Hyperhidrose: Glycopyrronium statt Aluminium Alexandra Negt, 26.06.2020 13:58 Uhr
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Hilfe bei Hyperhidrosis: Dr. Wolff könnte bald eine Alternative zu Aluminiumchlorid auf den Markt bringen. Foto: DWaschnig/ Shutterstock.com
Berlin - Ungefähr 5 Prozent der Menschen leiden an Hyperhydrosis. Das übermäßige Schwitzen ist zwar selten gesundheitsgefährdend, jedoch für die Betroffenen sehr unangenehm. Um große Schweißflecken zu vermeiden, nutzen viele ein hoch dosiertes Aluminiumchlorid-Deo. Der Stoff steht seit längerem in der Kritik und wird mit Brustkrebs und Demenz in Verbindung gebracht. Dr. Wolff will mit einer Glycopyrroniumbromid-Creme bald eine Alternative bieten – das Dermatikum hat die Phase-IIIa erfolgreich erreicht und steht kurz vor der Zulassung.
Bei der Zubereitung handelt es sich um eine 1-prozentige Glycopyrroniumbromid-Creme, der Wirkstoff befindet sich in einer O/W-Grundlage. Glycopyrroniumbromid gehört zu der Gruppe der Parasympatholytika und dient eigentlich der Bronchienerweiterung. Der Wirkstoff wird auch präoperativ angewendet, um die Speichel- und Magensaftsekretion herabzusetzen. Zu den bekannten Nebenwirkungen gehören: Schweißreduktion, Mundtrockenheit, Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schwindel, Somnolenz, Schwäche, Übelkeit, Obstipation, Gastroenteritis und Sehstörungen. Bei dermaler Anwendung sind weitaus weniger Nebenwirkungen zu erwarten. Die Schweißhemmung ist bei der axillaren Anwendung der gewünschte Effekt.
Die primäre axilläre Hyperhidrose wird durch eine Fehlregulierung der Schweißdrüsen verursacht. Normalerweise unterscheidet man zwei Arten der Schweißproduktion: das thermoregulatorische Schwitzen, kontrolliert durch den Hypothalamus, und das emotional bedingte Schwitzen, hauptsächlich kontrolliert über das limbische System. Bei der Hyperhidrose können zwei Formen unterschieden werden: Neben der primären Form, die vor allem Bereiche betrifft, wo es durch Aktivierung des limbischen Systems zur Schweißproduktion kommt (Achseln, Stirn, Füße), gibt es noch die sekundäre Form: Hier liegt meist eine Störung des zentralen oder peripheren Nervensystems vor. Die Glycopyrroniumbromid-Creme soll zur Behandlung der primären Form zugelassen werden.
Die aktuellen Studienergebnisse zeigen, dass die Substanz bei dermaler Anwendung wirkt und gleichzeitig ein geringes Nebenwirkungsprofil hat. Nach vierwöchiger täglicher Anwendung zeigte sich bei den Probanden eine signifikante Schweißreduzierung in den Achseln gegenüber der Placebo-Vergleichsgruppe. Neben der guten lokalen Verträglichkeit konnte auch die systemische Sicherheit bestätigt werden. Das Parasympatholytikum zeigte kaum muskarinerge systemische Nebenwirkungen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Mundtrockenheit traten nur selten auf. Die Patienten beschrieben durch die Anwendung der Creme eine deutlich verbesserte Lebensqualität.
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