Arzneimittelkriminalität

Durchsuchungen wegen gefälschtem Omeprazol

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Berlin -

Es ist vermutlich einer der größten Fälschungsskandale im deutschen Arzneimittelmarkt. Bislang unbekannte Täter sollen Omeprazol Ratiopharm gefälscht und über Pharmagroßhändler in Verkehr gebracht haben. Am Dienstag wurden bundesweit 39 Geschäftsräume und Niederlassungen durchsucht.

Bereits Mitte Februar hatte das Regierungspräsidium Tübingen zwei Chargen von Omeprazol in den Dosierungen von 20 und 40 mg und der Abpackung zu 100 Stück zurückgerufen. Betroffen waren die Chargen E008 und E018.

Kurz darauf nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf. Um weitere Beweismittel zu sichern und eventuell zu beschlagnahmen, wurden am Dienstag mehrere Großhändler durchsucht. Namen wollte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft nicht nennen.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC waren die Ermittler in 17 der bundesweit 19 Niederlassungen sowie der Zentrale von Gehe. Alleine aus den Vertriebszentren des Stuttgarter Pharmagroßhändlers waren bei der Rückrufaktion mehr als 2300 Packungen zurückgegeben worden.

Die Ermittler interessierten sämtliche Buchhaltungs- und Geschäftsunterlagen von Januar 2011 bis heute. Darin eingeschlossen sind Lieferscheine, Rechnungen oder Gutschriften. Die gefälschten Produkte waren zu diesem Zeitpunkt bereits komplett zurückgegeben worden.

Nach bisherigen Erkenntnissen soll der Stuttgarter Großhändler nichts von den Fälschungen gewusst haben. „Wir sind weder Beschuldigte noch Zeugen“, so ein Sprecher. Die Aktion richte sich nicht gegen Gehe.

Laut Staatsanwaltschaft stehen unbekannte Täter im Verdacht des gewerbsmäßigen Inverkehrbringens gefälschter Arzneimittel, der gewerbsmäßigen Kennzeichnungsverletzung und des gewerbsmäßigen Betrugs. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Fälschungen in Spanien hergestellt wurden.

Die Produkte entsprachen weder in der Zusammensetzung noch in der Kennzeichnung dem Original. Bezüglich des verwendeten Wirkstoffes weisen sie laut Staatsanwaltschaft aber einen hohen Standard auf und sind den Behörden zufolge unbedenklich. Wie die Fälschungen nach Deutschland gekommen sind, ist unklar.

Laut Ratiopharm bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung für die Patienten. Aus Rücksicht auf ermittlungstaktische Maßnahmen könne man derzeit aber keine weiteren Auskünfte geben.

Der Protonenpumpenhemmer gehört zu den häufig verordneten Arzneimitteln und ist fast in jeder Apotheke vorrätig. Laut Arzneiverordnungsreport wurden 2011 rund 865.000 Packungen abgegeben. Allerdings hatte es damals einen Einbruch um mehr als 40 Prozent gegeben. Aktuell ist Ratiopharm Rabattpartner bei der KKH Allianz sowie über Portfolioverträge bei verschiedenen BKKen und der DAK. Ab Juni ist die Bietergemeinschaft neben Stada und Heunet Rabattpartner der AOK.

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