Keine Masken: In sechs Wochen droht der Stillstand Cynthia Möthrath, 04.04.2020 09:00 Uhr
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Kai Schleenhain fühlt sich von der Politik alleingelassen – schließlich seien auch Pharmaunternehmen systemrelevant. Foto: Hennig Arzneimittel
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Denn bei Hennig wird die notwendige Schutzausrüstung der Mitarbeiter knapp. Foto: Hennig Arzneimittel
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Neben Mundschutz und Atemmasken, fehlt es auch an Schutzbrillen und Ganzkörper-Overalls. Foto: Hennig Arzneimittel
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Für etwa sechs bis acht Wochen ist noch Ausrüstung vorhanden, danach wird es knapp. Foto: Hennig Arzneimittel
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Im worst-case würde die Produktion stillstehen und die gesamte Lieferkette des Unternehmens zusammenbrechen. Foto: Hennig Arzneimittel
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Die Politik sei überfordert und verstehe nicht, wie verflochten das ganze System sei – durch einen Produktionsstillstand bei den Pharmaunternehmen würde zu einem späteren Zeitpunkt die Patientenversorgung gefährdet werden. Foto: Hennig Arzneimittel
Berlin - Nicht nur Apotheken, Kliniken und Arztpraxen bekommen die Folgen der aktuellen Corona-Krise zu spüren – auch mittelständische Pharmaunternehmen wie Hennig Arzneimittel in Flörsheim haben zu kämpfen. Geschäftsführer und Inhaber Dr. med. Kai Schleenhain macht deutlich, welche Probleme und Folgen die Krise mit sich bringt, auch weil die Politik solche Unternehmen derzeit alleine lasse.
Nur eine Frage der Zeit
Corona stellt alle vor besondere Herausforderungen: Denn Hennig fertigt nicht nur eigene Arzneimittel an, auch für andere Firmen wird produziert und konfektioniert. Rund 120 Mitarbeiter sind direkt an der Lieferkette beteiligt: Darunter Mitarbeiter in Labor, Produktion, Konfektionierung und Versand. „Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Corona-Fall auftritt“, meint Schleenhain. Im Außendienst habe es bereits einen Fall gegeben. Ein Fall innerhalb der Lieferkette sei jedoch dramatisch: Denn wenn die Kette unterbrochen wird, weil die Mitarbeiter in Quarantäne müssen, stehen die Abläufe still.
Schützausrüstung schwindet
Deshalb versucht das Unternehmen möglichst gut vorzubeugen: Der bisherige Kantinenbetrieb wurde weitestgehend aufgelöst. Die Mitarbeiter dürfen nur noch innerhalb ihrer Schichten Kontakt haben und sich ansonsten nicht begegnen. In vielen Abteilungen sei der Sicherheitsabstand allerdings nicht einzuhalten. Daher sollen die Mitarbeiter Mundschutz tragen, um die anderen nicht zu gefährden. Doch genau hier besteht das Problem: Die Schutzausrüstung wird von Tag zu Tag knapper – wann Nachschub kommt, ist unklar. „Die Bestellungen laufen zwar, aber es ist nicht absehbar, wann neue Ware kommt“, erklärt Schleenhain.
Derzeit laufe zwar noch alles in normaler Größenordnung, was aber, wenn es wirklich zu einem Erkrankungsfall kommt, oder die Schutzkleidung ausgeht? Neben einfachem OP-Mundschutz fehlen auch FFP2- und FFP3-Masken, sowie Schutzbrillen und Ganzkörper-Overalls: Diese sind notwendig, damit GMP-gemäß produziert werden kann. Normalerweise ist die Nachbestellung kein Problem, nun werden Pharmaunternehmen jedoch aufgrund der Knappheit nicht mehr berücksichtigt. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen erhalten den Vortritt.
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