Laut des aktuellen Cannabis-Barometers der Plattform Bloomwell sind die Preise für Cannabis im Verlauf des vergangenen Jahres weiter gefallen, während die Patientenzahlen weiterhin steigen. Die beiden Gründer und CEOs von Bloomwell fordern, dass die nächste Bundesregierung die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass die Branche weiterhin wachsen kann.
Laut eines aktuellen Reports der Bloomwell Group haben die Preise für ein Gramm medizinisches Cannabis im vierten Quartal des vergangenen Jahres einen neuen Tiefstand erreicht. Gleichzeitig sei die Zahl der Verordnungen seit der Teillegalisierung im April 2024 rasant angestiegen. Die Branche habe dennoch die hohe Nachfrage sicher und zuverlässig bedienen können, erklärt Bloomwell.
Die Untersuchung zeigt, dass die Cannabispreise mit der neuen Gesetzeslage zunächst kurzfristig gestiegen seien, seitdem jedoch kontinuierlich gefallen wären. Im vierten Quartal 2024 hätten sie einen neuen Tiefpunkt erreicht. Im Oktober und November lagen die günstigsten Preise für ein Gramm medizinisches Cannabis laut Bloomwell jeweils bei 3,99 Euro. Der Durchschnittspreis fiel im November auf 8,35 Euro pro Gramm – ein Rückgang im Vergleich zu 9,27 Euro im Januar desselben Jahres. „Patient:innen können sich heutzutage in Deutschland wahrscheinlich so günstig versorgen, wie in keinem anderen Land weltweit“, heißt es im Barometer.
Außerdem steige der Anteil der von Apotheken abgegebenen sehr günstigen medizinischen Cannabisblüten (unter 6 Euro pro Gramm) sowie der günstigeren Blüten (6 bis 8,99 Euro pro Gramm). Das Angebot sei inzwischen folglich ausreichend, um Patient:innen, die selbst für die Therapiekosten aufkommen, einen günstigen Zugang zu ermöglichen. Auch die Auswahl sei weiter gewachsen. Im Dezember sind laut Bloomwell 451 verschiedene Produkte abgegeben worden, im April 2024 waren es weniger als 100 Sorten.
Im Laufe des vergangenen Jahres seien auch potentere Sorten zunehmend beliebter geworden. Während im ersten Quartal monatlich noch wenige Cannabis-Blüten mit einem THC-Gehalt von mehr als 25 Prozent verordnet worden seien, sei ihr Anteil im November und Dezember auf 29 Prozent angestiegen. „Eine Erklärung ist, dass immer mehr Patient:innen nach ihrer Eingewöhnungsphase aufgrund von Gewöhnung einen schrittweise gesteigerten THC -Gehalt für den gleichen Wirkeffekt benötigen“, heißt es im Barometer. Der durchschnittliche THC-Anteil sei bis Ende des Jahres auf 23,4 Prozent gestiegen. Im Januar habe er bei 21,8 Prozent gelegen.
Auch die Zahl der Verordnungen steigt weiter: Im Dezember 2024 sei sie laut Report über 1000 Prozent höher gewesen als im März 2024. „Trotz der rasanten Zunahmen an Cannabis-Patient:innen haben die Unternehmen, Ärzte und Apotheken eine sichere Versorgung gewährleistet“, erklärt Niklas Kouparanis, Co-Gründer und CEO von Bloomwell. Entgegen einzelner öffentlicher Verlautbarungen habe es im vergangenen Jahr keine Lieferengpässe gegeben.
Auch die großen Befürchtungen, dass durch die Legalisierung Krankenhäuser mehr belastet werden könnten, hätten sich inzwischen als unbegründet erwiesen, bestätigt Mitgründer und CEO Dr. Julian Wichmann. „Im Gegenteil: Medizinisches Cannabis hat deutlich seichtere Nebenwirkungen als viele andere Medikamente zur Therapie von Volkskrankheiten wie Schlafstörungen, chronischer Schmerzen oder Migräne und kann auch dort eine sinnvolle Alternative darstellen, wo es aktuell an anderen medizinischen Behandlungsformen mangelt – beispielsweise bei Schlafstörungen.“
Wichmann ergänzt: „Die meisten Menschen, die in Deutschland Cannabis zu sich nehmen, verfolgen medizinische oder zumindest gesundheitliche Motive.“ Der niedrigschwellige Zugang zur Cannabis-Therapie erfülle vor diesem Hintergrund einen großen Mehrwert für die Volksgesundheit. Dank digitaler Plattformen erhielten Patient:innen inzwischen einen zuverlässigen, ärztlich betreuten und einfachen Zugang zu medizinischem Cannabis, das nach pharmazeutischen Standards hergestellt und verarbeitet werde.
„Wir stehen ganz am Anfang einer neuen Epoche“, betont Kouparanis. Cannabis sei bereits vor Jahrhunderten ein weit verbreitetes Heilmittel gewesen. Nach Jahrzehnten der Stigmatisierung habe die Bundesregierung einen Wandel in Deutschland eingeläutet, der auch eine Vorbildfunktion für andere europäische Länder einnehme. „Es ist nun Aufgabe der kommenden Bundesregierung, die regulatorischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass weiter Arbeitsplätze entstehen, Investoren Sicherheit erhalten und Innovation gefördert wird, damit Patient:innen weiterhin von einem kostengünstigen Therapiezugang profitieren“, fordert Kouparanis.
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