Hanf-Kassen gegen Warteschlangen

Wegen Cannabis: „Habe gutes Personal verloren“

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Berlin -

Die Collini-Apotheke in Mannheim ist eine Anlaufstelle für medizinisches Cannabis. Bereits seit mehr als zehn Jahren gibt Inhaber Ralf Busch bereits Medizinalhanf ab. Er versorgt mehr als 1000 Patientinnen und Patienten und ließ zuletzt wegen der hohen Nachfrage zwei seiner fünf HV-Plätze als Cannabis-Kassen ausweisen. Auch wenn das Geschäft gut läuft, gibt es negative Seiten.

Zwei Kassenplätze sind mit einem Hanfblatt als Symbol deutlich als Rezeptannahmestellen für Cannabis-Verordnungen ausgezeichnet.Foto: Collini-Apotheke

Busch begann mit der Abgabe von medizinischem Cannabis, indem er im eigenen Sterillabor Schmerzpumpen und -kassetten befüllte. „Das hatte mit der Versorgung von Hospiz- und Palliativpatienten zu tun“, sagt er. Mittels Sondergenehmigung versorgte er ab 2013 auch Tumorpatientinnen und -patienten sowie Kundschaft mit Muskelschwund oder Multipler Sklerose (MS). Als Medizinalhanf 2017 als Betäubungsmittel (BtM) verordnet werden konnte, kam Schwung in den Geschäftsbereich.

Nicht alle stehen hinter Medizinalcannabis

Medizinalcannabis sei seitdem vielfach gefragt, sagt er. Vor anderthalb Jahren sei der Versand aus Platzgründen ausgegliedert worden. Die Ausweitung war jedoch nicht nur positiv. „Wir haben damals gutes Personal verloren, was ich bedauert habe. Es waren Mitarbeiter, die keinen Zugang zu Cannabis hatten und den auch nicht wollten. Es war vor drei bis vier Jahren nicht leicht, Mitarbeiter zu finden, die sich damit identifizieren können. Das ändert sich gerade.“ Der Geschäftsbereich wird bei ihm von Apotheker Alexander Daske geleitet, der ein Experte in dem Gebiet ist.

Auch vor Ort spielen die Cannabis-Verordnungen spätestens seit dem Aus des BtM-Rezepts eine große Rolle. Deshalb seien zwei der fünf Kassenplätze als Cannabis-Abholstellen in der Offizin ausgewiesen. „Wegen der Dokumentation dauert die Abgabe länger und es bilden sich Schlangen“, sagt Busch. Die Trennung soll den Ablauf vereinfachen und zu kürzeren Wartezeiten bei der restlichen Kundschaft sorgen.

Generell sei das Angebot von Medizinalcannabis ein Gebiet, das nicht einfach sei, sagt der Apotheker mit Blick auf die Entwicklung, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen in den Markt einsteigen. „In der heutigen Zeit greift natürlich jeder nach einem Strohhalm, um etwas zu verdienen. Wenn man sich intensiv mit dem Geschäft beschäftigt, dann klappt das auch, dazu gehört auch das richtige Angebot an Beratung und ein gewisser Lagerbestand.“ Wer jedoch nur drei bis fünf Kundinnen oder Kunden habe, kann nicht mithalten. Dann lohne es sich allein wegen der kurzen Haltbarkeit nicht.

Skepsis gegenüber Cannabis-Plattformen

Busch bietet Ärztinnen und Ärzten an, sich über einen passwortgeschützten Bereich zu informieren, welche Blütensorten verfügbar sind. Dafür müssen sie einen Nachweis per Mail zuschicken, welcher sie als Arzt ausweist. „Leider dürfen wir die Verfügbarkeit nicht öffentlich anzeigen, da es sich um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel handelt.“

Das Rezept wird Busch zufolge von den Telemedizinern direkt an die Apotheke übermittelt. Verordnungen von Anbietern wie DrAnsay oder Cannazen würden automatisch in das System eingespielt, eine manuelle Bestellung entfalle.

Auch wenn er die Rezepte beliefert – die Entwicklung, dass medizinisches Cannabis von Online-Ärztinnen oder -Ärzten verschrieben wird, betrachtet der Apotheker skeptisch: „Ich finde, dass in diesem Bereich durchaus mehr reglementiert werden muss.“ Eine Rückkehr zum BtM-Rezept sei aber wegen des hohen bürokratischen Aufwands nicht der richtige Weg. „Die Politik muss sich Gedanken machen, dass es in den richtigen Bahnen läuft.“

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