Sonderausstellung

Vom Moosmännel und der Apothekerin

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Berlin -

Das Falkensteiner Heimatmuseum stellt normalerweise das Leben der Menschen im sächsischen Vogtland im 19. Jahrhundert vor, Sitten, Bräuche und die jüngere Geschichte. In einer aktuellen Sonderausstellung mit dem Titel „Pülverchen, Salben, bittere Pillen“ zeigen Annelie Reyer und ihr Team noch bis zum 17. April, wie früher in den Apotheken Arzneimittel hergestellt wurden.

Hinter Vitrinen können Museumsbesucher viele Schaustücke besichtigen, von denen die meisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen: Präzisions- und Handwaagen, Spritzen, Morphinfläschchen und viele auf Latein beschriftete Standgefäße für die unterschiedlichsten Arzneimittel gehören dazu. „Es stehen außerdem Literatur und eine Diabetiker-Tasche noch aus DDR-Zeiten in den Vitrinen“, sagt Reyer, die sich seit 2005 ehrenamtlich für das Heimatmuseum engagiert.

Zusammen mit den neun anderen Mitgliedern des Falkensteiner Heimat- und Museumsvereins stellte Reyer die Ausstellung zur Geschichte des Apothekenwesens auf die Beine. Die meisten Ausstellungsstücke sind Leihgaben der Apothekerin Helga Herold. „Sie ist einfach auf uns zugekommen und hat uns gefragt, ob wir zusammen eine Ausstellung machen wollen“, so Reyer.

Herold gründete 1991 die Central-Apotheke in Falkenstein und arbeitet seit mehr als 50 Jahren in der Branche. Sie hatte die Idee zur kleinen Kabinettsausstellung. Die Gegenstände für die Ausstellung kommen zum Teil aus ihrem Privatbesitz, zum Teil hat sich die Apothekerin die Dinge von Kollegen zusammen geborgt. Die Exponate hat sie selbst in den Vitrinen arrangiert und beschriftet.

Der Zulauf könnte Reyer zufolge allerdings größer sein: „Leider ist der Besuch bislang nicht so überwältigend. Die Leute tun sich mit solchen kulturellen Angeboten ein wenig schwer. “ All diejenigen aber, die sich die Sonderausstellung im Heimatmuseum für 2,50 Euro nicht entgehen lassen wollen, haben die Gelegenheit, noch bis zum 17. April Eindrücke aus dem Innenleben der historischen Apotheke zu sammeln.

Das Heimatmuseum gehört nach eigenen Angaben übrigens zu den ältesten im Vogtland und in ganz Sachsen. Es wurde 1930 zur Osterzeit gegründet. Ideengeber war der Heimatdichter Willy Rudert, der mit anderen Interessierten das Museum schuf. Heute hat es vor allem das Ziel, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass es ohne das Erinnern und Bewahren der Vergangenheit auch keinen Fortschritt geben kann.

Kennzeichnend für die Falkensteiner Stadtgeschichte und das Vogtland im Allgemeinen war neben der Landwirtschaft auch die Textilindustrie. Nicht von ungefähr steht daher ein alter Handwebstuhl vom Anfang des 19. Jahrhunderts als ältestes Exponat im Museum. Zu der ständigen Ausstellung gehört auch eine riesige Sammlung an Moosmännel-Figuren. Die Weihnachtssage vom im Wald lebenden Moosmann, der den Menschen für gute Taten drei Handvoll Laub schenkt, das sich zu Gold verwandelt, findet im Heimatmuseum ebenso seinen Platz.

Für den Sommer planen Reyer und ihr Team des Falkensteiner Heimatmuseums bereits eine neue Sonderausstellung. Dann wird sich alles um das Thema Buchdruck drehen. Geöffnet hat das Museum samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 17 Uhr.

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