Langjähriger Sanacorp-Chef

Dr. Jürgen Brink verstorben

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Berlin -

Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Sanacorp, Dr. Jürgen Brink, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Er hatte in seiner 33-jährigen Amtszeit aus einer lokalen Einkaufsgemeinschaft einen bundesweit führenden Großhändler aufgebaut.

„Dr. Jürgen Brink war eine hoch geschätzte, markante Unternehmerpersönlichkeit, die im Pharmagroßhandel und in der Apothekerschaft unvergessen bleiben wird“, würdigt die Sanacorp in einem Nachruf. „Mit unermüdlichem Engagement, immensem Wissen und sicherem Instinkt hat er der Apothekerschaft ein erfolgreiches apothekereigenes Wirtschaftsunternehmen aufgebaut. Als einer der ganz großen Akteure im pharmazeutischen Groß­handel und unbeirrbarer Verfechter des Genossenschaftsgedankens, hat er seinen Beruf als Berufung verstanden und sich immer mit ganzer Kraft den vorliegenden Aufgaben und den vielfältigen Herausforderungen gestellt.“

In zahlreichen nationalen und internationalen Funktionen habe er sich bleibende Verdienste um den pharmazeutischen Großhandel erworben und den Apothekerinteressen Stimme, Kraft und Ausdruck verliehen. „Auch im Ruhestand blieb er unserem Unternehmen mit ganzem Herzen verbunden und begleitete die weitere Entwicklung. Dieser beachtlichen Lebensleistung gebührt unser aller Dank und Respekt.“

1937 in Neuwied am Rhein geboren, studierte Brink Volkswirtschaft in Bonn und Wien. Nach der Promotion arbeitete er für die Kölner Rundschau und das ­Bundespresseamt, bevor er 1963 Referent für betriebswirtschaftliche Fragen beim Deutschen Genossenschaftsverband wurde. In dieser Funktion erstritt er vor Gericht erfolgreich den Belieferungsanspruch des genossenschaft­lichen Pharmagroßhandels, woraufhin ihm 1969 der Chefposten bei Wiveda angeboten wurde.

In den folgenden Jahren konnte die bayerische Genossenschaft unter seiner Führung ihr Geschäft deutlich ausbauen. Brink setzte Änderungen in der Struktur durch und setzte mehrere Fusionen durch: Unter seiner Regie kam es zum Zusammenschluss von Wiveda und Wigesa, zur Übernahme der Firma Donner und schließlich 1988 zur Fusion von Egwa und Wiveda mit der Umbenennung fünf Jahre später.

Um die geplante Übernahme der Anzag finanzieren zu können, setzte Brink 1994 eine neue Gesellschaftsstruktur mit der Ausgründung des operativen Geschäfts und anschließendem Börsengang von 25 Prozent des Kapitals als stimmrechtslose Vorzugsaktien durch. Alle Stimmrechte blieben so bei der Genossenschaft; auch die Immobilien wurden vom Apothekerunternehmen an die Aktiengesellschaft und die operativen Gesellschaften untervermietet.

Die Übernahme der Anzag scheiterte viele Jahre später am Bundeskartellamt; auch die Fusion mit dem österreichischen Branchenprimus Herba Chemosan kam nicht zustande, weil bei der Genossenschaft mit Sitz in Wien stattdessen Gehe zum Zuge kam. Stattdessen ist Sanacorp heute mit der französischen Genossenschaft Astera (Cerp Rouen) über ein Joint Venture verbunden.

Auch für die Branche setzte sich Brink ein, etwa als Vorsitzender des deutschen, des europäischen und des Weltpharmagroßhandelsverbands, im Bayerischen Genossenschaftsverband, im Beirat der Deutschen Bank, der Industriebank und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.

Als Brink 2002 den Vorstandsvorsitz an Manfred Renner übergab, war aus einer regional agierenden Einkaufsgenossenschaft ein bedeutender Player im deutschen Pharmagroßhandel geworden. „Der Lotse geht von Bord“, sagte der damalige Aufsichtsratschef Jürgen Funke über den „Wirtschaftskapitän“ der Sanacorp. Auch nach seiner Pensionierung blieb Brink insbesondere im geschichtlichen Bereich sehr aktiv und besuchte auch regelmäßig Apotheker- und Großhandelstreffen. Für sein Lebenswerk wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, unter anderem war er Ehrenvorsitzender des Vorstands der Sanacorp.

 

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