Bad Schwalbach

Kurschatten im Apothekenmuseum

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Berlin -

Das Apothekenmuseum im hessischen Bad Schwalbach ist vielseitig: Wanderausstellungen, Konzerte und sogar Trauungen locken Gäste an. Doch das Highlight der Ausstellung ist eine mehr als 350 Jahre alte Apothekeneinrichtung.

2002 eröffnete die Historikerin Dr. Martina Bleymehl-Eiler das Museum in der Kurstadt. Genau genommen ist es kein Apothekenmuseum, sondern ein Kur-Stadt-Apothekenmuseum. Denn wie die im 16. Jahrhundert bekannt gewordenen Mineralquellen den Ort prägten, zeigt die Ausstellung ebenfalls.

Der größte Teil der Exponate stammt allerdings aus der Sammlung des Apothekers Rudolf Kocher. Ihm gehörte die Adler-Apotheke in Bad Schwalbach, die am 14. Mai 1642 gegründet wurde – mitten im Dreißigjährigen Krieg. Erst in den 1940er Jahren wurde die Apotheke modernisiert. Die historische, über drei Jahrhunderte hinweg gewachsene Inneneinrichtung lagerte Kocher zunächst im Hintergebäude. Zur Museumseröffnung verschenkte er das Mobiliar an Bleymehl-Eiler. „Damit verfügen wir im weiten Umkreis über ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt die Museumsleiterin.

In den vergangenen Jahren schenkte Kocher dem Museum noch weiteres Apothekeninventar aus seiner Sammlung; darunter waren etwa eine Salbenmühle, ein Destilliergerät und ein Demineralisator. Zudem vermachte er Bleymehl-Eiler pharmazeutischen Lehrbücher und Rezepte. Um die neuen Exponate unterzubringen, hat das Apothekenmuseum eine neue Vitrine angeschafft.

Kocher ist noch auf andere Weise im Museum präsent: Obwohl er inzwischen über 90 Jahre alt ist, führt er Besucher durch das Museum und erklärt die Ausstellungsstücke. Und er spielt die Hauptrolle im Museumsfilm, in dem er erklärt, wie früher Pillen gedreht und Zäpfchen gegossen wurden. Der Film werde auch als Unterrichtsmaterial verwendet und in anderen Apothekenmuseen in Deutschland und Südtirol gezeigt, sagt Bleymehl-Eiler. Zudem kann er als Andenken gekauft werden.

Die Leiterin wird von zehn ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Diese helfen, wenn Führungen oder Aktionstage veranstaltet werden, denn dann geht es praxisnah zu: Silberpillen, Pfefferminzpastillen und Duftkugeln können die Besucher selbst herstellen und mit nach Hause nehmen.

Drei Räume des Museums widmen sich der Geschichte der Stadt als Heilbad. Der Arzt Dr. Jakob Theodor schrieb 1581 ein Buch über die Mineralquellen um Bad Schwalbach. Daraufhin strömten Kurgäste in die Kleinstadt, um mit Moor-, Trink- und Badekuren ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Passend dazu hat Bleymehl-Eiler mit Mainzer Kulturanthropologie-Studenten eine Wanderausstellung zum Thema „Der Kurschatten – ein Tabu bei Licht betrachtet“ zusammengestellt. Die Ausstellung wurde bereits mehr als 20 Mal ausgeliehen.

Im Untergeschoss des Museums hat die Museumsleiterin zudem die historische Druckwerkstatt des „Aar-Boten“ untergebracht. Die Zeitung erschien erstmals 1861 und ist seit 1972 eine Lokalausgabe des Wiesbadener Tagblatts. Alle Ausgaben des Blatts können im Museum digital eingesehen werden. An den Aktionstagen können Besucher außerdem mit einer Handdruckpresse selbst drucken.

Das Apothekenmuseum eignet sich auch als Veranstaltungsort: Paare können sich in den Räumen trauen lassen. Auf Wunsch organisiert Bleymehl-Eiler das Catering, Blumen und einen Pianisten. Außerdem veranstalte das Museum regelmäßig Sonntagskonzerte, so die Museumsleiterin. Solisten und Ensembles treten in sogenannten Roten Salon auf. Manchmal geben auch Musikstudenten aus der Region im Apothekenmuseum ihr Debüt.

Für Ausstellungen hat das Apothekenmuseum jährlich ein Etat von 3600 Euro. Damit lasse sich nur wenig auf die Beine stellen, sagt Bleymehl-Eiler. Das wiederum mache sich in den Besucherzahlen bemerkbar: 1800 kamen im vergangen Jahr – 250 weniger als 2014. Sie hofft, dass der Trend in diesem Jahr wieder nach oben zeigt.

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