Parallelhandel

Kohl: Reimporte sichern Großhandelsrabatte

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Berlin -

Zu den politischen Zielen der ABDA zählt neben verschiedenen Honorarforderungen die Abschaffung der Importquote. Die Einsparungen seien gering, das Sicherheitsrisiko zu groß. Die Reimporteure widersprechen vehement: Die Apotheken seien auf die Einsparungen angewiesen, die Großhändler ebenfalls. Außerdem hätten die Apotheker die Quote selbst ausgehandelt, erinnert Jörg Geller, Geschäftsführer von Branchenprimus Kohlpharma.

Zuletzt habe Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), beim Großhandelstag erneut über die Importquote lamentiert, so Geller. Er kann die Forderung der Apotheker nicht verstehen: Schließlich sei die Quote eine einschränkende Konkretisierung des Wirtschaftlichkeitsgebots. Nach dem Sozialgesetzbuch seien Apotheken nämlich grundsätzlich zur Abgabe preisgünstiger Arzneimittel verpflichtet – mithin oftmals Importen. Die zusätzlich im Gesetz verankerte Importförderklausel präzisiere lediglich den Preisabstand auf mindestens 15 Prozent oder 15 Euro im Vergleich zum Original. Ähnlich hatte vor einem Jahr die Apothekenkooperation MVDA argumentiert.

Nicht zu verwechseln seien diese gesetzlichen Vorgaben mit der vereinbarten Importquote von 5 Prozent. GKV-Spitzenverband und DAV seien als Vertragspartner frei gewesen, die 2001 ausgehandelte Quote anders zu regeln. „Man hätte sie zum Beispiel nicht für jede Kasse einzeln, sondern übergreifend für alle Kassen vereinbaren können. Das war anscheinend nicht gewollt“, so Geller. Das könnten die Apotheker aber heute weder der Politik noch den Importeuren vorwerfen. „Auch eine Beteiligung der Apotheker an den Einsparungen hätte man regeln können, hat man aber nicht“, so Geller.

Mehr als 14.000 Euro an Einsparungen realisiert Geller zufolge jede Apotheke für die Solidargemeinschaft allein mit Importen. Würde dieser Sparbeitrag wegfallen, könnte dies den Apotheken auf die Füße fallen, schätzt der Kohlpharma-Geschäftsführer.

Die Apotheker wären Geller zufolge aber nicht nur direkt betroffen, sondern zusätzlich über ihre Einkaufskonditionen: „Ohne Parallelhandel wären schon heute praktisch alle Großhändler zutiefst in den roten Zahlen“, ist Geller überzeugt. Große Player der Branche bestätigten dies. Schließlich kauften auch die Großhändler Importe günstiger ein – und verdienten mehr daran. Diese Zusatzerträge setzen sie für die Einkaufskonditionen der Apotheken ein, so Geller. DAV-Chef Becker müsse sich also Fragen zur Gegenfinanzierung der Margenverluste bei Großhändlern und Apotheken gefallen lassen, wenn er die Importquote abschaffen wolle.

Die Importeure widersprechen vor allem dem Argument, dass die Importquote für die Kassen finanziell nicht viel bringe. Das direkte Einsparpotential aus dem Preiswettbewerb liegt laut einer Studie der Importeure 340 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kämen aber geschätzt drei Milliarden Euro aus indirekten Einsparungen, weil die Hersteller mit Blick auf die Importkonkurrenz ihre Preise anpassen würden.

Der Marktanteil der Importe lag im vergangenen Jahr nach Umsatz bei 19,6 Prozent. 2006 habe der Anteil Geller zufolge noch bei 22,7 Prozent gelegen. Hintergrund für den Abfall sind die zunehmenden Rabattverträge der Krankenkassen mit Originalherstellern sowie die zwischenzeitliche Erhöhung der Herstellerabschläge, die etliche Produkte für den Import unattraktiv werden ließen.

Dennoch liegt die Quote regelmäßig weit über dem vereinbarten Mindestwert. Das gilt für die PKV gleichermaßen. Bei einzelnen Präparaten wie Cymbalta, Stalevo oder Cipralex war bei den Privatversicherern sogar mehr als jede dritte Verordnung ein Import, berichtete Geller beim Jahreskongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Der Preisabstand zum Original pendelt seit Jahren um eine Marke von 7 Prozent.

Dass der Parallelimport ein „Einfallstor für Fälschungen“ sei, wie BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Broich unlängst äußerte, halten die Importeure für Unfug. Sie sehen sich als „weitere Kontrollstufe in der legalen Lieferkette“. So sei die gefälschte Ware im „Fall Italien“ bei einem Importeur aufgefallen.

Wie alle Hersteller unterliegen laut Geller auch die Parallelhändler der Überwachung durch die zuständigen Behörden. Bei der Auswahl der Lieferanten seien die Importeure extrem streng: Zunächst erfolgt eine Basis-Recherche mit Analysen der Geschäftstätigkeit oder Creditreform-Auskünften. Bei Google Earth schaut Kohlpharma nach, ob an der angegebenen Adresse ein Lager oder vielleicht nur ein Bürogebäude liegt.

In den nächsten Schritten werden die Dokumente wie die Großhandelserlaubnis überprüft, es folgt eine direkte Befragung. Erst dann wird ein Vertrag geschlossen und Ware bezogen. Die Wareneingangskontrolle bleibe auch danach engmaschig. Zu den Kernforderungen des Verbandes der Arzneimittelimporteure (VAD) zählt ein zentrales europäisches Register für alle Großhändler sowie eine Überprüfung und Harmonisierung der Zulassungen.

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