Wasser und Seife statt Sekt und Häppchen

Apotheker ohne Grenzen: Jubiläum in der Krise

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Berlin -

Die humanitäre Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) feiert in diesen Tagen ihr 20-jähriges Bestehen. Doch zum Feiern ist niemandem so richtig zumute: Die Coronakrise fordert auch die global helfenden Apotheker in höchstem Maße.

Wasser und Seife statt Sekt und Häppchen: So begehen die Apotheker ohne Grenzen ihren 20. Geburtstag in zahlreichen Projekten von Argentinien über Burundi bis zu den Philippinen. Denn vor allem die Volkswirtschaften und Gesundheitssysteme in den Ländern des globalen Südens trifft die Covid-19-Pandemie besonders hart. „Zum Vereinsjubiläum wollten wir unsere Projekte in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit stärken und ausbauen, doch nun leisten wir vor allem kurzfristige Nothilfe, um die Menschen im globalen Süden auch während der Corona-Pandemie mit Arzneimitteln zu versorgen“, sagt Vorstandsvorsitzender Jochen Schreeck.

Schreeck gehörte zu den 37 Apothekern, die den gemeinnützigen Verein am 7. Juni 2000 in Eschborn gründeten. AoG wurde damals als humanitäre Organisation innerhalb des internationalen Netzwerks „Pharmaciens sans Frontières“ ins Leben gerufen. Die wiederum waren 15 Jahre zuvor in Frankreich nach dem Vorbild von „Ärzte ohne Grenzen“ gegründet worden. Mittlerweile hat der Verein mehr als 2.000 Mitglieder in 15 Regionalgruppen bundesweit.

Bis heute hat AoG sich auf die Fahnen geschrieben, schnelle und flexible pharmazeutische Nothilfe nach Katastrophen zu leisten und aktiv in langfristigen Projekten lokale sowie internationale Partner mit der Beschaffung von lebenswichtigen Medikamenten und pharmazeutischem Knowhow zu unterstützen. Um in einen Noteinsatz zu gehen, müssen Apotheker zuvor zwei AoG-Schulungen abschließen.

Darin werden ihnen zur Einsatzvorbereitung Grundlagen und Prinzipien der humanitären Hilfe vermittelt, aber auch operative Kenntnisse wie die Strukturierung eines medizinisch-pharmazeutischen Teams, Zusammensetzung und Anwendung von Emergency Health Kits, Themen wie Medikamentenbedarf, Beschaffung, Transport und Vergabe, aber auch Tropen- und Reisemedizin. Außerdem müssen darauf vorbereitet werden, sich in fremden Ländern zurechtzufinden, weshalb auch interkulturelle Kommunikation, lokale Gesundheitssysteme, die Sicherheit im Einsatz und eine psychologische Schulung für den Einsatz, Krisenmanagement und Selbstschutz auf dem Lehrplan stehen – zumindest prinzipiell, denn wegen der Coronakrise fallen beide Schulungen in diesem Jahr aus.

Das gehört jedoch zu den weniger ernsten Folgen der Covid-19-Pandemie. Viel ernster sieht es dort aus, wo AoG derzeit Nothilfe leistet. „In den Projektländern steigen die Preise für Arzneimittel und es muss zusätzliche Ausrüstung für die Gesundheitszentren – von Seife über Schutzmasken bis hin zu Aufklärungspostern – beschafft werden“, erklärt Schreeck. „In Deutschland können wir derzeit keine Einsatzkräfte schulen, und die ehrenamtlichen Projektkoordinatoren müssen ihre Partner ausschließlich aus der Ferne betreuen.“ Eine Ausnahme unter den globalen Projekten sei jedoch das Gesundheitszentrum in Villa Zagala in Buenos Aires, wo die AoG-Projektleiterin Dr. Carina Vetye seit März vor Ort ist und die lokale Versorgung in der Slum-Apotheke aufrechterhält. Auch die beiden deutschen AoG-Projekte in der Obdachlosenhilfe in Mainz und Berlin werden vor Ort intensiv betreut, so AoG.

„Wir sind uns bewusst, dass schwierige Zeiten auf uns zukommen werden, aber wir wären nicht Apotheker ohne Grenzen, wenn wir nicht weiter über die Grenzen hinwegschauen würden“, sagt Schreeck. „In unserem Jubiläumsjahr mit dem Motto ‚20 Jahre grenzenlos helfen‘ machen wir genau das, was wir seit 20 Jahren gut können: Menschen weltweit durch pharmazeutische Kompetenz ein Leben in Gesundheit zu ermöglichen. Um diese Vision aktiv zu erfüllen, freuen wir uns natürlich über jede Spende und jeden ehrenamtlichen Einsatz unserer Mitglieder.“

 

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