Rheine

Dokumentarfilmer entdeckt Apotheke

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Berlin -

Ein Dokumentarfilm soll die Geschichte der Löwenapotheke im münsterländischen Rheine festhalten. Denn die mittlerweile geschlossene Apotheke wurde 1677 erstmals urkundlich erwähnt – ihr letzter Besitzer weiß viele spannende Geschichten zu erzählen. Ein Brand hätte das Projekt fast verhindert; doch nach einem Jahr Renovierungsarbeiten konnte der Verkaufsraum, der mittlerweile Museum ist, wieder geöffnet werden.

Stefan Planckermann wollte sich 2002 zur Ruhe setzen. Daher schloss er die Löwenapotheke und verkaufte das Gebäude. Der neue Besitzer und das Verkehrsbüro Rheine konnten Planckermann aber überzeugen, Besucher durch den Verkaufsraum der Offizin zu führen. In 45-minütigen Führungen bringt er ihnen inzwischen die Geschichte des Hauses nahe. Etwa 800 Gäste kommen jedes Jahr in die Museumsapotheke, viele davon selbst Apotheker.

Die passenden Gegenstände zur Veranschaulichung befinden sich ebenfalls in dem Museum. Das älteste Exponat ist eine gut 200 Kilo schwere Tinkturpresse. „Sie besteht aus sehr dichtem Tropenholz, deswegen konnten ihr Holzwürmer in den vergangenen 300 Jahren nichts anhaben“, erklärt Planckermann. Eine Sammlung von Buchenholzgefäßen sei ähnlich alt: „Der Inhalt ist auch noch original“, sagt er. So befänden sich in einem Behälter sogenannte Lapis cancrorum, Steine aus dem Magen von Flusskrebsen. „Die Steine wurden gemahlen und gegen Sodbrennen eingesetzt“, berichtet Planckermann.

Gerne erzählt Planckermann bei den Führungen von der Geschichte des Apothekengebäudes. An derselben Stelle stand die Löwenapotheke bereits seit 1677, damals war sie in einem Fachwerkhaus untergebracht. Planckermanns Großvater kaufte das Gebäude im Jahr 1909 von der damaligen Inhaberfamilie. Der Apotheker hatte beschlossen, sein Geschäft aufzugeben, nachdem in Rheine die dritte Apotheke eröffnet hatte.

Das Fachwerkhaus war zu alt und wurde abgerissen. Die Lücke in der Häuserreihe habe einigen Bewohnern von Rheine gut gefallen: Vom Marktplatz sei dadurch die Kirche zu sehen gewesen, sagt Planckermann. Etwa 30 Briefe liegen bis heute in der Museumsapotheke, in denen sich die Bürger bei seinem Großvater gegen den Neubau aussprachen.

Doch der Apotheker setzte sich durch und ließ 1933 das heutige Gebäude bauen. „Früher gehörte ein ganzes Haus zu einer Apotheke“, erklärt Planckermann. Heute dagegen sei das Apothekenmuseum nur in einem Raum im ersten Stock untergebracht. Daher könnten auch höchstens 30 Besucher an einer Führung teilnehmen. In den anderen Teilen des dreigeschossigen Hauses befänden sich mittlerweile ein Restaurant und Büros, berichtet er.

Den Besuchern erklärt er auch inzwischen fast vergessenen Apothekerhandgriffe. „Ich zeige den Besuchern, wie früher Pillen gedreht und Zäpfchen gegossen wurden“, sagt Planckermann. „Eine Grundzutat von Zäpfchen war damals Kakaobutter. Ich habe einen Teller weiße Schokolade dabei, die ebenfalls hauptsächlich daraus besteht. Das erstaunt viele“, sagt er.

Woher er dieses Wissen habe? „Ich gehöre zur letzten Generation, die vor dem Pharmaziestudium noch eine zweijährige Apothekerlehre machen musste“, berichtet er. Dabei habe er das alles gelernt. Planckermann ist inzwischen 73. „Deshalb soll auch jetzt der Dokumentarfilm gedreht werden: um ihn im Apothekenmuseum abzuspielen, wenn ich nicht mehr bin“, sagt er.

Hobbyfilmer Heinz Schulte, der das Projekt geplant hat, nennt etwas andere Gründe: „Herr Planckermann erzählt die Geschichte der Löwenapotheke sehr interessant – und auch sehr humorvoll.“ Schulte plant den Film auch als Teil einer Dokumentation über die Stadtgeschichte. Planckermann sei ein wichtiger Zeitzeuge, der viel über die Geschichte der gesundheitlichen Versorgung in Rheine wisse. „Am 30. August ist der erste Drehtermin. Dabei werden wir Planckermann mit einer Besuchsgruppe im Museum filmen“, berichtet Schulte.

Vor knapp einem Jahr wäre das Projekt beinahe am Ende gewesen, bevor es begonnen hatte: Im Dachgeschoss des ehemaligen Apothekengebäudes brach ein Feuer aus. Löschwasser sorgte im ganzen Haus für erhebliche Wasserschäden. „Die Museumsapotheke blieb weitgehend verschont“, beruhigt Planckermann. Das mehrere Jahrhunderte alte Inventar habe keinen Schaden davongetragen. Doch der Fußboden musste erneuert werden.

Nach einem Jahr Urlaub während der Renovierungsarbeiten hat Planckermann Anfang des Monats wieder mit Führungen begonnen, pünktlich zur Nacht der Museen in Rheine. Zur kommenden Nacht der Museen will Schulte seinen Dokumentarfilm über die Löwenapotheke zeigen können.

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