Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben

Bayern verliert die nächste Apotheke

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Berlin -

Robert Götz führt vier Apotheken – noch. Denn eine seiner Filialen, die Götz Apotheke in Eching, hat am 30. Juni zum letzten Mal geöffnet. Damit trifft es erneut einen Betrieb in der bayerischen Landesregion. Steigende Kosten, Bürokratie und vor allem zu wenig Honorar ließen dem Inhaber keine andere Wahl, als die Apotheke zu schließen.

„Die Schließung der Filiale resultiert aus wirtschaftlichen Gründen“, erklärt Götz. Es ist der kleinste Betrieb unter seinen Apotheken, die er vor 14 Jahren übernommen hat. „Sie war eigentlich immer einigermaßen gewinnbringend. Aber durch die extrem gestiegenen Kosten, den enormen bürokratischen Aufwand und nicht zuletzt wegen dem seit 2004 de facto gleichbleibenden gesetzlich festgelegten Apothekenhonorar ergibt für mich die Weiterführung keinen Sinn mehr. Im Endeffekt lege ich da nur drauf.“

Hinzukommend nennt der Inhaber auch Standortfaktoren, die zur Entscheidung beigetragen haben. Beispielsweise habe sich eine Arztpraxis verlagert, deren Rezepte nun in einer nähergelegenen Apotheke eingelöst werden. Götz hat sich nun dazu entschieden, die Standorte, die stabiler laufen, noch besser betreuen zu wollen. „Man braucht schon ein ordentliches Paket an Verwaltungskapazitäten. Mehrere Betriebe bedeuten einen ordentlichen Organisationsaufwand.“

Innovation kostet Geld

Der Verlust sei unfassbar schade. Auch die Kund:innen seien sehr traurig über die Schließung der kleinen Apotheke. „Es ist die älteste Apotheke hier im Ort. Sie ist auch nicht so winzig, dass sie keine Bedeutung hat, aber es ist wirtschaftlich einfach zu knapp geworden für den enormen Aufwand, der betrieben werden muss. Man muss in jedem Betrieb eine volle Mannschaft vorrätig halten. Auch eine Filiale ist eine Voll-Apotheke, die alle Anforderungen gleichermaßen erfüllen muss.“

Götz betont, dass die Schließung Ende Juni mit Sicherheit nicht Team oder dessen Leistung begründet liegt. „Ich bin wirklich froh, einen stabilen Mitarbeiterstamm zu haben. Personal zu finden, ist momentan überhaupt nicht leicht. Wenn man gute Mitarbeiter:innen hat, gibt man sie ungern her.“

„Wir waren immer innovativ und haben eine gescheite Leistung erbringen können. Aber um auch innovativ bleiben zu können, braucht man eine gewisse Grundausstattung an Liquidität.“ Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) argumentiere aktuell fadenscheinig, dass es den Apotheker:innen gut gehe. „Wir hätten ja alles und noch dazu während der Pandemie gut verdient. Klar gab es da die ein oder andere Apotheke, die mal verdient hat, aber was hat man bitte schön dafür auch leisten und organisieren müssen? Zudem wird dieser Gewinn durch den erhöhten Kassenabschlag aufgezehrt.“

„Wir brauchen die Honorarerhöhung“

Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken verschlechtere sich rapide. Auch deshalb müsse dieser Protest jetzt sein. „Wir brauchen die Honorarerhöhung, auch um die Mitarbeiter:innen besser bezahlen zu können.“

Der Beruf werde finanziell immer unattraktiver, „weil man nicht mehr bezahlen kann – das ist einfach so“. Götz: „Das Honorar wurde seit zehn Jahren nicht erhöht, aber im Grunde seit Anfang an nicht gescheit angepasst.“ Von der Politik werde man seit Jahren derart ignoriert. Das Protestvorhaben Mittwoch empfand Götz daher als absolut berechtigt, findet aber auch, dass der Berufsstand es nicht gewohnt sei zu „streiken“. „Wie bringt man Leute dazu, sich zu beteiligen? Es ging ja nicht um einen gewerkschaftlichen Streik gegen den Arbeitgeber. Es war einer gegen das System. Es ist nicht ganz einfach gewesen, das flächendeckend umzusetzen.“

Götz war jedenfalls dabei. Auch im Umland sei die Protestbereitschaft groß gewesen. Eine seiner Apotheken hatte Notdienst am 14. Juni – Götz habe hierfür nur den Klappendienst angeboten, „um ein deutliches Signal zu senden“.

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