfeld bleibt

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Berlin -

Gut sah es nicht aus für die einzige Apotheke im nordfriesischen Ostenfeld. Inhaberin Annelore Pfeffer fand keinen Nachfolger, informierte sogar schon die zuständigen Behörden über eine bevorstehende Schließung. Gerade noch rechtzeitig erfuhr jedoch Matthias Fischer, dass der Betrieb zu haben ist. Der Apotheker zögerte nicht lange, stellte in kürzester Zeit ein neues Team zusammen und sorgt nun dafür, dass die Versorgung im Dorf weiter gewährleistet ist.

Für den 1. Oktober hatte Pfeffer das Ende der Ostenfelder Apotheke bereits angekündigt. Auch den Mitarbeitern wurde reiner Wein eingeschenkt. Fischer wurde Anfang September von Bekannten darauf aufmerksam gemacht, dass die Apotheke zum Verkauf steht. „Ich dachte mir, ich fahr einfach mal hin und höre es mir an“, erinnert sich der Pharmazeut. Die Chemie zwischen Vorgängerin und potenziellem Nachfolger stimmte sofort. Und beschloss Fischer: „Ich mach‘s, wenn ich Mitarbeiter finde.“

Die Mitarbeitersuche ist gerade auf dem Land kein leichtes Unterfangen. „Doch da habe ich wirklich Glück gehabt und innerhalb von zwei, drei Wochen ein tolles Team gefunden“, freut sich Fischer über die nun achtköpfige Belegschaft. Und die Bewohner von Ostenfeld und der umliegenden Gemeinden konnten aufatmen. „Viele hatten Angst, wie die medizinische Versorgung ohne Apotheke im Ort aussehen würde. Einige spielten sogar mit dem Gedanken umzuziehen“, berichtet der Inhaber. Denn die Ostenfelder Apotheke ist die einzige im Umkreis von rund zehn Kilometern.

Für die Arbeit seiner Vorgängerin hat Fischer nur lobende Worte übrig: „Es ist einfach super, was sie hier auf die Beine gestellt hat.“ Die Apotheke laufe gut und Pfeffer habe einen guten Draht zu den Kunden gehabt. Klar, dass der neue Eigentümer nicht auf die Expertise der langjährigen Inhaberin verzichten möchte. „Frau Pfeffer wohnt mit ihrem Mann Dr. Joachim Pfeffer im selben Haus, in dem sich auch die Apotheke befindet. Sie steht mir jederzeit als Ansprechpartnerin mit Rat und Tat zur Seite“, ist Fischer froh über die Unterstützung.

Auch deswegen möchte der Apotheker im Betrieb nicht viel verändern, sondern an das Werk seiner Vorgängerin anknüpfen. Nur technisch sollen einige Dinge auf den neuesten Stand gebracht werden, zudem plant Fischer den Aufbau einer Onlinepräsenz. „Doch das kommt alles nach und nach, erst möchte ich mit dem neuen Team alles zum Laufen bringen“, erläutert der Inhaber. Angst vor den kommenden Herausforderungen haben Fischer und seine Mitarbeiter aber nicht: „Gemeinsam sind wir stark!“

Auch dass Ostenfeld mit 1500 Einwohnern eigentlich zu wenige für einen rentablen Apothekenbetrieb hat, macht dem Pharmazeuten keine Sorgen: „Das Umland macht‘s. Viele Menschen aus der Region kommen zu uns. Und denen bieten wir dann auch den ländlichen Rundum-Service.“ Zudem sei die Gemeinde für einen Ort dieser Größe infrastrukturell gut aufgestellt, es gibt eine Gemeinschaftspraxis dreier Allgemeinmediziner sowie eine Zahnärztin. Den neuen Apotheker im Ort haben die Einwohner gut aufgenommen: „Alle sind heilfroh, dass es mit der Apotheke weitergeht. Ich habe noch nie einen so starken Draht zwischen Apotheker und Kunden gespürt wie hier.“

Fischer, der seit acht Jahren selbstständig ist und zwei Apotheken in Kiel und Groß Wittensee betreibt, schaut daher optimistisch in die Zukunft. „Mein einziges Bedenken ist, dass wir Apotheker uns nicht genug gegen die Entwicklungen in der Branche wehren“, so der Inhaber. Sein Berufsstand halte zu wenig zusammen. Doch auch in der Politik müsse ein Umdenken stattfinden. „Die Politik muss uns als Partner ansehen, dann wird´s auch was mit der Versorgung. Machen die Politiker weiter wie bisher, kriegen wir auf dem Land Probleme“, so Fischer. Aber: „Ich bin und bleibe Optimist.“

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