Fehlender Impfstoff

Zweitimpfungen: Alliance will Dosen nachliefern

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Berlin -

Dass Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern nicht genügend Dosen für Zweitimpfungen bekommen, hat offenbar mit dem Großhandel zu tun. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC sind mehrere Kund:innen von Alliance Healthcare Deutschland (AHD) betroffen. Aus Frankfurt kommt nun die Botschaft, dass die fehlenden Mengen nachgeliefert werden.

„Wir können bestätigen, dass es bei der Verteilung der Impfstoffe zu Kürzungen kommen musste“, erklärt eine Sprecherin von AHD auf Nachfrage. Der Großteil der offenen Bestellungen könne am Montag geliefert werden. „Die dann noch offenen Impfstoffmengen werden den Apotheken schnellstmöglich nachgeliefert. Die hierdurch entstandenen Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr.“

Wie gestern berichtet, wurde mehreren Apotheken nicht nur die komplette Bestellung für Erstimpfungen gestrichen, sondern zum Teil auch die Zweitimpfungen. Alle waren Kunden bei AHD, von anderen Großhändlern wurden solche Probleme nicht gemeldet. Die Apotheken bringt der Engpass in eine schwierige Situation, denn sie mussten nicht nur entscheiden, welchen Praxen sie weniger Impfstoff liefern als benötigt, sondern sich auch rechtfertigen, warum es diese Probleme bei anderen Apotheken nicht gibt.

Ein betroffener Apotheker hatte 84 Vials für die Zweitimpfungen bestellt, erhält er aber nur 70. Eine Kollegin bekommt zunächst 38 statt 40 Vials für Zweitimpfungen. Auch andere Kolleg:innen berichten, von solchen Problemen betroffen zu sein oder davon gehört zu haben. Das Wirtschaftsministerium in Schwerin hat sich bereits eingeschaltet.

In Mecklenburg-Vorpommern fangen in zwei Wochen die Sommerferien an. Praxen, die gleich die ersten Ferienwochen im Urlaub sind, wissen nicht, wohin sie die abgesagten Zweitimpfungen verschieben sollen. Denn wenn für den ursprünglichen Termin schon ein Intervall für sechs Wochen angelegt wurde, die beiden Wochen danach schon mit Impfungen ausgebucht sind und die Praxis danach noch einmal für eine oder zwei Wochen geschlossen ist, dann kann der Abstand zwischen beiden Impfungen schnell auf eine Länge wachsen, die nicht mehr ohne Weiteres vertretbar ist.

AHD hat bereits mehrfach im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff für Ärger gesorgt: Ein Apotheker aus Baden-Württemberg musste im Mai 100 Vials zurückschicken, weil diese offensichtlich zu stark durchgeschüttelt waren. Der Großhändler lieferte umgehend nach; was letztlich zum Transportschaden geführt hat, blieb unklar. Ein Apotheker aus Passau, der mit der AHD-Tochter CPL im Clinch liegt, erhielt im April zunächst überhaupt keinen Impfstoff, obwohl dieser zugesagt war. Erst als er die Staatsanwaltschaft informierte und es den Alliance-Vorstand wissen ließ, lenkte der Großhändler ein und schickte den Impfstoff doch noch per Taxi vorbei. In der ersten Woche wunderten sich Kunden noch über vermeintlich leere Boxen: Die zwölf Vials waren etwas improvisiert in kleinen Plastiktüten mit Klebeband an der Seite der Wanne befestigt.

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